Von: luk
Bozen – Wer sich auf einen Landesbeitrag für den Kauf eines Fahrrads gefreut hatte, ist nun enttäuscht, berichtet heute das Tagblatt Dolomiten. Die Landesregierung hat sich nämlich gegen den Vorschlag von Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider ausgesprochen. In Zeiten, in denen viele um ihre Existenz kämpfen, müsse man keinem ein E-Bike finanzieren, um am Sonntag auf die Alm zu radeln.
Alfreider wollte mit einem Landesbeitrag den staatlichen „Bonus Bici“ ergänzen, der nur die Bewohner der Südtiroler Landeshauptstadt betrifft. Somit hätten alle Südtiroler in den Genuss eines Beitrags für einen Drahtesel kommen können. Nun soll der entsprechende Artikel im Landtag gestrichen werden.
Mehr dazu lest ihr in der heutigen „Dolomiten“-Ausgabe!
In einem offenen Brief äußert sich der Dachverband für Natur- und Umweltschutz zu der Thematik.
Sehr geehrte Mitglieder des Südtiroler Landtages,
mit einiger Verwunderung entnehmen wir aus der Tagespresse, dass sich für die Ausdehnung der staatlichen Kaufprämie für Fahrräder und damit einer direkten Förderung der Radmobilität keine Zustimmung in Landesregierung und Landtag finden lässt.
Noch vor wenigen Wochen hat Mobilitätslandesrat Alfreider in einer Aussendung die Eckpfeiler der neuen Radmobilität in Südtirol vorgestellt, bei der auf vielen Ebenen die Nutzung des Fahrrades unterstützt werden sollte. Dort war von einer „Potenzierung der Radmobilität“ zu lesen, von einem ganzen Maßnahmen-Paket und einem mehrstufigen Aktionsplan, mit Tempo-30-Straßen und dem erklärten Ziel, das Fahrrad beim Modal-Split bis 2030 auf mindestens 20 Prozent zu erhöhen. Ebenso wurde angemahnt „in dieser Phase mutig zu sein“.
Nun können wir bei der ersten konkreten Maßnahme dieser Rad-Revolution, für die sich offensichtlich keine Mehrheit finden lässt, eben diesen Mut nirgendwo erkennen. Auch sind für uns einige der vorgebrachten Argumente nicht nachzuvollziehen, bzw. ließen sich diese durch entsprechende normative Regelungen in die richtigen Bahnen lenken. Ihnen als Gesetzgeber stehen diese Möglichkeiten zu.
Wir vermissen hier aber ganz konkret die aus Ihrer Sicht besseren Alternativen zur vorgeschlagenen Kaufprämie. Mit welchen alternativen Maßnahmen lassen sich dieselben Wirkungen und Zielsetzungen mit demselben Mitteleinsatz in derselben Zeit erreichen – ohne die von Ihnen vorgebrachten unerwünschten Begleiterscheinungen?
Wir ersuchen Sie in Ihrer Funktion als Gesetzgeber mit Nachdruck, die Radmobilität mit konkreten und zeitnah umzusetzenden Maßnahmen auf allen Ebenen bestmöglich zu unterstützen. Dabei geht es nicht nur darum, die Mobilität in Zeiten des Coronavirus aktiv mitzugestalten, sondern unseren gesamten Lebensstil auf eine klimakompatible Zukunft vorzubereiten.
Denn mit dem Klimawandel befinden wir uns bereits jetzt in der nächsten Krise.
In diesem Sinne verbleibe ich mit den besten Grüßen
Klauspeter Dissinger – Vorsitzender
Dachverband für Natur- und Umweltschutz