Von: mk
Bozen – Für Südtirols Wirtschaft war 2019 ein Bombenjahr – das dritte in Folge. AFI-Direktor Stefan Perini spricht von einem „Goldenen Triennium“. Doch mit dem Corona-Notstand steht Südtirol vor einer argen Konjunkturdelle. AFI-Präsident Dieter Mayr: „Mit vereinten Kräften wollen wir die Folgen der COVID-19-Pandemie abfedern und neu durchstarten.“
“Mit den letzten ISTAT-Zahlen zu Außenhandel und Erwerbstätigkeit können wir nun eine endgültige Bilanz zum abgelaufenen Jahr 2019 ziehen“, begründet AFI-Direktor Perini die spätere Veröffentlichung des Branchenspiegels im AFI-Winter-Barometer.
Die Stimmung der Arbeitnehmer im vierten Quartal 2019 nach Branchen
„Auch im 4. Quartal 2019 blieben die Einschätzungen der Arbeitnehmer, was die Wirtschaftsentwicklung in Südtirol in den nächsten zwölf Monaten anbelangt, im positiven Bereich. Zum Befragungszeitpunkt im Dezember 2019 gingen Südtirols Arbeitnehmer noch davon aus, dass Südtirols Wirtschaft auch 2020 wachsen würde“, berichtet AFI-Forscher Friedl Brancalion. Im nun vorliegenden Branchenspiegel zeigt sich die Stimmungslage der Beschäftigten vom Winter 2019/20 allerdings recht differenziert.
Von allen Branchen Südtirols sehen die Arbeitnehmer in der Landwirtschaft die gesamtwirtschaftliche Entwicklung am wenigsten optimistisch. Im Verarbeitenden Gewerbe verbessern sich die Einschätzungen der Arbeitnehmer was die Fähigkeit anbelangt, mit dem Lohn über die Runden zu kommen. Im Baugewerbe sticht die hohe gefühlte Stabilität des Arbeitsplatzes hervor. Im Handel scheint die Zeit für einen Jobwechsel besonders günstig zu sein. Im Hotel- und Gastgewerbe geht das Hoffen weiter, dass die klingenden Früchte des Aufschwungs endlich auch in den Taschen der Arbeitnehmerinnen und -nehmer landen. Bedienstete im Öffentlichen Sektor beurteilen die eigene und die Finanzlage der Familie etwas günstiger als in vorhergehenden Befragungen. Bei den Privaten Dienstleistungen sehen sich die Mitarbeitenden aktuell in einer starken Verhandlungsposition. „Alle weiteren Informationen und Schaubilder des aktuellen Branchenspiegels veröffentlicht das AFI auf seiner Homepage“, spricht Brancalion das Fachpublikum an.
Endbilanz 2019
„Für Südtirols Wirtschaft war 2019 ein weiteres Bombenjahr – die makroökonomischen Hauptindikatoren sind fast ausnahmslos positiv“, fasst AFI-Direktor Perini seine Analysen zusammenfassen. Die Erwerbstätigenquote beläuft sich im Jahresschnitt auf 74,1 Prozent – historisches Höchstniveau – die Arbeitslosenrate auf 2,9 Prozent – Mindestniveau. Die Zahl der Arbeitnehmer stieg um +2,3 Prozent an. Zugenommen haben vor allem unbefristete Arbeitsverträge (+4,5 Prozent), während Verträge auf Zeit rückläufig sind (-3,0 Prozent). Das Exportgeschäft entwickelte sich dynamisch (+4,1 Prozent), wie auch der Import (+1,5 Prozent). Die touristischen Nächtigungen erzielten ein neues Rekordergebnis (+1,1 Prozent). Die Inflation blieb auf Jahresbasis moderat (1,3 Prozent). Die Kreditvergabe entwickelte sich dynamisch (+4,9 Prozent), insbesondere jene an Privatpersonen (+8,5 Prozent) – Stichwort Flucht in die Immobilie. Das vom AFI prognostizierte Wirtschaftswachstum von +1,4 Prozent für 2019 dürfte nicht nur erreicht, sondern sogar getoppt worden sein.
„Goldenes Triennium“
Jüngst hat das nationale Statistikinstitut ISTAT die Neuberechungen der realen Wachstumsraten für Südtirol veröffentlicht: +2,1 Prozent für das Jahr 2017 und +2,0 Prozent für 2018 (vgl. Grafik 2). „Diese ISTAT-Werte decken sich weitgehend mit unseren eigenen“, stellt AFI-Direktor Perini fest und kommt zu folgendem Schluss: „Mit der außerordentlich guten Entwicklung im Jahr 2019 kann man den Zeitraum 2017-2019 durchaus als ‚Goldenes Triennium‘ für die Südtiroler Wirtschaft bezeichnen“.
„Sicher, es liegen goldene Jahre im Rücken, die sich 2019 positiv auf die Anzahl der Arbeitsverhältnisse (+2,1 Prozent) und auf die unbefristeten Arbeitsverträge (+4,5 Prozent) ausgewirkt haben. Aber mit den Folgen des COVID-19-Notstands steht uns allen eine gewaltige Herausforderung bevor. Mit vereinten Kräften können wir die bevorstehende Konjunkturdelle abfedern und neu durchstarten“, erklärt AFI-Präsident Dieter Mayr.