Im November hatte KTM Insolvenz angemeldet

Geld für KTM-Quote bei Sanierungsverwalter eingelangt

Donnerstag, 22. Mai 2025 | 22:22 Uhr

Von: apa

Der insolvente Motorradhersteller KTM ist gerettet. Miteigentümer Bajaj hat die erforderlichen Mittel zur Verfügung gestellt, um die Quote an die Gläubiger der KTM AG und ihrer Töchter KTM Components GmbH und KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH zu bezahlen. Am Nachmittag informierte Insolvenzverwalter Peter Vogl, dass das Geld erlegt worden sei – knapp vor Ende der Frist, die noch bis Freitag um 24 Uhr gelaufen wäre.

Heute werden laut Vogl die Abschlussberichte beim zuständigen Landesgericht Ried eingebracht, das über die Bestätigung des durch den Erlag erfüllten Sanierungsplans entscheidet. Die KTM-Mutter Pierer Mobility hatte bereits in der Früh offiziell via Aussendung bestätigt, dass Bajaj das Geld zugesagt habe. Im Gegenzug wird Bajaj die Mehrheit an Pierer Mobility übernehmen, Stefan Pierer scheidet aus. Arbeitsplätze und Werke im Innviertel sollen erhalten bleiben.

Die Bajaj Auto International Holdings B.V. – eine niederländische Tochter des indischen Familienimperiums Bajaj – gewährt der KTM demnach ein Darlehen in der Höhe von 450 Mio. Euro, weitere 150 Mio. Euro kommen von der KTM-Mutter Pierer Mobility. Zur Finanzierung der Quote im Rahmen der drei Restrukturierungspläne sind 525 Mio. Euro erforderlich, hinzu kommen noch Gerichtskosten etc. Bajaj hat im Zuge des Sanierungsverfahrens bereits mehrmals Geld zugeschossen, um das Werk zu erhalten, insgesamt 200 Mio. Euro.

Bajaj will 100-Prozent-Mehrheit an Pierer Bajaj übernehmen

Bajaj wird – vorbehaltlich der regulatorischen Genehmigungen – die 100-Prozent-Mehrheit an der Pierer Bajaj übernehmen. Dieses Gemeinschaftsunternehmen von Stefan Pierer und den Indern/Niederländern hält derzeit 74,9 Prozent der KTM-Mutter Pierer-Mobility. An der Pierer Bajaj wiederum sind derzeit Stefan Pierers Pierer Industrie AG zu 50,1 Prozent und die Bajaj Auto International Holdings B.V. zu 49,9 Prozent beteiligt. Die Pierer Mobility AG habe eine Garantievereinbarung sowie einen Aktienverpfändungsvertrag mit der niederländischen Bajaj Auto International Holdings B.V. geschlossen, hieß es in einer Ad-hoc-Mitteilung am Mittwoch. Künftig hätte damit nun wohl Bajaj bei KTM das Sagen.

“Heute haben wir die Chance bekommen, die Geschichte von KTM fortzuschreiben”, so KTM-CEO Gottfried Neumeister in einer Stellungnahme. Die bestehenden Standorte, insbesondere das Stammwerk in Mattighofen/Munderfing, bleiben “die Basis für unseren zukünftigen Erfolg”, so der Vorstandschef. Er empfinde “tiefe Dankbarkeit und Demut” gegenüber allen, die “diese neue, zweite Chance” mitermöglicht hätten. Explizit bedankte sich der CEO auch bei Stefan Pierer, der “den Grundstein für eine der bekanntesten Motorradmarken der Welt gelegt” habe. Neumeister will nun die Strategie etwas schärfen und sich auf die drei Motorradmarken KTM, Husqvarna und Gasgas konzentrieren.

Pierer scheidet aus Vorstand der Pierer Mobility aus

Der langjährige KTM-Chef Stefan Pierer scheidet nach Abschluss des Sanierungsverfahrens im Juni aus dem Vorstand der Mutter Pierer Mobility aus. Der Aufsichtsrat beruft Verena Schneglberger-Grossmann, die seit November 2015 für die Gruppe tätig ist, als neues Mitglied in den Vorstand, wo sie CEO Gottfried Neumeister unterstützt. Wenn Bajaj das Gemeinschaftsunternehmen Pierer Bajaj zur Gänze übernimmt, ist der Ex-Chef aber auch als Eigentümer (fast) Geschichte. Er wäre dann nur mehr mit 0,1 Prozent über seine Pierer Konzerngesellschaft an der Pierer Mobility beteiligt.

Deadline für Quote am Freitag

Ende November 2024 war KTM insolvent geworden und beantragte ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung. 1.250 Lieferanten und Banken sowie 2.600 Dienstnehmer meldeten Forderungen in der Höhe von rund 2,2 Mrd. Euro an. Der am 25. Februar von den Gläubigern mehrheitlich angenommene Sanierungsplan sieht eine Barquote von 30 Prozent vor. Das Geld muss demnach bis 23. Mai um 24 Uhr bei Sanierungsverwalter Peter Vogl erlegt sein, ansonsten wäre ein Konkurs unausweichlich. Um das Geld aufzubringen, war ein Investor nötig. Bereits im Dezember hatte die KTM-Mutter Pierer Mobility die US-Investmentbank Citigroup mit einem Suchprozess beauftragt. Bajaj war dabei immer eine Option.

Die Produktion von KTM war Anfang Mai heruntergefahren worden, weil die Lieferketten unter der Insolvenz gelitten hatten und man keine Bauteile mehr hatte. Am 28. Juli soll die Produktion in vollem Umfang wieder hochgefahren werden.

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