Von: luk
Meran – Einer der wenigen Gewinner im Corona-Lockdown war die Luftqualität. Doch was passiert im Herbst, wenn die Schule beginnt, immer mehr Menschen wieder ins Büro müssen und die Touristen in die Innenstädte strömen? Um die Städte dann vor einem Verkehrschaos zu bewahren und möglichst gute Luftqualitätswerte zu halten, sehen die Gemeinden Meran, Bozen und Leifers sowie das Land nur eine Chance: das Zu-Fuß-Gehen und Radfahren fördern.
Auf Einladung der Umweltagentur des Landes hat Stadträtin Madeleine Rohrer vergangene Woche gemeinsam mit Landesrat Giuliano Vettorato sowie Vertretern der Städte Bozen und Leifers am technischen Tisch zur Luftqualität teilgenommen.
Dabei wurden zunächst die Messdaten unter die Lupe genommen, die aufgrund des Corona-Lockdowns im März und April wichtige Erkenntnisse liefern. So lag die Konzentration von Stickstoffdioxid (NO2) während des Lockdowns in Meran und Bozen bei der Hälfte der in den zehn Jahren zuvor gemessenen Werte, jene von Stickstoffmonoxid (NO) gar nur bei einem Drittel.
„Die Daten zeigen zweifelsfrei, dass der Verkehr Hauptverursacher der Stickoxidbelastung in unserer Stadt ist“, so Stadträtin Rohrer. Sollen die Luftwerte also nachhaltig verbessert werden, gilt es, weiter auf eine Reduzierung des Individualverkehrs einzuwirken.
„Das bringt zudem mit sich, dass wir Meran vor dem Verkehrskollaps bewahren, der im Herbst mit Schulbeginn und Hochsaison zu befürchten ist“, erklärt Rohrer. Ihr Lösungsansatz deckt sich mit den Erkenntnissen der Expert*innen der Landesumweltagentur, die alle Bürgerinnen und Bürger auffordern, wann immer möglich auf das eigene Auto zu verzichten und stattdessen zu Fuß zu gehen oder mit dem Rad zu fahren.
„Ein solches Umdenken hat eine unmittelbare und für uns alle spürbare Auswirkung auf die Qualität der Luft, die wir atmen“, so die Stadträtin.
Verkehrszahlen schon wieder auf Vor-Krisenniveau
Dass ein solches Umdenken zudem für den Verkehrsfluss in der Stadt notwendig ist, zeigen auch die Daten der Verkehrszählung in Meran. An der Zählstelle in Sinich etwa wurden am letzten Juni-Montag dieses Jahres mit 18.652 fast gleich viele Autos gezählt wie am gleichen Montag des Vorjahres (20.024). Während der Rush Hour (7.00 – 8.00 Uhr) fehlten nur 42 Autos zum Vorjahr.
„Das sind sehr hohe Zahlen angesichts der Tatsache, dass der Tourismus im Burggrafenamt noch nicht wieder richtig Fahrt aufgenommen hat“, betont Rohrer. Verschärft wird diese Situation voraussichtlich mit Schulbeginn im Herbst.
„Unsere Daten zeigen, dass gut ein Drittel der Über-14-Jährigen mit dem Bus zu einer der Meraner Ober- oder Berufsschulen kommen“, so die Stadträtin. „Sollten die Eltern diese aus Angst vor einer Ansteckung künftig mit dem Auto zur Schule bringen, steht unsere Stadt unweigerlich im Stau.“
Fahrrad als Alternative für Meran
Die von der Umweltagentur nun vorgelegten Luftqualitätswerte sowie die Messdaten der Verkehrszählungen unterstreichen die Notwendigkeit der von der Meraner Stadtregierung konsequent verfolgten Strategie, das Fahrrad als effiziente Alternative zum Auto zu fördern.
„Schließlich befördert ein einigermaßen ordentlicher Radweg fünfmal mehr Menschen als eine Autospur“, erklärt Rohrer. Zudem zeigten die Erhebungen, dass 70 Prozent der Wege, die ein Durchschnittsmeraner zurücklege, weniger als fünf Kilometer lang seien. „Solche Strecken sind problemlos mit dem Rad zu schaffen. Die boomende Elektrifizierung macht das Rad noch einmal attraktiver“, so die Stadträtin. Neben den Vorteilen für den Verkehrsfluss und die Luftqualität sieht Rohrer zudem einen wirtschaftlichen Vorteil für Meran.
„Wer mit dem Rad einkaufen fährt, bleibt in Meran und kommt nicht auf die Idee, in ein Shoppingcenter nach Algund oder Bozen zu fahren“, so die Stadträtin. „Das Geld der Meraner bleibt damit in Meran.“ Auch deshalb investiere die Stadt Mittel zur Abfederung des Covid-Schocks in die Radmobilität, etwa in die Schaffung von 500 zusätzlichen Radparkplätzen.
So könnten nicht nur die Meraner ihre E-Bikes sicher und bequem abstellen, sondern auch Menschen aus den Nachbargemeinden, die für Besorgungen in die Stadt kämen. „Das Fahrrad“, so Stadträtin Rohrer, „ist das Schwungrad der Nahversorgung, während das Auto die Einkaufszentren draußen auf der grünen Wiese ansteuert“.