Von: luk
Bozen – Ein Landwirt im Obstbau hat ein arbeitsreiches Jahr und muss bis zur Ernte einiges an Risiko in Kauf nehmen – vor allem von oben kann Ungemach drohen. Erst vom Spätsommer bis Herbst können die Früchte der Arbeit eingefahren werden.
Viele Landwirte setzen daher auf Hagelnetze, andere auf Hagelschutzversicherung, manche auf beides. So wird das Risiko minimiert.
Eine Hagelversicherung schützt vor den finanziellen Folgen von Unwetterschäden. Zusätzlich können mit dieser Versicherung neben Hagelschäden auch Schäden durch Sturm, Frost und Ähnliches abgedeckt werden.
Für Versicherungen sind derartige Produkte jedoch ein immer größeres Risiko und werden zunehmend komplexer, wie Versicherungsexperte Lukas Widmann vom SVA Versicherungsservice weiß.
Was kostet eine Hagelschutz-Versicherung pro Hektar ungefähr?
Widmann: Das hängt natürlich von verschiedenen Faktoren ab, und zwar: Lage/Gemeinde, zu versichernde Menge, zu versichernde Garantien, zu versichernde Produkt und Sorte.
Über den Daumen gepeilt könnte man sagen: Um einen versicherten Wert von 20.000 Euro (Äpfel) mit der Standardlinie ‘Hagel’ zu versichern, muss man in der Gemeinde Bozen bereits eine Jahresprämie von rund 3.900 Euro bezahlen.
Welcher Landwirt braucht sie?
Widmann: Es kommt natürlich immer auf die Lage und die individuelle Situation an. Aber für Landwirte ohne Hagelnetz oder ohne Frostberegnung ist die Versicherung in vielen Fällen fast ein Muss. Ein Totalausfall wäre da meist eine Katastrophe. Allerdings auch in anderen spezifischen Fällen kann eine Hagel- oder Frostversicherung durchaus Sinn machen.
Was deckt eine Hagelversicherung ab?
Widmann: Es gibt grundsätzlich zwei Varianten. Die Standardvariante deckt Risiken wie Starkregen, Hagel und Starkwind ab. In der Praxis ist dabei vor allem die Hagelgarantie von großer Bedeutung. Bei der Multi-Variante sind zusätzlich zu diesen Garantien auch noch folgende Ereignisse abgedeckt: Überschwemmung, Trockenheit, Frost, Schneedruck, Sonnenbrand und Temperaturschwankungen. In diesem Fall geht es in der Praxis primär um die Frost-Garantie. Es gilt zu sagen, dass eine Schadenschwelle von 20 Prozent erreicht werden muss – ansonsten erhält der Landwirt leider gar nichts.
Gibt es Förderungen für die Versicherungsnehmer?
Widmann: Ja, es können EU-Mittel zur Förderung der Hagelversicherung genutzt werden, die für die kommenden Jahr vorgesehen sind. Für landwirtschaftliche Produkte wie Obst, Gemüse und Weintrauben kann ein maximaler Beitrag von 70 Prozent der anerkannten Kosten beansprucht werden. Für Versicherungen von Strukturen wie Hagelnetzen und Ertragsanlagen wird ein maximaler Beitrag von 50 Prozent gewährt.
Warum braucht es diese Förderung?
Widmann: Ohne die Förderungen würde es wahrscheinlich keine Hagelversicherungen geben. Für die Landwirte wären die doch sehr hohen Prämien kaum tragbar und auch für die Versicherungsgesellschaften ist es nicht immer ein lukratives Geschäft. Das Wetter wird immer extremer und unberechenbarer. Die Versicherungsgesellschaften können so keine langfristigen Statistiken für die Berechnung der Prämien erstellen und es hat letzthin doch einige Jahre gegeben, die für die Gesellschaften ein Verlustgeschäft waren. Manche Gesellschaften ziehen sich von diesem Versicherungszweig immer weiter zurück.
Loss ratio = Verhältnis Schadenauszahlungen|Prämieneinnahmen (über 100 bedeutet, die Gesellschaften zahlen italienweit mehr als sie einnehmen.)