Von: luk
Bozen – Heute findet der Equal Pay Day statt, an dem dafür gekämpft wird, das Lohnungleichgewicht zwischen Frauen und Männern zu beseitigen. Mehrere politische Bewegungen haben dazu Stellung bezogen.
Frauengruppe der Süd-Tiroler Freiheit fordert gerechtere Löhne für Frauen
Frauen haben am Ende ihres Berufslebens durchschnittlich 17 Prozent weniger verdient als Männer. Diese Mindereinnahme ergibt sich aus verschiedenen Gründen: Einerseits, weil typische Frauenberufe wie Friseure oder im Erziehungs- oder Pflegebereich grundsätzlich schlechter bezahlt werden und andererseits, weil viele Frauen ihre Karriere- und somit bessere Verdienstmöglichkeiten aufgrund ihrer Familiengründung zurückgelassen haben”, so die Bewegung.
“Würden die Erziehungs- und Pflegejahre endlich als gleichgestellte Arbeit anerkannt und verrechnet werden, ergäbe sich später für Frauen nicht diese enorme Lohn- bzw. Rentenlücke. Damit Frauen in Zeiten von ‘Fairtrade’ und Gleichberechtigung ein selbstbestimmtes Leben führen können, in denen sich Beruf und Familie vereinen lassen, müssen endlich die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden. Durch die ausreichende Errichtung von Kinderbetreuungsstätten und die Anerkennung der Erziehungs- und Pflegejahre für die Rente würden die beiden Komponenten Beruf und Familie nicht länger gegeneinander ausgespielt werden. Auch die Löhne in frauentypischen Berufen wie Friseure sowie im Erziehungs- und Pflegebereich müssen grundsätzlich erhöht werden”, so die Süd-Tiroler Freiheit.
Team Köllensperger mit Beschlussantrag
“Anlässlich des Equal Pay Days ist es wichtig, einige Daten zum Gender Pay Gap in Südtirol näher zu betrachten und endlich zu handeln” sagt Landtagsabgeordnete Maria Elisabeth Rieder und hat deshalb einen Beschlussantrag zur Reduzierung des Gender Pay Gap im Landtag eingereicht.
“Das Landesstatistikinstitut ASTAT hat auf Grundlage der vom NISF zur Verfügung gestellten Daten der unselbständig Beschäftigten in Südtirol die Löhne der Beschäftigten in der Privatwirtschaft analysiert. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Ermittlung des Lohnunterschiedes zwischen beschäftigten Männern und Frauen, dem sogenannten Gender Pay Gap gelegt.
Bei der Analyse der Daten unter dem Gesichtspunkt „gleiche Entlohnung bei gleicher Arbeit“ liegt der durchschnittliche Gender Pay Gap in Südtirol bei 17,2 Prozent. Für diese Analyse wurden Vollzeitbeschäftigte unter Berücksichtigung des Wirtschaftssektors, der beruflichen Qualifikation, der Vertragsart, der Anzahl der vergüteten Stunden und des Alters herangezogen.
Die genannte Analyse belegt, dass der Gender Pay Gap mit zunehmendem Alter kontinuierlich ansteigt, während er in jungen Jahren noch 3,4 Prozent beträgt, steigt er mit zunehmenden Alter bis auf 19,8 Prozent”, rechnet Rieder vor.
“Diese Daten lassen den Schluss zu, dass die zeitweise Abwesenheit vom Arbeitsplatz, welche Frauen für vor allem aus familiären Gründen gilt, großen Einfluss auf die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern haben kann”, kommentiert Maria Elisabeth Rieder. Auch die kürzlich vorgelegte Untersuchung des AFI zur Frauenbeschäftigung in Südtirol zieht dieselben Schlüsse.
“Vor allem im Dienstleistungssektor sind die Arbeitnehmerinnen am stärksten benachteiligt: Hier beträgt der Gender Pay Gap sogar 31,6 Prozent, das entspricht einer durchschnittlichen Tagesentlohnung von 85,16 Euro für Frauen und 124,57 Euro für Männer. Ebenso sind Frauen besonders oft mit einem befristeten oder saisonalen Arbeitsvertrag angestellt.” Der Vergleich der bisher publizierten Daten zeige, dass sich der Gender Pay Gap in den vergangenen Jahren in Südtirol nicht verändert, sondern tendenziell verschlechtert hat: 2009 betrug er 16,5 Prozent seither liegt er in etwa bei 17 Prozent.
“Genau hier gilt es etwas zu unternehmen. Ich schlage im Beschlussantrag zwei Maßnahmen vor: verpflichtende Lohntransparenz und IRAP-Senkungen”, erklärt Maria Elisabeth Rieder. “So sollen Unternehmen, die die Löhne von Frauen und Männern in gleicher Position offen legen, bevorzugt in den Genuss von Landesförderungen und der IRAP-Senkung kommen.”
Trotz der niedrigen Frauenquote im Landtag, hofft die Abgeordnete auf die Unterstützung vieler Kollegen, “da auch durch den Bericht der Gleichstellungsrätin in der April-Sitzung vielen die Benachteiligung von Frauen in verschiedenen Bereichen erneut bewusst wurde.”
Ladurner fordert „gleiche Bezahlung für Frauen und Männer“
„Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein“, sagt die SVP-Landtagsabgeordnete Jasmin Ladurner. „Aber leider sind wir noch ein gutes Stück davon entfernt.“ Auch in Südtirol gebe es immer noch Frauen, die bei gleicher Arbeit und gleicher Qualifikation weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Ladurner fordert deshalb anlässlich des Equal Pay Day konkrete Schritte zur Angleichung der Entlohnung von Mann und Frau.
Obwohl die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern in der Verfassung verankert ist, beträgt der Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen in Italien 17 Prozent, in Südtirol 17,2 Prozent – und das bei gleicher Arbeit und gleicher Ausbildung.
„Das kann und darf nicht sein! Es ist wichtig, dass wir immer wieder auf diese Ungleichheit und Ungerechtigkeit hinweisen. Am Equal Pay Day tun wir das ganz bewusst, doch sollten wir es täglich und bei jeder Gelegenheit tun“, sagt die junge SVP-Abgeordnete Jasmin Ladurner. Nur dann werde es gelingen, Mädchen und junge Frauen für das Thema zu sensibilisieren, damit sie souverän und selbstbewusst ihre Kompetenzen, ihr Wissen und ihre Leistungen einsetzen und dafür auch den entsprechenden Lohn einfordern würden. „Wir Frauen stehen Männern in nichts nach, ganz und gar nicht! Auch wir können in Führungsetagen arbeiten, genauso wie in Mechanikerwerkstätten und Pflegeheimen“, betont Ladurner. Es dürfe keine Trennung zwischen „Frauenberufen“ und „Männerberufen“ geben. Deshalb gelte es auch, aus verkrusteten Rollenbildern auszubrechen. Eltern und Lehrer könnten viel dazu beitragen und junge Mädchen motivieren, einen Weg einzuschlagen, der auch einen positiven Einfluss auf die späteren Verdienstmöglichkeiten mit sich bringt.
Besonders wichtig sei in diesem Zusammenhang auch eine Neuregelung der Elternzeit. Ladurner verweist auf das nordische Modell und bezeichnet dieses als interessante Möglichkeit. „Hier wird die Elternzeit auf Mutter und Vater aufgeteilt. Wie das die jeweiligen Paare umsetzen, steht ihnen frei. Fakt ist, dass die Frauen dadurch nicht mehr eine geschlechterspezifisch benachteiligte Position im Berufsleben einnehmen und gleichzeitig den Kindern der Kontakt zu beiden Elternteilen erlaubt ist“, erklärt Ladurner. Genauso müsse der Wiedereinstieg von Müttern in das Berufsleben vereinfacht werden. Dies könne durch genügend Kitaplätze, flexiblere Arbeitszeiten und neue Arbeitsmodelle erreicht werden. „Die Digitalisierung bietet gerade in diesem Bereich viele interessante Möglichkeiten, die sowohl für den Arbeitnehmer, also auch für den Arbeitgeber Vorteile bringen“, unterstreicht Ladurner.
Die Abgeordnete weist auch darauf hin, dass weniger Lohn auch weniger Rente bedeute und es leider immer mehr alleinstehende Rentnerinnen gebe, die von Altersarmut betroffen seien. „Weniger Verdienst und der Verzicht auf die Berufstätigkeit bringen niedrigere Rentenbeträge. Diesem Phänomen müssen wir entgegentreten, so schnell als möglich. Hier müssen wir gezielte Maßnahmen ergreifen, um die Frauen vor Altersarmut zu schützen und sie nicht für die Rücksicht auf ihre Familie zu ‚bestrafen‘“, sagt Ladurner.