Von: mk
Bozen – Die Busdienste im öffentlichen Nahverkehr Südtirols sind an und für sich schon ein Beitrag zum Umweltschutz – schließlich sind fast 42 Millionen Busfahrten pro Jahr eine sehr beachtliche Verringerung des individuellen Autoverkehrs. Das Konsortium der Linienbusunternehmer LiBUS möchte aber noch umweltfreundlicher werden – und testet derzeit einen Elektrobus im Praxis-Einsatz auf verschiedenen Teststrecken. „Für uns stehen die Umwelt und die Qualität für die Fahrgäste an erster Stelle“, erklärt LiBUS-Präsident Markus Silbernagl.
Erst vor wenigen Wochen präsentierte LiBUS die neuen Euro-6-Busse unterschiedlicher Bauweise, deren 35 in diesem Jahr in Betrieb genommen wurden und die nun anstelle älterer Euro-2- und Euro-3-Busse auf LiBUS-Linien verkehren. „Unsere Linien liegen zum Teil ja direkt im UNESCO-Dolomiten-Gebiet, was die Umweltfreundlichkeit noch wichtiger macht“, so Silbernagl. Euro-6-Dieselfahrzeuge sind nach heutigem technischen Entwicklungsstand die umweltfreundlichste Lösung für Überlandfahrten und -Passstraßen. Doch dies wird sich in Zukunft ändern, ist Silbernagl überzeugt. Um sich über die neuesten Entwicklungen zu informieren, besuchte eine LiBUS-Delegation vor kurzem die wichtigsten Messen im Bereich des Transports, darunter die Innotrans in Berlin und die IAA_Nutzfahrzeuge in Hannover.
Darüber hinaus hat LiBUS von der Fa. Solaris einen Elektrobus zur Verfügung gestellt bekommen, der seit einigen Wochen in Südtirol auf verschiedenen Teststrecken auf seine Praxistauglichkeit hin geprüft wird. Es handelt sich um einen 100 Prozent Elektro-Bus mit 8,9 Meter Länge mit 27 Sitz- und 35 Stehplätzen und einer Reichweite von rund 150 Kilometern, bevor er wieder am Stromnetz aufgeladen werden muss.
Erster Test: Zwei Wochen auf der Seiser Alm
Besonders anspruchsvoll waren bereits die ersten beiden Septemberwochen, als der E-Bus täglich auf der Seiser Alm verkehrte, wo er bis zu 60 Personen pro Fahrt zwischen Compatsch, Saltria und Piz (1800 bis 2000 Höhenmeter) transportierte. Wie die Busfahrer berichten, konnte der Bus die Steigungen ohne Probleme bewältigen, er verfügt über genügend Kraft und Durchzug und bietet für die Fahrgäste einen besonders hohen Fahrkomfort: Der Elektromotor ist geräuscharm und beschleunigt stufenlos, weil keine Schaltvorgänge notwendig sind – das Geruckel im Bus fällt somit völlig weg. „Unsere Busfahrer waren anfangs etwas skeptisch, aber nach dieser Testphase bestätigen alle, dass Elektrobusse eine tolle Sache sind“, so Silbernagl.
Am 16. September war der Bus im Gadertal im Einsatz, wo er im Rahmen einer Veranstaltung zur nachhaltigen Mobilität die Strecke St.Vigil–Pederü bediente; am 24. September verkehrte er beim Passerfest zwischen St. Leonhard und Moos. In den nächsten Wochen bis Mitte Oktober wird der Bus sowohl in Sand in Taufers vom 04.10.2016 bis zum 09.10.2016 (Linientabelle 455) als auch in Bruneck als Citybus vom 10.10.2016 bis zum 15.10.2016 (Linientabelle 420.1) verkehren. Silbernagl: „Die bisherigen Erfahrungen sind sehr positiv: Auch die Fahrgäste sind von diesem Fahrzeug begeistert.“
Das Konsortium LiBUS ist der Zusammenschluss von 19 Südtiroler Familienunternehmen, die ihre Liniendienste vorwiegend in der östlichen Landeshälfte wahrnehmen. „Wir sind kleine und mittlere Unternehmen; das kleinste hat einen einzigen Bus, beim größten stehen 27 Busse im Einsatz“, erklärte Silbernagl. Rund 330 Mitarbeiter sind bei den LiBUS-Unternehmen beschäftigt, darunter als Busfahrer, Mechaniker, Reinigungskräfte, in der Verwaltung, IT, in der Qualitätssicherung im Fahrdienst und als Mobilbegleiter. Qualität wird bei LiBUS insgesamt besonders groß geschrieben: „Als Familienunternehmen vor Ort sind unsere Mitglieder lokal stark verankert, das heißt: Wir kennen nicht nur die geografischen und wetterabhängigen Bedingungen sehr gut, sondern auch unsere Fahrgäste oft persönlich. Insofern haben wir noch größeren Ehrgeiz, unsere Kunden zufriedenzustellen“, so Silbernagl. Von den 33 Millionen Bus-Kilometern, die in ganz Südtirol jährlich an Liniendiensten gefahren werden, fahren die LiBUS-Busse rund ein Drittel – nämlich über 10 Millionen Kilometer. Darunter fallen neben dem normalen Linienverkehr auch Sonderdienste wie Nightliner oder Skibus sowie bei Großereignissen wie Biathlon.