Von: mk
Bozen – Die mit der Corona-Pandemie einhergehenden Lockdowns beflügeln den Onlinehandel, wie aus Erhebungen des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervorgeht. Demzufolge verzeichnen die Onlineversandriesen Amazon und Alibaba enorme Umsatzzuwächse, während der stationäre Handel einer der Leidtragenden der Krise ist. Deshalb ist es laut Handelskammer Bozen sehr wichtig, die Südtiroler Geschäfte unter Einhaltung aller Sicherheitsbestimmungen ab Freitag, 27. November 2020 wieder zu öffnen.
Der Onlinehandel wächst seit Jahren stark, im Gegensatz zum stationären Handel – mit Covid-19 hat sich dieser Trend verstärkt. Für die Konsument/innen scheint es bequemer, von zu Hause aus mithilfe eines digitalen Endgerätes auf eine breite Produktpalette zuzugreifen. Die Ausgangsbeschränkungen haben das ihrige dazu beigetragen.
Der stationäre Handel in Südtirol trägt wesentlich zur Wirtschaftsleistung des Landes bei und sichert die Grundversorgung. Geschäfte beleben die Ortskerne und erfüllen somit eine wichtige soziale Funktion. Nicht zuletzt vervollständigen sie das touristische Angebot.
Hinzu kommen Überlegungen bezüglich der Nachhaltigkeit: Produkte dort einzukaufen, wo sie produziert werden, ist nicht nur aus umwelttechnischer Sicht sinnvoll, sondern sichert auch Arbeitsplätze vor Ort und beugt einem Abfluss der Kaufkraft vor.
„Wir befinden uns mit der Vorweihnachtszeit in einer für den Handel entscheidenden Phase – das hat auch die italienische Regierung erkannt und plant, die Geschäfte Anfang Dezember wieder zu öffnen. Dem sollte sich die Südtiroler Landesregierung anschließen und die heimischen Geschäfte ab Freitag, 27. November 2020 unter Einhaltung aller Sicherheitsbestimmungen öffnen, um schlimme Folgen für den Südtiroler Handel abzuwenden“, unterstreicht Handelskammerpräsident Michl Ebner.
Dasselbe gilt für Südtirols Schönheitspflegerinnen und -pfleger, Friseurinnen und Friseure sowie Tattoo- und Nailstudios, denn sie mussten bereits angesichts der ersten Welle im Frühjahr für mehrere Wochen schließen – auch sie erwarten sich nun eine rasche Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit.
Welche Marktposition Onlineversandhäuser inne haben, beweisen folgenden Zahlen: Laut den Erhebungen des WIFO der Handelskammer Bozen betrug der Jahresumsatz 2019 von Amazon über 280 Milliarden US-Dollar, allein im dritten Quartal des laufenden Jahres stiegen die Umsätze um 37 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf über 96 Milliarden US-Dollar.
Das chinesische Pendant zu Amazon, Alibaba, erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2020, welches am 31. März endete, ein Umsatzplus von rund 35 Prozent und verbuchte somit einen Jahresumsatz von rund 72 Milliarden US-Dollar. Dabei nutzen sowohl Amazon als auch Alibaba geschickt Gesetzeslücken und weichen bei der Besteuerung auf Billigsteuerländer aus. Diesem Wettbewerbsvorteil müsste die Europäische Union entgegenwirken.
Der Generalsekretär der Handelskammer Bozen, Alfred Aberer, meint diesbezüglich: „Wirtschaftlich gesehen geben diese Zahlen Grund zur Besorgnis. Während die heimischen Unternehmerinnen und Unternehmer aufgrund der verordneten Lockdowns ihre Tätigkeit großteils einstellen müssen, können Onlineriesen weiterhin ihrem Geschäft nachgehen, weshalb ein enormer Kaufkraftabfluss auch aus Südtirol zu verzeichnen ist.“
Einen konventionellen Vertrieb mit einem Onlineshop zu ergänzen, kann durchaus Sinn machen. Jedoch sollten Interessierte hierzu grundsätzliche Überlegungen anstellen, bei welchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Handelskammer Bozen kostenlos behilflich sein können, ebenso was die rechtlichen Bestimmungen betrifft. Einen Überblick über die Thematik liefert die Homepage der Handelskammer Bozen unter www.handelskammer.bz.it.