Entwicklungszusammenarbeit

Die Welt in Bewegung: Konferenz eröffnet

Donnerstag, 22. September 2016 | 16:54 Uhr

Bozen – Hochkarätige Referenten haben die Tage der Entwicklungszusammenarbeit eingeläutet. Letztere sei laut Landeshauptmann Arno Kompatscher als Kaleidoskop vieler Akteure anzusehen.

„An der Entwicklung der Bevölkerung südlicher Länder sind viele gesellschaftlichen Kräfte beteiligt“, sagte Landeshauptmann Arno Kompatscher in seiner gestrigen Einleitung der Konferenz Die Welt in Bewegung im Schloss Maretsch in Bozen. „Einmal ist es die Zivilgesellschaft, die mit ihren Organisationen und Freiwilligen die Aktionsgruppen in den entwicklungsbedürftigen Ländern aus eigenem Engagement unterstützt.“ Die staatliche Entwicklungszusammenarbeit setze sich hingegen dafür ein, die großen Zielsetzungen auf internationaler Ebene voranzubringen. „Die regionale Entwicklungszusammenarbeit andererseits ergänzt die staatliche und bündelt und koordiniert regionale Initiativen. Sie fördert zum einen spezifische Entwicklungsprojekte. Sie trägt aber zum andern ganz wesentlich zur Bewusstseinsbildung der Bevölkerung in Zusammenhang mit globalen Themen bei“, sagte der Landeshauptmann. Erfreulich seien auch die Ergebnisse der Projekte südlich der Sahara, die das Land Südtirol mitfördert, „oder die Schule in Afghanistan, die wir finanzieren.“ Bildung sei bekanntlich der beste Weg aus der Perspektivlosigkeit.

Die internationale Tagung zum Thema Migration und Entwicklung – strategische Ansätze für die Entwicklungszusammenarbeit dauert noch bis einschließlich Samstag, 24. September. Gestern Abend fand eine Reihe Vorträge statt.

Von Bedeutung für alle, die in der Entwicklungszusammenarbeit mitwirken oder sie sonst unterstützen, war der Beitrag von Mario Beccia von der Nationalen Agentur für Entwicklungszusammenarbeit (AICS). Beccia erklärte, dass die AICS auf neue Beine gestellt worden sei und nun die Instrumente zur Verfügung hätte, um den regionalen Initiativen zur Seite zu stehen. Auch könne sie Projekten fördern und dabei EU-Mittel nutzen. Bezeichnend für die Reorganisation der AICS sei zu Jahresbeginn die Bestellung der höchst kompetenten Laura Frigenti zur seiner Direktorin gewesen.

Christina Franchini vom UN-Flüchtlingshilfwerk (UNHCR) unterstrich, dass die Menschen in der Flüchtlingsdiskussion nicht vergessen sollten, dass nur sechs Prozent jener, die auf der Flucht sind, nach Europa kommen, „die übrigen stranden in Nachbarländern oder ziehen innerhalb ihrer Landesgrenzen herum, um Krieg und Verfolgung zu entgehen“, sagte Franchini. Im Libanon sei jeder fünfte Einwohner ein Flüchtling.

Peter Bonin von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIS) berät die deutsche Regierung in Fragen zur Einwanderung und Integration. Er erklärte, welche Aufgaben seine Organisation wahrnimmt und mithilfe welcher Instrumente Flüchtlinge aus sicheren Herkunftsländern dazu bewegt werden könnten, in ihren Ländern zu bleiben.

Bei der Eröffnung begeisterten aber auch Gäste aus Entwicklungsländern mit ihren Erfahrungsberichten die Teilnehmer. Hassan Mohsini von der afghanischen Organisation Shuhada berichtete von den Baufortschritten an der Schule, die mithilfe des Landes Südtirol gebaut wird.

Naouel Jabbes, Vertreterin der tunesischen Gewerkschaft UGTT, die 2015 den Friedensnobelpreis erhielt, erzählte welche Flüchtlingsströme ihr Land seit der Jasminrevolution zu bewältigen habe. In Tunesien habe man eine Strategie entwickelt, die Länder südlich der Sahara wirtschaftlich zu stärken und dabei Kleinunternehmen, vor allem jene von Frauen, zu unterstützen.

Cleophas Adrien Dioma, der im italienischen Rat für Entwicklungszusammenarbeit die Gruppe Migration und Entwicklung koordiniert, hat die Möglichkeiten angesprochen, die in der Diaspora stecken. Er selbst stammt aus Burkina Faso. In Europa ansässige Bürger von Entwicklungsländern hätten die besten Vorraussetzungen, um ihren Mitbürgern zu helfen, denn sie kennen die Probleme in ihrem Land und die Hürden, die es zu bewältigen gilt. Europas Länder sollten die jeweilige Diaspora ausfindig machen, sie aufwerten und letztlich nutzen, um Flüchtlinge in die Lage zu versetzen, in ihre Heimat zurückzukehren.

Ein weiterer Schwerpunkt der Tage der Entwicklungszusammenarbeit findet am morgigen Freitag (23. September) auf Schloss Maretsch statt: Es geht darin um die Ausbeutung in Textilproduktion und Bekleidungsindustrie. Fair hergestellte Kleidungsstücken werden zudem in einer Modenschau ins Rampenlicht gestellt. Das genaue Programm kann dem Folder im Anhang entnommen werden.

Von: mk

Bezirk: Bozen