Baidu lässt KI "Ernie" auf die Massen los

China gibt mehrere ChatGPT-Rivalen öffentlich frei

Freitag, 01. September 2023 | 08:33 Uhr

Im Rennen mit dem Westen um die technologische Führung bei Künstlicher Intelligenz (KI) läutet China eine neue Runde ein. Die Regierung in Peking gab mehreren chinesischen ChatGPT-Rivalen grünes Licht. Der Chatbot “Ernie” sei nun vollständig öffentlich zugänglich, teilte der Suchmaschinen-Betreiber Baidu mit. Die Startups SenseTime, Baichuan und Zhipu AI gaben für ihre jeweilige KI ähnliches bekannt.

Bisher hatten nur ausgewählte Anwender diese Programme testen dürfen. Dies war ein Wettbewerbsnachteil, weil KI mit jeder Eingabe dazulernt. So lockte ChatGPT der Microsoft-Beteiligung OpenAI binnen weniger Wochen nach Markteinführung im November 2022 mehr als 100 Mio. Nutzer an. Baidus “Ernie” gilt als aussichtsreichster Herausforderer aus China. Dem Unternehmen zufolge schlägt sich die aktuelle Version dieser KI in einigen Bereichen besser als ChatGPT.

In der Volksrepublik müssen sich Anbieter frei zugänglicher KI Sicherheitsbewertungen unterziehen und ihre Algorithmen bei den Behörden hinterlegen. Experten zufolge will die Staatsführung damit verhindern, dass Chatbots gesellschaftliche Ansichten in potenziell subversive Richtungen beeinflussen. Die Regierung betont, dass KI-Inhalte mit den sozialistischen Grundwerten des Landes übereinstimmen müssen.

Nach Medienberichten haben nun insgesamt elf Firmen die Freigabe für ihre KI erhalten, darunter die TikTok-Mutter ByteDance und der Videospiele-Anbieter Tencent. Keine der beiden Firmen war zunächst für einen Kommentar erreichbar. Unklar blieb, ob auch Alibaba zu den Linzenz-Inhabern zählt. Ein Sprecher der Cloud-Sparte des Online-Händler sagte, dass alle notwendigen Unterlagen eingereicht worden seien.

“Diejenigen, die bereits eine Zulassung haben, gewinnen einen Wettbewerbsvorteil, da sie ihre Produkte schneller als die Konkurrenz perfektionieren können”, sagte Analyst Kai Wang vom Research-Haus Morningstar. Sein Kollege Shawn Yang vom Vermögensberater Blue Lotus gab allerdings zu bedenken, dass sich nicht alle der rund 80 chinesischen großen Sprachmodelle, die die Grundlage von KI a la ChatGPT bilden, durchsetzen werden. “Nur die Firmen mit ausreichenden Trainingsdaten und dem notwendigen technischen Wissen werden die Entwicklung vorantreiben können.”

Von: APA/ag.