Von: luk
Bozen – Das Phänomen der „Schwarmfinanzierung“ (engl. Crowdfunding) und dessen Anwendungsmöglichkeiten sind in Südtirol noch relativ unbekannt. Dies hat eine Untersuchung ergeben, die heute im Haus des Handwerks vorgestellt wurde. Ziel des lvh ist es nun, den Betrieben diese alternative Finanzierungsform noch stärker schmackhaft zu machen.
Im Juli 2016 wurde die Plattform www.crowdfunding-suedtirol.it ins Leben gerufen, um Südtiroler Unternehmen neue und alternative Finanzierungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Mehr als zehn Projekte wurden seitdem erfolgreich umgesetzt. Wie bekannt die Schwarmfinanzierung in Südtirol bei der Bevölkerung und den Unternehmen inzwischen ist und inwieweit Crowdfunding genutzt und unterstützt wird, wurde im Rahmen der Masterarbeit von Katrin Weger analysiert. „Von den insgesamt 189 Personen, die an der Umfrage für die Bevölkerung teilgenommen haben, haben 53 Prozent schon etwas über Crowdfunding gehört. Davon haben 31 Prozent angegeben, auch zu wissen, um was es sich dabei handelt. Die Ergebnisse der Online-Umfrage bei den Betrieben verdeutlichen, dass die Südtiroler Betriebe zu diesem Thema besser informiert sind als die Bevölkerung. Bei den Betrieben haben 67 Prozent von Crowdfunding gehört, wobei 53 Prozent auch wissen, was dieser Begriff bedeutet“, erklärte Weger heute im Rahmen der Pressekonferenz, bei der die Ergebnisse der Untersuchung vorgestellt wurden. Der geringe Bekanntheitsgrad könne laut Weger damit zusammenhängen, dass es in Südtirol bis 2016 gar keine Plattform gegeben hat.
Typische Unterstützer: Männer im Alter zwischen 26 und 35 Jahren
Wenn es um die Unterstützung von Crowdfunding-Projekten geht, sind die Südtiroler Bürger aktiver als die Betriebe: 15 Prozent der Bevölkerung haben bereits eine Kampagne finanziell unterstützt, bei den Unternehmen sind es nur 9 Prozent. „Dies hängt zum einen damit zusammen, dass das Thema an und für sich neu in Südtirol ist, und zum anderen, dass Crowdfunding ausschließlich über das Internet funktioniert. Viele Befragte erwähnten, dass diese Tatsache eine Hürde gerade für ältere Generationen darstelle“, sagte Weger. Die Online-Umfrage ergab auch ein Bild eines klassischen Crowdfunding-Unterstützers. Dieser ist eher männlich, zwischen 26 und 35 Jahre alt, deutscher Muttersprache, internetaffin und in verschiedenen sozialen Netzwerken präsent. Die Motive für die Unterstützung sind vielfach auf die Regionalität zurückzuführen und auf die Tatsache, dass damit lokale Betriebe unterstützt werden.
„Für uns ist diese Untersuchung insofern bedeutend, als dass wir Crowdfunding als attraktive und alternative Finanzierungsform den Unternehmen noch stärker nahelegen möchten. Hinter der Plattform Crowdfunding Südtirol steckt großes Potential, das es zu nutzen gilt“, brachte es lvh-Präsident Gert Lanz auf den Punkt. Dass Crowdfunding in Zusammenhang mit Controlling im Betrieb intelligent genutzt werden kann, erläuterte Universitätsprofessor Marek Reuter: „Gerade in Betrieben mit regionalen Zielsetzungen bietet sich Crowdfunding als geeignetes Instrument und Geschäftsmodell an.“