Von: mk
Bozen – Der Präsident der FERCAM AG Thomas Baumgartner nimmt zum Ausbau und zur Förderung der Rollenden Landstraße (RoLa) zwischen Brenner/Trient und Wörgl Stellung.
„Unser Unternehmen hat eine lange Erfahrung im Kombiverkehr über den Brenner, nachdem wir bereits im fernen Jahr 1976 die ersten 30 kombitauglichen Wechselbrücken angekauft haben und damals als erstes privates Transportunternehmen in Italien unbegleitete Kombinierte Verkehre auf der Relation Verona-München anboten. Zwei Jahre später startete FERCAM zusammen mit der italienischen Kombigesellschaft CEMAT, die die Zusammenarbeit mit der staatlichen Eisenbahn koordinierte, einen kombinierten Verkehr auf der Strecke Mailand-Mannheim. Seither bieten wir unseren Kunden Kombiverkehre auf allen Alpentransversalen, vornehmlich über die Schweiz, an“, so Baumgartner.
Mit einer bestimmten Besorgnis sehe man nun dem beabsichtigten Ausbau der RoLa in Tirol entgegen, „zumal diese Verkehrsart sicher nicht den Zielen eines lärmarmen und für die öffentliche Hand kostengünstigen Transitverkehrs näher kommt“. Sämtliche Arten des Kombiverkehrs würden derzeit öffentlich gestützt, zumal sie in keinem Land aus eigener finanzieller Kraft arbeiten.
So hätten beispielsweise soeben erst sämtliche schweizerische im kombinierten Verkehr tätigen Eisenbahnoperateure darauf hingewiesen, dass für die Wettbewerbsfähigkeit des UKV (Unbegleiteter Kombinierter Verkehr) im alpenquerenden Verkehr und für die Fortsetzung der Verlagerung zusätzliche Maßnahmen erforderlich und die Förderungen im UKV trotz Fertigstellung des Gotthard- und des Ceneri Tunnels mit jährlich 55 Millionen CHF fortgesetzt werden müssen, um eine Rückverlagerung auf die Straße zu vermeiden. In keinster Weise werde dabei eine Förderung der RoLa (RAlpin) von Novara nach Freiburg angesprochen.
„Die einseitigen Förderungsmaßnahmen der RoLa durch Tirol sind leider eher kurzsichtig und gehen in die falsche Richtung, zumal die RoLa den Verkehr nur für kurze Strecken verlagert und auf dieser Trasse dem UKV den Verkehr wegnimmt, der hingegen lange Transporte von der Straße auf die Schiene verlagert und somit mehr Vorteile für die Umwelt bringt. Die Fördermaßnahme sollte somit in gleicher Weise auch für den unbegleiteten kombinierten Verkehr gelten, ansonsten erweist sie sich als reine Subventionierung der ÖBB. Ein weitsichtigeres Denken der Politik wäre höchst angebracht, indem man sich stärker für den unbegleiteten kombinierten Verkehr mittels Auflieger oder Container einsetzt. Die Tatsache, dass die ÖBB diese Transporte auf der Brennerstrecke nicht anbietet und auch nicht erbringen kann, weil sie keine Verladeterminals hat, sollte nicht von einer sachlichen und objektiven österreichischen Verkehrs- und Verlagerungspolitik zum Wohle der Bevölkerung abbringen“, so Baumgartner.
Selbst der Obmann des Transitforums Austria und langjähriger Transitgegner Franz Gurgiser, dem wohl keinesfalls eine Nähe zu Speditionsunternehmen nachgesagt werden könne, habe den Ausbau der RoLa ohne entsprechende Lärmschutzmaßnahmen scharf kritisiert und als „Anschlag auf die Bevölkerung des Inntals“ bezeichnet, zumal mittlerweile allgemein bekannt sei, dass der Zug wesentlich mehr Lärmbelastung produziert als sämtliche Lkw – „und vor allem jene der jüngsten Generation, wie sie zum Standard unseres Fuhrparks gehören“, so der FERCAM-Präsident.
Die Politik täte seiner Ansicht nach auch gut daran, nicht rein auf die Verlagerung auf die Schiene zu setzen. Auch mit dem zukünftigen BBT und ausgebauten Zulaufstrecken und hoffentlich auch ausgebauten Umschlagterminals im Süden sowie im Norden der Alpen werde der derzeitige Verkehr nicht vollständig verlagert werden. Man sollte somit weiter auch den Austausch der Lkw, welche in Tirol verkehren, sei es im Transit als auch im Quell- und Zielverkehr, fördern. Die derzeit bestehenden unterschiedlichen Beschränkungen für den lokalen- und den Transitverkehr seien wettbewerbsverzerrend und nicht zielführend.
„Statt Verbote sollten lärm- und abgasarme Lkw wie Elektro- oder mit Flüssiggas-betriebene von sämtlichen Verboten und der überhöhten Nachtmaut von Innsbruck zum Brenner ausgenommen werden. Dadurch hätten sämtliche Unternehmer einen Anreiz, die Fahrzeuge so schnell wie möglich auszutauschen, was zu einer viel höheren Verminderung der Lärm- und Abgasbelastung führen würde als die hohen Subventionen und Förderungen der RoLa“, so Baumgartner.
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen UKV und RoLa? Im Unbegleiteten Kombinierten Verkehr (UKV) Straße/Schiene wird die Ladeeinheit auf der Straße im Verladeterminal angeliefert und auf den Zug umgeschlagen. Der weitere Transport erfolgt auf der Schiene, wobei nur die Ladeeinheit, also der Container, Sattelanhänger oder Wechselbehälter befördert wird, während der Fahrer am Terminal zurückbleibt. Am Bestimmungsterminal übernimmt ein anderer Lkw die Sendung und führt sie bis zur Enddestination weiter.
Im begleiteten kombinierten Verkehr (Rollende Landstraße, kurz Rola) werden komplette Lastzüge auf spezielle Niederflurwagen der Bahn verladen und die Fahrer reisen im Liegewagen mit. „Die Rola-Züge weisen folglich eine geringere Nettonutzlast gegenüber dem UKV auf. Ein durchschnittlicher Rola-Zug transportiert rund 20 Lkw, während ein UKV-Zug 36 Straßensendungen verlagert“, erklärt Baumgartner.