Deutscher Notenbanker sprach auch von möglichen Zinserhöhungen der EZB

Bundesbank-Chef: Geldpolitik bei Handelskonflikten gefordert

Montag, 18. November 2024 | 11:59 Uhr

Von: APA/Reuters

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel sieht bei einem stärkeren Auseinanderdriften der großen Wirtschaftsräume auch die Geldpolitik gefordert. Sollte im Zuge einer zunehmenden wirtschaftlichen Fragmentierung künftig der Inflationsdruck steigen, hätten Notenbanken alle Mittel, um einer solchen Situation zu begegnen, sagte Nagel am Montag auf einer Veranstaltung in Tokio laut Redetext.

Für die Europäische Zentralbank (EZB) würde das am Ende bedeuten, dass sie höhere Zinsen beschließen müsste, um die Inflation in Schach zu halten. “Falls wir in Zukunft mehr Schwankungen bei der Inflation sehen, könnte es sogar noch wichtiger werden, eine starke Entschlossenheit zu zeigen, unser Preisstabilitätsziel zu erreichen und die Inflationserwartungen zu stabilisieren”, sagte der deutsche Notenbanker. Die EZB strebt mittelfristig 2,0 Prozent Inflation als Idealwert für die Eurozone an. Aktuell geht sie davon aus, dass dieses Ziel 2025 nachhaltig erreicht wird. In seiner Rede wies Nagel allerdings auch auf Studien hin, wonach die wirtschaftlichen Auswirkungen der globalen Integration auf die heimischen Preise eher gering ausfallen.

Nagel ging auch auf die Zollerhöhungspläne des designierten US-Präsidenten Donald Trump ein. “Falls die neue US-Regierung diese Versprechen Realität werden lässt, könnte dies ein bedeutender Wendepunkt für das internationale Handelssystem sein”, sagte er. Bereits vor einigen Tagen hatte er vor erheblichen wirtschaftlichen Folgen für Deutschland gewarnt, sollte Trump seine Zollpläne umsetzen. Der Republikaner hatte die Einführung von Zöllen in Höhe von 10 Prozent oder mehr auf alle importierten Waren ins Gespräch gebracht, um das Handelsdefizit der USA zu beseitigen. Wirtschaftsexperten befürchten, dass es dadurch zu erheblichen Konflikten im Welthandel kommen könnte.

Aus Sicht von EZB-Vizechef Luis de Guindos birgt die Gefahr globaler Handelskonflikte zusätzliche Risiken für eine ohnehin schon schwache Wirtschaft im Euroraum. Die Gefahrenabwägung habe sich von Sorgen wegen hoher Inflation hin zu Sorgen um das Wirtschaftswachstum verschoben, sagte der Stellvertreter von EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf einer Veranstaltung der Euro Finance Week in Frankfurt. “Die Wachstumsaussichten werden durch die Unsicherheit bezüglich der Wirtschaftspolitik und der geopolitischen Landschaft eingetrübt, sowohl im Euroraum als auch weltweit,” erklärte er. Handelspolitische Spannungen könnten weiter zunehmen. Dadurch würde die Gefahr steigen, dass es zu Extremereignissen komme.

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