„Werden uns wieder zu Wort melden“

Herdenschutz laut Bauernbund in Südtirol nicht möglich

Samstag, 08. Februar 2020 | 16:27 Uhr

Terlan – Die Landesraumordnung, die Wasserversorgung und das Großraubwild – auf der Klausurtagung des Südtiroler Bauernbundes (SBB) heute in Terlan hat SBB-Landesobmann Leo Tiefenthaler die Arbeitsschwerpunkte des heurigen Jahres vorgestellt. Ein vorrangiges Ziel ist auch ein gutes bäuerliches Abschneiden bei den Gemeinderatswahlen im Mai.

Am 1. Juli soll das neue Landesgesetz für Raum und Landschaft in Kraft treten. Derzeit wird an den noch ausständigen Durchführungsbestimmungen gearbeitet. Hier wird sich der Südtiroler Bauernbund wieder zu Wort melden, versicherte Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler: „Bei der Raumordnung sind wir gleich zweifach betroffen: als Grundeigentümer, wenn es um die Ausweisung von Bauzonen geht, und als bäuerliche Unternehmer, wenn es um die Weiterentwicklung der Bauernhöfe geht.“

Eine besondere Bedeutung kommt bei der Umsetzung des neuen Landesgesetzes für Raum und Landschaft den Gemeinden zu. Sie müssen die Fachpläne, die Siedlungsgrenzen und die Zusammensetzung der Fachkommissionen beschließen. „Daher ist es mehr denn je wichtig, dass die Landwirtschaft gut in den Gemeinden vertreten ist. Derzeit stellt sie über 20 Prozent der Gemeinderäte. Ein ähnliches Ergebnis ist das Ziel bei den Wahlen im Mai“, so Tiefenthaler, der die Funktionäre im voll besetzten Saal in Terlan aufforderte, geeignete Kandidaten zu nominieren.

Geht es nach dem Willen des SBB, könnte der Urlaub auf der Alm bald wieder möglich sein. Nur in bereits bestehenden Almhütten sollte unter strengen Auflagen eine Vermietung an Gästen erlaubt sein, so der Wunsch.

Ein weiteres aktuelles Thema ist die Wasserversorgung. Die Trockenperioden nehmen zu, gleichzeitig steigen die Tage mit Starkniederschlägen. „Daher müssen wir in Zukunft verstärkt auf Speicherbecken setzen“, sagte Tiefenthaler. Weiters sollen die Sicherheitsbestimmungen für Bewässerungsanlagen, die verschärft wurden, wieder auf ein vernünftiges Maß zurückgefahren werden. Derzeit würden die Bestimmungen vor allem viel Bürokratie verursachen.

Interessant ist aus Sicht der Landwirtschaft der Gewässerschutzplan. Ein erster Entwurf ist kürzlich beschlossenen worden. Nun haben Interessierte Zeit, eine Stellungnahme abzugeben. Tiefenthaler hat die Funktionäre aufgerufen, ihre Meinung mitzuteilen.

Klar war der Standpunkt auch beim Großrauwild. „Der Südtiroler Bauernbund wird sich weiterhin für ein Wolfsmanagement einsetzen, das auch Entnahmen ermöglicht, und weiter Druck machen. Wenn es sein muss, werden wir wieder auf die Straße gehen, um unsere Forderungen zu unterstreichen. So kann es jedenfalls nicht weitergehen“, stellte Tiefenthaler unmissverständlich klar. Der SBB bleibe bei seiner Maximalforderung nach einem wolfsfreien Südtirol. „Wir wollen die traditionelle Almwirtschaft erhalten. Wenn nicht rasch eine Lösung gefunden wird, werden immer weniger Bauern ihre Tiere alpen“, warnte Tiefenthaler. Der Herdenschutz sei, auch darin waren sich alle Anwesenden einig, in Südtirol nicht umsetzbar.

Intensiv hat sich der SBB in den letzten Monaten mit der Neuausrichtung der Förderungen auseinandergesetzt. Eine stärkere Schwerpunktsetzung war nötig, weil die Fördermittel aus dem Landeshaushalt nicht mehr ausreichen. „Der Landesbauernrat hat den Vorschlägen des Landes mit Zähneknirschen zugestimmt. Wir fordern aber, dass die Geldmittel für die Landwirtschaft im nächsten Landeshaushalt deutlich angehoben werden. Immerhin geht es um die Berglandwirtschaft.“ Mit den Verhandlungen zur neuen EU-Agrarpolitik zeigte sich Tiefenthaler zufrieden.

Stärken will der SBB die Kommunikation mit den Konsumenten. Im vergangenen Jahr wurde mit verschiedenen Initiativen, wie etwa der Verteilung von Kochboxen mit frischem Gemüse, auf die Leistungen der Landwirtschaft aufmerksam gemacht. Heuer soll es weitere Initiativen geben.

Im Anschluss an den Ausblick von Landesobmann Leo Tiefenthaler hatten die Funktionäre reichlich Gelegenheit, mit den politisch Verantwortlichen zu diskutieren. Weitere Themen waren u. a. der hohe Wildbestand. Dieser müsse verringert werden, da die Klagen über Schäden an den landwirtschaftlichen Kulturen zunehmen. Kritisiert wurde auch, dass in öffentlichen Einrichtungen häufig nicht lokale Lebensmittel verwendet werden. Hier müsse mehr Wert auf Regionalität gelegt werden. Und für die Berglandwirtschaft brauche es in Zukunft mehr Geld.

Von: mk

Bezirk: Überetsch/Unterland