Von: sr
Villlnöss – Der Milchmarkt, das Großraubwild und die europäische Agrarpolitik nach 2020 waren die zentralen Themen auf der heurigen Europawanderung, zu der der Südtiroler Bauernbund wieder zahlreiche Vertreter von Bauernverbänden aus dem Alpenraum geladen hatte. Vereinbart wurde dabei eine engere Zusammenarbeit bei gemeinsamen Themen.
Hauptdiskussionspunkt war auf der Europawanderung der Milchmarkt. Die Mehrproduktion in einigen europäischen Ländern hat in den letzten Monaten zu einem deutlichen Preisverfall bei Milch und Milchprodukten geführt. Die Auswirkungen sind in den einzelnen Alpenregionen dabei aber durchaus unterschiedlich, wurde auf dem Treffen am Fuße der Villnösser Geisler klar. Während in Bayern und Liechtenstein, aber auch in Tirol der Milchpreis deutlich unter Druck ist, sind die Folgen der Überproduktion in Vorarlberg und Südtirol weniger zu spüren. „Grund dafür ist unter anderem der hohe Veredelungsgrad und die hervorragende Arbeit der Genossenschaft in der Vermarktung“, fasste Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler zusammen. Gerade aktuell zeige sich, wie wichtig das Genossenschaftswesen für die Landwirtschaft ist.
Was es angesichts der Krise am Milchmarkt brauche, sei ein klarer Richtungsentscheid der Politik: „Das zweite Hilfspaket der EU, das kürzlich vorgestellt wurde, zielt auf eine Mengenreduzierung ab. Das ist genau das, was wir jetzt brauchen“, war der EU-Abgeordnete Herbert Dorfmann überzeugt. Gefordert seien aber auch die Bauern, waren sich die Vertreter der Verbände einig. Durch die hohe Produktion schaden sich die Produzenten selbst. Die Milcherzeugung müsse wieder auf ein „normales“ Maß herunter. Gleichzeitig „soll die alpine Milchproduktion mit verschiedenen Maßnahmen gestärkt werden. Eine solche Maßnahme könnte sein, die Erzeugnisse vom Berg klarer von den Milchprodukten aus der Ebene abzuheben“, schlug Dorfmann vor. Zudem sei es notwendig, die Position der Milcherzeuger gegenüber dem Handel zu stärken. Dass die Politik nochmals ein Instrument ähnlich der Milchquote einführen könnte, sei sehr unwahrscheinlich, waren sich alle einig.
Ein zweites Thema, das den Bauernvertretern aus Bayern, Liechtenstein, Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Südtirol unter den Nägeln brennt, ist das Großraubwild. „Die Zahl der Bären und Wölfe nimmt zu und damit die Schäden u. a. bei Schaf- und Ziegenhaltern“, fasste Tiefenthaler zusammen. Landesrat Arnold Schuler und die Vertreter der Bauernverbände sprachen sich daher für eine klare, europaweite Regelung des Großraubwilds aus, das besonders die Bedürfnisse der Berglandwirtschaft berücksichtigt. Es dürfe kein Tabu sein, dicht besiedelte Berggebiete mit einer intakten Almwirtschaft frei von z. B. Wölfen zu halten. Ansonsten sei besonders das in Südtirol hervorragende Zusammenspiel von bäuerlicher Almbewirtschaftung und Tourismus bzw. Freizeitnutzung der Almen in Gefahr.
Am Fuße der Geisler wurde auch über die nächste Reform der Agrarpolitik im Jahr 2020 gesprochen. Die Diskussion darüber wird in Kürze starten und dürfte interessant werden, „da es, anders als 2013/2014, dieses Mal zu einer echten Reform der EU-Agrarpolitik kommen wird. Die Alpenregionen müssen daher eine gemeinsame Strategie festlegen und ihre Anliegen klar zum Ausdruck bringen“, formulierte Dorfmann. Die Bauernvertreter vereinbarten, eng zusammenzuarbeiten, um den Alpenländern das nötige Gewicht in den Verhandlungen auf EU-Ebene zu sichern.