Von: mk
Brixen – Eine Konditorei in Brixen sorgt italienweit für Aufsehen, und zwar dank eines Plakats an der Glastür, dessen Foto derzeit im Internet kursiert. Darauf steht klipp und klar: Unter 60 Euro werden keine Zahlungen mit Bankomatkarte akzeptiert.
Bei der Konditorei handelt es sich um das „Cafè am Gries“, das sich in der Nähe des Doms befindet. Aufmerksam darauf wurde unter anderem die bekannte Kolumnistin Selvaggia Lucarelli, die über 1,2 Millionen Follower hat und auf Facebook und Instagram ein Foto des Plakats veröffentlichte.
Zuletzt schrieb das Gesetz vor, dass sämtliche Zahlungen auch mit Karte gemacht werden können. Die Mitterechtsregierung rund um Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat allerdings angekündigt, diese Regel mit dem Bilanzgesetz kippen zu wollen. Kartenzahlungen sollten laut Vorschlag erst ab 60 Euro verpflichtend sein. Doch solange das Parlament die Neuerung nicht gutheißt, ist sie noch nicht in Kraft.
Einige Kaufleute, Taxifahrer – und eben die Konditorei in Brixen – haben die Änderung allerdings bereits vorweggenommen. Dass er durch das Plakat in Konflikt mit dem Gesetz kommt, befürchtet der Betreiber nicht. „Erst vorgestern kam die Finanzpolizei vorbei und sie hat nichts gesagt“, erzählt er laut einem Bericht der Online-Ausgabe des Corriere. Auch dass Kunden vom Schild abgeschreckt werden, glaubt er nicht. „Wir haben gute Süßspeisen und tolle Gäste. Wenn jemand nicht zehn Euro in der Tasche hat, ist es besser, er kommt nicht herein“, erklärt der Inhaber der Konditorei.
Kritisch äußerte sich hingegen die Bloggerin. „Mit Giorgia Meloni immer weiter in Richtung Zukunft. Und darüber hinaus“, schrieb Selvaggia Lucarelli unter dem veröffentlichten Foto. Weil in einer Konditorei kaum jemand mehr als 60 Euro ausgibt, seien die Kunden praktisch gezwungen, in bar zu bezahlen. Tausende Kommentatoren teilten darauf ihre Ansichten zu Vor- und Nachteilen der Pflicht, bargeldlose Zahlungen unabhängig vom Betrag zu akzeptieren.
Zahlungen mit Karte oder Smartphone sind sicher und leicht zu handhaben – zumindest für jüngere Menschen. Einerseits wird der Kassenbon stets ausgestellt, wodurch die Einkünfte sicher versteuert werden. Durch die Nachvollziehbarkeit der Geldflüsse wird der Bürger andererseits aber auch gläserner. Während die einen Kommentatoren erklärten, so ein Lokal nicht zu betreten, wiesen andere auf die Gebühren hin, die die Betreiber bei Zahlungen mit der Karte den Banken zahlen müssen.
Bislang scheint das „Cafè am Gries“ in Südtirol als einziger Betrieb vorgeprescht zu sein. Wie der Direktor vom Kaufleuteverband Confesercenti, Mirco Benetello, laut einem Bericht des Alto Adige erklärt, habe er bislang von keinem weiteren Fall gehört. „Doch es stimmt, dass die Auswirkung der Gebühren vor allem bei kleinen Beträgen ein Thema bleibt.“
Der Verband auf nationaler Ebene hat sich erst kürzlich an die Regierung gewandt, damit die Gebühren gesenkt werden. Feststeht, dass bargeldloses Zahlen – unabhängig vom Betrag – mittlerweile in vielen Ländern gang und gäbe ist. Ob es sich ein Tourismusland wie Südtirol leisten kann, aus der Reihe zu tanzen, bleibt fraglich.
Der ehemalige Südtiroler Parteisekretär vom PD, Alessandro Huber, meint hingegen bissig: „Die wahre Frage ist: Warum schreiben sie das Schild auf Italienisch?“