Von: luk
Bozen – Heute ist Safer Internet Day. Sowohl der Landesbeirat für Kommunikation sowie die Kinder- und Jugendanwältin nehmen dazu Stellung und verweisen auf den richtigen Umgang mit dem Internet.
Fälle von Hatespeech melden
Das Internet, das Telekommunikationsnetz, das Menschen, Unternehmen und Institutionen weltweit miteinander verbindet, ist eine außergewöhnliche Technologie, die den Wissenstransfer gleichermaßen fördert wie die Freiheit des Einzelnen. Ursprünglich war es für militärische Zwecke gedacht, mittlerweile ist es jedoch ein wesentliches Instrument für die zivile Kommunikation und den Austausch für Millionen von Menschen und eine unverzichtbare Quelle für Nachrichten, Informationen und Kontakte.
Doch diese wertvolle und wichtige Plattform hat ebenso ihre Schattenseiten: Es gibt zahlreiche Kriminelle, die digital Verbrechen begehen. Dazu gibt es auch „normale” Nutzer, die – möglicherweise unbewusst – ihrer Frustration und Wut online freien Lauf lassen und andere Menschen angreifen. Dies geschieht häufig in unmoderierten Onlineforen oder durch die Verbreitung von Fake News, die sich im World Wide Web rasant verbreiten können.
Um das Bewusstsein für dieses Phänomen zu schärfen und Initiativen zu dessen Bekämpfung zu fördern, wird jedes Jahr am 7. Februar in mehr als 190 Ländern der Safer Internet Day begangen. „Es handelt sich dabei um eine Veranstaltung, die zum Nachdenken über die Auswirkungen von Cybermobbing anregen soll”, erklärt Roland Turk, Präsident des Landesbeirats für das Kommunikationswesen. Auch der Beirat selbst wurde in der Vergangenheit bereits in diesem Bereich aktiv, und hat etwa eine Sensibilisierungskampagne gegen Hatespeech und Hass im Netz lanciert (hier eines der Videos der Kampagne) oder einen Journalistenpreis für Arbeiten vergeben, die sich mit den Anfeindungen in der digitalen Welt auseinandersetzten und ihnen entgegenzuwirken versuchten. „Zu den Aufgaben des Ausschusses”, erklärt Turk, „gehört es, die Verbreitung von Hassreden in den digitalen Medien zu überwachen. Jede und jeder, die oder der glaubt, Opfer dieser üblen Praktiken in einem Onlineforum zu sein, kann dies dem Beirat melden. Dieser wird sich dann gegebenenfalls mit dem Medium in Verbindung setzen. In schwerwiegenden Fällen können Onlinemedien, die diese Angriffe geduldet haben, die Beiträge des Landes entzogen werden.“
Neben der Benachrichtigung des Landesbeirats für das Kommunikationswesen kann jede und jeder, die oder der sich als Opfer von Mobbing, Gewalt oder Missbrauch im Internet sieht, ein solches Verhalten umgehend bei einer Polizeidienststelle melden.
“Wir müssen junge Menschen dabei stärken, ihre Identität zu bilden”
„Wir müssen junge Menschen dabei stärken, ihre Identität zu bilden, unabhängig von den Idolen und Maßstäben aus dem Internet“, unterstreicht Kinder- und Jugendanwältin Daniela Höller.
Der 7. Februar ist der Safer Internet Day 2023, der Welttag, der der positiven Nutzung des Internets gewidmet ist. Es handelt sich dabei um eine Veranstaltung, die jedes Jahr weltweit begangen und durch die Europäische Kommission unterstützt wird. Ziel ist ein verantwortungsvolles und sicheres Aufwachsen mit digitalen Medien.
Seit Beginn der Covid-19-Pandemie hat die Nutzung von Multimediageräten und damit auch der Zugang zu den sozialen Medien, die heute immer mehr zu einem festen Bestandteil unseres Lebens werden, stark zugenommen. Besorgniserregend ist, dass Minderjährige oft allein im Internet surfen und viele Stunden in sozialen Netzwerken (vor allem auf TikTok, Instagram und YouTube) verbringen, was unweigerlich Auswirkungen auf zahlreiche Aspekte ihres Lebens hat, von den zwischenmenschlichen Beziehungen bis hin zum psychosozialen Wohlbefinden und Selbstwertgefühl.
In einer Studie, die kürzlich im Fachblatt International Journal for Environmental Research and Public Health veröffentlicht wurde, wurden 68 wissenschaftliche Arbeiten aus den Jahren 2004 bis 2022 zu den Risiken der Nutzung sozialer Medien durch Jugendliche unter 18 Jahren untersucht, insbesondere vor und nach der Covid-19-Pandemie. Diese Studie hat gezeigt, dass die Risiken vielfältig sind: Depressionen, Essstörungen, Kopfschmerzen, Sehstörungen, Haltungsschäden, Cybermobbing, psychische Probleme, Schlafstörungen, Suchtverhalten, Angstzustände, Sexualstörungen, Verhaltensstörungen, verzerrte Körperwahrnehmung, verminderte körperliche Bewegung und Online-Grooming.
Zu den wichtigsten Gesundheitsproblemen, die mit der Nutzung sozialer Medien verbunden sind, gehören gerade auch solche, die mit der Ernährung und folglich mit Essstörungen und der Verzerrung des eigenen Körperbildes zusammenhängen. Einerseits wird in den sozialen Medien massiv für „Junkfood“ geworben, was mit einem erhöhten Risiko für Übergewicht und Fettleibigkeit bei jungen Menschen verknüpft ist, andererseits werden pro-anorektische Botschaften verbreitet. Jugendliche werden daher mit unangemessenen Informationen und Botschaften bombardiert, die ihre Ernährungsentscheidungen und -verhaltensweisen grundlegend und falsch beeinflussen können. Hinzu kommt die Verfügbarkeit von Online-Tools und Filtern, die es ermöglichen, Fotos zu verändern und unnatürliche und unerreichbare Schönheitsideale zu verbreiten, die bei Minderjährigen Unsicherheit und Probleme mit dem Selbstwertgefühl hervorrufen können, was zu einer geringeren Akzeptanz des eigenen Körpers und einem schlechteren Verhältnis zum Essen führt.
„Gerade deswegen ist es wichtig, dass wir darüber einen offenen und konstruktiven Dialog führen. Medienkompetenz wird nämlich von allen gefordert: Erwachsene – und insbesondere die Eltern – sollten sich mit den von den Jugendlichen verwendeten digitalen Formaten und Inhalten vertraut machen, um Warnhinweise zu erkennen und den mitunter dramatischen Folgen vorzubeugen“, betont Kinder- und Jugendanwältin Daniela Höller. „Zum anderen müssen wir die jungen Menschen dabei stärken, ihre Identität zu finden und zu bilden, unabhängig von den Idolen und Maßstäben aus dem Internet.“
Postpolizei mit Initiativen
Auch die Post- und Kommunikationspolizei in Südtirol greift den Safer Internet Day auf und hat im Rahmen des Projekts #cuoriconnessi eine Multimedia-Veranstaltung mit
Live-Streaming organisiert, an der auch der Polizeichef teilnehmen wird.
Gezeigt werden Videos und Zeugenaussagen von Personen, die direkt in Fälle von Cybermobbing, “Rache-Pornos” und in die verschiedenen Formen von Online-Missbräuche verwickelt sind. Die Initiative richtet sich an Schüler im letzten Jahr der Mittelschule und an Schüler der ersten drei Klassen der Oberschule.