Hybridveranstaltung

BRING berichtet über Preissteigerungen

Freitag, 04. März 2022 | 19:46 Uhr

Bozen – Heute fand im Haus der Tierzucht in Bozen die diesjährige Vollversammlung des Beratungsringes Berglandwirtschaft (BRING) als Hybrid-Veranstaltung statt. Obmann Daniel Gasser begrüßte die Mitglieder und die Ehrengäste und betonte, dass das Jahr 2021 ein nicht ganz einfaches, aber insgesamt dennoch ein sehr gutes für die Südtiroler Berglandwirtschaft war und die Landwirtinnen und Landwirte das umfangreiche Beratungs- und Weiterbildungsangebot des Beratungsringes Berglandwirtschaft gut genutzt haben. Daniel Gasser bedankt sich bei allen Partnern für den sehr wertvollen Austausch und die gute Zusammenarbeit im vergangenen Jahr.

Auch das Jahr 2021 stand im Zeichen der Corona-Pandemie. Deutlich zeigt sich dies in der Preissteigerung für die in der Landwirtschaft notwendigen Betriebsmittel ebenso wie bei den hohen Kosten im Bausektor.  Die gestiegenen Kosten belasten die kleinstrukturierten Betriebe in Südtirol. Umso wichtiger wird die Beratung des BRING im Bereich Betriebswirtschaft. Gemeinsam mit den Landwirtinnen und Landwirten werden Konzepte ausgearbeitet, Investitionen geprüft und mögliche Alternativen aufgezeigt. Leider werden die Preise, vor allem jene der Futtermittel, aktuell auch den Krieg in der Ukraine negativ beeinflusst.

Tätigkeitsbericht vorgestellt

Christian Plitzner, Direktor der Beratungs- und Weiterbildungsorganisation stellte den umfangreichen Tätigkeitsbericht des abgelaufenen Jahres vor. In Summe waren die 26 Angestellten des BRING im Jahr 2021 mit über 9.200 Beratungsstunden bei den Südtiroler Berglandwirtschaftsbetrieben vor Ort. Die Beratung erfolgt über alle produktionstechnischen Bereiche hinweg bis hin zur Betriebswirtschaft und findet als Einzelberatung vor Ort am Betrieb oder als Gruppenberatung, wie zum Beispiel in Form von Flurbegehungen, statt. Einen großen Stellenwert hat der BRING auch als Weiterbildungsorganisation. Corona-bedingt wurden die meisten Kurse in Form von Online-Seminaren abgewickelt. Großen Wert legte man bei der Erarbeitung der einzelnen Kursinhalte auf Praxisnähe und Aktualität der Themen. Aktuelle Themen der Berglandwirtschaft diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch bei den BRING-Tagungen. So stand im Jänner im Rahmen der traditionellen Berglandwirtschaftstagung der Klimawandel im Fokus der Diskussion und bei der Vinschger Berglandwirtschaftstagung im Herbst die Themen Tier- und Pflanzengesundheit. In Form eines Webinars fand auch die Stein- und Beerenobsttagung im Februar statt. Mit einer Vielzahl an Veröffentlichungen, Vorträgen und Rundschreiben werden sowohl BRING-Mitglieder als auch Nicht-Mitglieder laufend über aktuelle Themen rund um die Berglandwirtschaft informiert. Durch die Mitarbeit an Projekten und in Arbeitsgruppen ist der BRING mit allen in der Berglandwirtschaft relevanten Akteuren sehr gut vernetzt.

Mitgliederanzahl steigt

Erfreut zeigten sich Obmann Daniel Gasser und Direktor Christian Plitzner darüber, dass die Mitgliederanzahl kontinuierlich steigt. Mit Ende des Geschäftsjahres 2021 waren über 1.640 Betriebe Mitglied des BRING. Durchschnittlich nehmen die Mitgliedsbetriebe des BRING fünf Beratungen jährlich in Anspruch.

Können wir auf Nutztiere verzichten?

Dieser provokanten Frage widmete sich der Gastvortrag von Prof. Dr. Wilhelm Windisch von der Technischen Universität München im Rahmen der heurigen Vollversammlung. Dieser lehrt und forscht an der Technischen Universität in München.

In der öffentlichen Diskussion wirft man landwirtschaftlichen Nutztieren oftmals vor, sie seien Nahrungskonkurrenten, Umweltverschmutzer und Klimakiller, allem voran die Wiederkäuer mit ihren Methan-Emissionen. „In der Tat kann eine allzu intensive Tierproduktion zu solchen negativen Erscheinungen durchaus beitragen“, so der Wissenschaftler. Aber eine Landwirtschaft ganz ohne Nutztiere wäre ebenfalls höchst problematisch. Entscheidend ist die richtige Balance der Tierproduktion im Gesamtsystem der landwirtschaftlichen Kreislaufwirtschaft.

Die Weltbevölkerung wächst und gleichzeitig schrumpft die Verfügbarkeit der landwirtschaftlichen Nutzfläche pro Erdenbürger in bedrohlichem Ausmaß. Vor diesem Hintergrund geraten Nutztiere als potenzielle Nahrungskonkurrenten immer mehr in die Kritik. Dabei wird häufig vergessen, dass der allergrößte Teil der landwirtschaftlichen Biomasse vom Menschen gar nicht essbar ist. Durch die Nutztierfütterung können daraus höchstwertige Lebensmittel gewonnen werden. Diese Leistung vollbringen insbesondere die Wiederkäuer.

Nahrungskonkurrenz zum Menschen

Rindfleisch und Milch können bis zu einer mittleren Leistungshöhe völlig ohne Nahrungskonkurrenz zum Menschen erzeugt werden, da Rinder die bereits erwähnte Biomasse verwerten können. Unter diesen Bedingungen stellen die relativ hohen Footprints (ausgestoßene CO2-Äquivalente, Stickstoff-Emissionen, Landverbrauch, etc.)  auch keine grundsätzliche Umweltbelastung dar, denn sie sind Teil des landwirtschaftlichen Stoffkreislaufs. Eine Ausnahme bildet das Methan, welches im Zuge der mikrobiellen Umsetzungen in den Vormägen der Wiederkäuer unvermeidlich entsteht.  „Wenn dann auch noch die unvermeidlichen Methan-Emissionen der Wiederkäuer so klein wie möglich gehalten werden, sind die verbliebenen Bürden von Milch und (Rind)Fleisch im Vergleich zum klimatischen Gewinn des Gesamtsystems in jedem Fall tolerierbar“, so Prof. Windisch.

Insekten und Kunstfleisch als Alternative

Insekten werden häufig als neuartige Alternativen für die herkömmliche Tierproduktion beworben. Sie sind zwar durchaus gute „Lückenfüller“ für Biomasse, die anderweitig gerade nicht verwertbar ist, und sie sind hocheffizient, wenn sie mit hochwertiger (also vom Menschen essbarer) Biomasse gefüttert werden. Damit geraten sie in Nahrungskonkurrenz zum Menschen. Zu echten Alternative würden Insekten erst dann werden, wenn sie nicht essbare Biomasse besser verwerten als Wiederkäuer.

Noch ungünstiger fällt die Beurteilung von Kunstfleisch auf der Basis von Zellkulturen aus. Das „Futter“ dieser Zellkulturen muss aufwändig aus höchstwertigen veganen Lebensmitteln gewonnen werden. Kunstfleisch ist demnach ein massiver Nahrungskonkurrent des Menschen. Als Alternative taugt es erst dann, wenn man die Zellkultur wie einen Wiederkäuer ausschließlich mit nicht-essbarer Biomasse betreiben könnte, was derzeit technisch (noch) nicht darstellbar ist.

Völlig anders sind dagegen „vegane Alternativen“ wie etwa Haferdrink zu beurteilen. So fallen bei ihrer Herstellung aus pflanzlichen Ernteprodukten große Mengen an nicht-essbarer Biomasse an. Wenn man diese an Nutztiere verfüttert, entsteht aus der derselben Menge an pflanzlichem Ausgangsmaterial insgesamt mehr Nahrung als bei ausschließlicher Verwendung für den Menschen bzw. für Nutztiere. Solche veganen Produkte sind demnach keine echte „Alternative“ zu Fleisch, Milch und Eiern.

„Insgesamt muss die zukünftige Landwirtschaft die Umwelt- und Klimawirkung der Erzeugung von Lebensmitteln so klein wie möglich halten. Dies gelingt nur unter Einbindung von Nutztieren in eine ausbalancierte Kreislaufwirtschaft. Der Schlüssel für die optimale Intensität der Nutztierhaltung liegt in der Orientierung an der unvermeidlich anfallenden, nicht essbaren Biomasse bei maximaler Futtereffizienz des Gesamtsystems – gemäß dem Schlagwort low input – high output“, so Prof. Windisch abschließend.

Als Ehrengäste waren neben dem Obmann der Vereinigung der Südtiroler Tierzuchtverbände Siegfried Gatterer, auch Direktorin des Sennereiverbandes Annemarie Kaser sowie Barbara Mock, Direktor des Südtiroler Bauernbundes Siegfried Rinner, die Landtagsabgeordneten Manfred Vallazza und Franz Locher, Bauernjugend-Landesleiterin Angelika Springeth und Bauernjugend-Landesobmann Raffael Peer anwesend.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Beratungsring Berglandwirtschaft (BRING)

Der Beratungsring Berglandwirtschaft (BRING) ist die Beratungs- und Weiterbildungsorganisation für die Berglandwirtschaft in Südtirol. Der BRING hat als Genossenschaft das Ziel, das Fortbestehen der Südtiroler Berglandwirtschaft fachlich zu begleiten und zu unterstützen und damit den Erhalt der landwirtschaftlichen Betriebe nachhaltig zu sichern. Dieses Ziel wird durch eine unabhängige Fachberatung, der Abhaltung zahlreicher Weiterbildungsveranstaltungen, Lehrfahrten sowie Fachtagungen und -publikationen erreicht.
 

 

 

 

 

 

Von: bba

Bezirk: Bozen