Ausbau des öffentlichen Verkehrs

Lösungen für Meraner Verkehrsproblem stehen

Dienstag, 22. Januar 2019 | 17:41 Uhr

Meran – Stefano Ciurnelli, der von der Gemeinde Meran beauftragte Verkehrsplaner, stellte heute in einer Pressekonferenz den von ihm ausgearbeiteten Verkehrsplan vor. Am heutigen Abend wird er den Plan bei einer Bürgerversammlung allen Interessierten präsentieren.

Die Gemeinde hat für den neuen Städtischen Verkehrsplan eine partizipative Erarbeitung gewählt. Somit ist das Dokument bereits jetzt online verfügbar. Am Abend wird es allen interessierten Bürgern vorgestellt. Erst dann wird der Stadtrat den Verkehrsplan (PUT – Piano Urbano del Traffico) genehmigen. „Die Inhalte dieses Dokuments werden von den Regierungspartnern zu 80 Prozent geteilt, und wir sind einhellig der Meinung, dass es ein sehr guter Plan ist”, erklärte Bürgermeister Paul Rösch. Bevor der Verkehrsplan vom Stadtrat angenommen und der Beschluss veröffentlicht wird, werden sich vier Regierungsparteien in den nächsten Tagen noch über einige Punkte einig werden müssen. Dann können Bürger und Interessensvertreter innerhalb von 30 Tagen ihre Stellungnahmen abgeben, und schließlich wird der Gemeinderat, unter Berücksichtigung aller Einwände und Anregungen, den überarbeiteten Verkehrsplan annehmen.

„Angesichts des starken Verkehrsaufkommens und der hohen Belastung von Lärm und NO2 appelliere ich an alle politischen Parteien, diesem technischen Vorschlag zuzustimmen und Verantwortung für die Menschen zu übernehmen“, so Bürgermeister Rösch. Madeleine Rohrer, die Stadträtin für Verkehr, verspricht in diesem Zusammenhang: „Wenn wir den Verkehrsplan in die Tat umsetzen, werden die gesundheitsschädlichen Emissionen in un unserer Stadt um 8 Prozent reduziert werden; die Straßen werden wesentlich entlastet; den Prognosen zufolge verringert sich die verbrachte Zeit im Straßennetz verbrachte Zeit um 17 Prozent; der Verkehr wird flüssiger, und die AutofahrerInnen kommen schneller voran.”

Altstadt: Regelungen vereinfacht, mehr Mobilität für BewohnerInnen

Ingenieur Ciurnelli schlägt einfachere Regelungen für die Zufahrt mit dem Auto ins Stadtzentrum vor. Die Lieferzeiten werden angeglichen. Die BewohnerInnen der Lauben und des Steinach können zwischen 18.30 Uhr und 10.00 Uhr zu ihren Wohnungen vorfahren und nicht mehr wie heute nur während einer einzigen Stunde am Abend. Wer seinen Wohnsitz und einen eigenen Parkplatz im Steinachviertel hat, soll zukünftig über die Postgasse ausfahren. Zugleich sind die Überwachungskameras rund um die Uhr aktiv, womit vor allem Missbrauch in den Morgenstunden unterbunden wird. Inhaber eines Behindertenausweises und Lieferanten der Geschäfte sollen in Zukunft ihre Stellplätze in der Altstadt online reservieren können. Für die Altstadt wird der Grundsatz eingeführt: Wer nicht berechtigt ist, mit dem eigenen Auto ins Zentrum zu kommen, kann oder muss ein öffentliche Verkehrsmittel nehmen. Zu berücksichtigen gilt es dabei das Urteil des Staatsrates zur Oberen Freiheitsstraße, wonach Menschen mit Gepäck ein Fußweg über 150 Meter nicht zumutbar ist.

Fahrradfreundliche Stadt

Insgesamt erfasst der Verkehrsplan im Wesentlichen ein Radwegenetz von 38 Kilometern. Diese Wege sind teilweise anzupassen; rund 8 Kilometer Fahrradwege sind neu zu errichten. An allen wichtigen Orten in der Stadt sind Fahrrad-Abstellanlagen “mit Mehrwert” geplant, wie Werkzeug oder sicher abschließbaren Boxen, die sich mit dem Südtirolpass öffnen lassen. Es wird davon ausgegangen, dass mehr Radverkehr wesentlich zu einer Verflüssigung des Autoverkehrs führt.

Kontrolle und Lenkung des Autoverkehrs sowie der Warenlogistik

Im Verkehrsplan haben neue Technologien einen hohen Stellenwert. Ein System von elektronischen Durchfahrtsportalen soll alle motorisierten Fahrzeuge erfassen, die die Rätiabrücke und Theaterbrücke queren und über den Tunnel beim Bahnhof auf die MeBo auffahren. Dieses System dient vorerst zur Kontrolle, kann aber auch dafür eingesetzt werden, bestimmten Fahrzeugen – zum Beispiel Diesel älteren Baujahres – das einfache Durchqueren der Stadt ohne Aufenthalt zu verwehren. Damit müssten Schwerfahrzeuge sowie Fahrzeuge, welche eine hohe Belastung für die Gesundheit der Anrainer darstellen, die Mebo als Umfahrung nutzen. Die Wirtschaft wird mit der Einrichtung eines Logistik-Zentrums unterstützt, von wo aus mit Cargo-Bikes die Waren im Zentrum bzw. innerhalb der „grünen Zone“ angeliefert werden.

Parkplätze: weniger Verkehr, mehr Platz durch Bewirtschaftung

Der Verkehrsplan dehnt jenen Teil der Stadt aus, in dem Parkplätze gebührenpflichtig sind: Im Zentrum kostet parken mehr und ist auf maximal zwei Stunden begrenzt; etwas weiter entfernte Parkplätze kosten ein Euro/Stunde und können unbegrenzt genutzt werden. Die ersten 15 Minuten kosten – unabhängig von der Zone – einmalig 20 Cent. Damit werden gleich mehrere Ziele verfolgt: Oberflächen-Parkplätze sind rar. Dementsprechend sollen sie gerade im Zentrum nicht langfristig besetzt werden, um den Wirtschaftstreibenden zur Verfügung zu stehen. Wer sein Auto länger stehen lassen will, soll es in einer Garage parken. Zugleich soll vermieden werden, dass das Auto zum Einkaufswagen wird und so alle 15 Minuten auf einem anderen, kostenlosen Parkplatz abgestellt wird. Anrainer haben vor den rund 8.000 Pendlern ein Anrecht auf einen Parkplatz, weshalb sie auch weiterhin ein Abo erwerben können. Am Bahnhof entstehen hingegen insgesamt 500 neue Parkplätze, die u. a. auch den Prader-Platz ersetzen, wo ein Teil des Mobilitätszentrums errichtet werden soll. Handwerker und anderen Dienstleister mit Sitz in Meran können ein Jahresabo für die blauen Parkplätze in der gesamten Stadt erwerben. Gemäß Artikel 7 des Straßenkodex müssen die Einnahmen aus der Bewirtschaftung der gebührenpflichtigen Parkplätze zum Ausbau der Parkplätze und des öffentlichen Nahverkehrs investiert werden.

Ausbau des öffentlichen Verkehrs

Der Verkehrsplan macht einige Aussagen zum öffentlichen Verkehr, die mit dem Land abzuklären sind, da dieses die Letztzuständigkeit hierzu hat. Unter den Maßnahmen werden neben einer Buslinie zwischen Obermais und Untermais auch die Neuorganisation des öffentlichen und privaten Verkehrs am Bahnhof angeführt. Der Praderplatz soll Teil des Mobilitätszentrums werden, weil damit der Bahnhofspark erhalten oder sogar erweitert werden kann. Außerdem können so Busse von Autos getrennt werden, was wechselseitige Verkehrsbehinderungen vermeidet. Mit dieser Lösung steht der Umsetzung des Mobilitätszentrums durch das Land nichts mehr im Wege.

Dem Wendeplatz am Sandplatz für Busse wird hingegen eine Absage erteilt: Dieser würde nämlich durch die häufigen Ein- und Ausfahrten über die Postbrücke eine durchschnittliche Zunahme der Staulänge in der Cavourstraße von 150 Prozent verursachen. Der Verkehrsplan empfiehlt für die Stadt Meran eine schrittweise Umrüstung des gesamten SASA-Fuhrparks auf Elektrobusse, wobei Busse verschiedener Größe angekauft werden sollten, um die öffentliche Mobilität in jedem Stadtviertel und in jeder Zone der Stadt gewährleisten zu können.

Umfassende Analyse der Mobilität

Der Verkehrsplan greift auf umfassende Erhebungen und Simulationen zurück, zum Beispiel darauf wie sich der Küchelbergtunnel auf den Verkehr in Meran auswirken wird oder wie viele Pendler aus welchen Nachbargemeinden wo in Meran arbeiten. „Die im PUT enthaltenen Maßnahmen bauen auf diese Daten auf und zeigen klar, dass die MeranerInnen zusammen und so bald wie möglich handeln müssen, um den jährlich um 1 Prozent zunehmenden Autoverkehr einzubremsen“, so Ciurnelli.

Von: luk

Bezirk: Burggrafenamt