Von: luk
Imst – Der Umgang mit dem Wolf stand im Mittelpunkt der diesjährigen gemeinsamen Sitzung des Südtiroler und Tiroler Bauernbundes in Imst. Gefordert wurde ein aktives länderübergreifendes Wolfsmanagement. Von gemeinsamem Interesse ist auch die verpflichtende Herkunftskennzeichnung.
Einmal im Jahr treffen sich der Südtiroler Landesbauernrat und die Bundesvorstehung des Tiroler Bauernbundes, um gemeinsame Themen zu besprechen und Anliegen vorzubringen. Beim heurigen Treffen im „Agrarzentrum West“ in Imst stand der Wolf im Mittelpunkt. „Die Leute wollen keinen Wolf. Dennoch steigen in beiden Ländern die Wolfspopulation und damit auch die Risse stark an. Wenn es so weitergeht, ist die Almwirtschaft in Gefahr“, waren sich Bauernbund-Landesobmann Leo Tiefenthaler und der Obmann des Tiroler Bauernbundes, Josef Geisler, einig. Das aber hätte massive Auswirkungen auf die Almen als Wirtschafts- und Erholungsraum sowie als Schutzgebiet bei Naturgefahren. Daher forderten der Südtiroler und der Tiroler Bauernbund grundlegende Änderungen beim Schutzstatus des Wolfes und ein aktives länderübergreifendes Wolfsmanagement. Das sei derzeit aufgrund der hohen Hürden kaum möglich, kritisierten die Obmänner.
Wie ein solches aktives Wolfsmanagement in der Realität aussehen könnte, skizzierte Willi Mayr, der Obmann des „Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs“. „Der Schutzstatus des Wolfes ist nicht mehr zeitgemäß und muss daher gesenkt werden. Ein so hoher Schutz wie derzeit ist aufgrund des günstigen Erhaltungszustandes in vielen Ländern nicht mehr nötig.“ Zudem müsse die Wolfspopulation länderübergreifend betrachtet werden – und nicht das einzelne Tier. „Eine solche generelle Betrachtung, und hier sind sich die Experten einig, zeigt, dass es im Alpenraum genügend Wölfe gibt. Entnahmen gefährden in keiner Weise den günstigen Erhaltungszustand.“
“Hilfreich könnte zudem ein Quotensystem sein, wie es bereits in Schweden und Frankreich der Fall ist. Schweden managt die Wolfspopulation, indem es den günstigen Erhaltungszustand des Wolfes definiert hat und eine Quote aufgrund wildbiologischer Erkenntnisse vorgibt. Wird die Quote überschritten, können Wölfe entnommen werden. Derzeit liegt die Obergrenze in Schweden bei 300 Tieren“, so Mayr. In Frankreich liege die Zahl bei 500 Tieren.
Neben der Festlegung des günstigen Erhaltungszustands führen Schweden und Frankreich ein detailliertes Monitoring durch, das bis zur Erhebung des Geschlechterverhältnisses reicht. „Ein solches Monitoring ist die Grundlage für ein aktives Management. Das brauchen wir auch bei uns“, so Mayr. Zudem müssten Gebiete ausgewiesen werden, wo kein Herdenschutz möglich ist, und der Wissensaustausch zwischen den Ländern verbessert werden. Erfreulich sei, dass sich beim Wolfsmanagement nun auch die EU bewegt und sie sich z. B. für ein länderübergreifendes Management offen zeigt.
“In Tirol soll eine Entnahme nach der Änderung des Jagdgesetzes und des Almschutzgesetzes möglich sein”, berichtete Peter Raggl, der Direktor des Tiroler Bauernbundes. Vorgesehen seien u. a. einfachere Verfahren und die Entnahme von Risiko- bzw. Schadwölfen per Verordnung, die nicht beeinsprucht werden kann. In Südtirol komme ebenfalls in Kürze ein Gesetz zum Wolf in den Landtag, das u. a. für das „Oberste Institut für Umweltschutz und -forschung“ (ISPRA) eine Frist für Gutachten vorsieht und Problemwölfe definiert. Auch sollen Weideschutzgebiete vorgesehen werden, in denen ein Herdenschutz nicht möglich ist, berichtete SBB-Direktor Siegfried Rinner.
Ein weiteres Thema auf dem gemeinsamen Treffen der Bauernbünde von Südtirol und Tirol war die verpflichtende Herkunftsbezeichnung. Bauernbund-Direktor Siegfried Rinner stellte die Südtiroler Regelung vor, die auch in Österreich auf großes Interesse gestoßen ist und alle Verabreicher von Speisen und Getränke verpflichtet, die Herkunft von Fleisch, Milchprodukten und Eiern zu nennen. „Das Gesetz ist vielleicht nicht perfekt, aber ein erster wichtiger Schritt, die Konsumenten zu sensibilisieren, mehr auf die Herkunft zu achten. Das Gesetz soll zudem auch dazu dienen, mehr über die Esskultur nachzudenken.“ Bereits jetzt gebe es viele positive Beispiele von Betrieben, die ihre Lebensmittel detaillierter kennzeichnen, als es im Gesetz vorgesehen ist. Das müsse Schule machen.