Auswandern aus einem reichen Land – ein Kommentar

Goodbye Südtirol?

Donnerstag, 06. Dezember 2018 | 09:18 Uhr

Bozen – Die Nachricht, dass aus keiner anderen italienischen Provinz so viele junge Leute auswandern würden wie aus Südtirol, schlug in der heimischen Öffentlichkeit wie eine Bombe ein. Bisher glaubte man, dass von der Auswanderung junger Erwachsener vor allem süditalienische Regionen betroffen seien, wo eine Jugendarbeitslosigkeit von bis zu 45 Prozent herrscht. Aber weit gefehlt. Es ist ausgerechnet das reiche Landl, das die Jungen ins Ausland treibt.

BZB-Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG

Südtirol ist ungemein erfolgreich. Nachbarn und auch ferne Länder schauen mit einer Mischung aus Bewunderung und Neid auf uns. Aber es gibt auch Schattenseiten. Die „Schuldigen“ für die Auswanderung sind bald ausgemacht. Niedrige Anfangsgehälter, hohe Mieten und ein überschaubares Angebot sorgen dafür, dass gerade junge, gut ausgebildete Südtiroler, die im Ausland studiert haben, dort „hängen bleiben“. Böse Zungen behaupten auch, dass die guten Arbeitsplätze oft per Fingerzeig vergeben werden. Junge Leute ohne „Vitamin B“ sehen daher ihre Zukunft im Ausland besser aufgehoben. Wahr ist auch, dass die Mehrsprachigkeit der Südtiroler sie im nahen Ausland zu begehrten – und daher zu gut bezahlten – Arbeitskräften macht.

Aber ist alles schlecht? Es gilt zu bedenken, dass das kleine Südtirol für eine vorwiegend landwirtschaftlich und touristisch geprägte Gebirgsregion sehr viele Möglichkeiten bietet. Das Landl kann eine lange Reihe von Hochtechnologieunternehmen vorweisen, die jungen Leuten auch eine ansprechende Zukunft bieten. Universität, NOI Techpark und Eurac geben etwa auch der Bildung und Forschung neue Impulse. Naturgemäß kann ein Land wie unseres nicht allen alles bieten.

eurac

Bei den Mieten und bei den Gehältern kann aber sehr wohl etwas unternommen werden. Mit gesetzlichen Maßnahmen und leistungsgerechten Betriebsabkommen könnten junge Leute aller Ausbildungsstufen eher in Südtirol gehalten oder zur Rückkehr bewegt werden. Panik ist aber nicht angebracht. Viele zieht es nach Jahren wieder zurück in die Heimat. Mit ihrer gewonnenen Erfahrung bereichern sie Südtirol. Es genügt also, an ein paar Stellschrauben zu drehen.

Südtirol hat viel zu bieten. Auch unser Freizeitangebot – für junge Leute immer wichtig – ist gut aufgestellt.

Von: ka

Bezirk: Bozen