Studie des WIFO

Neue Geschäftschancen für Südtirols Dienstleister

Montag, 14. November 2016 | 13:06 Uhr

Bozen – Grundlegende wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen wie die Digitalisierung, der Trend zur Wissensgesellschaft oder die Internationalisierung verändern die Geschäftsmodelle in vielen Unternehmen nachhaltig. Die heute vorgestellte Studie des WIFO – Wirtschaftsforschungsinstitut der Handelskammer Bozen zeigt auf, dass die Dienstleistungsbetriebe, ein besonders dynamischer Bereich der Südtiroler Wirtschaft, viele der zukünftigen Entwicklungen erkennen und meist als Chance für ihre Geschäftstätigkeit einstufen. Viele Dienstleistungsunternehmen fühlen sich aber noch nicht genügend auf diese Herausforderungen vorbereitet.

In enger Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsverbänden und Freiberuflerorganisationen hat das WIFO über 700 Dienstleistungsunternehmen sowie Freiberuflerinnen und Freiberufler in zwölf ausgewählten Bereichen zu den wichtigsten Zukunftstrends befragt. Über alle Bereiche hinweg, so die Einschätzung der Dienstleister, wirkt vor allem der Megatrend Digitalisierung. So nimmt das Online-Geschäft im Verlagswesen stark zu und neue Produkte wie E-Books gewinnen Marktanteile. Die Südtiroler Rundfunkveranstalter erkennen vor allem neue Möglichkeiten durch die Nutzung sozialer Medien oder des Internetradios. Für die Informationsdienstleister ergeben sich neue Geschäftsfelder in den Bereichen Beratung, IT-Sicherheit, Cloud-Computing und mobile Anwendungen auf Smartphones. Immobilienmakler nutzen digitale Möglichkeiten z.B. im Bereich des Verkaufs über Internetplattformen. Die Verwalter von Liegenschaften erkennen dagegen den Nutzen durch den Einsatz spezieller Software und Geräte, z.B. für die Schadensaufnahme vor Ort. Auch auf die Unternehmen der Rechtsberatung  wirkt sich die Digitalisierung aus, z.B. im Rahmen der telematischen Prozessführung.

Abgesehen von der Digitalisierung müssen sich die Dienstleistungsbetriebe auch vielen weiteren Herausforderungen stellen. Für Wirtschaftsprüfer, Steuer- und Arbeitsberater ist die Spezialisierung auf bestimmte Themen wichtig, darunter die Gründung, Nachfolge oder internationale Rechnungslegung. Auch Unternehmensberater fokussieren ihre Beratungsthemen z.B. in Bezug auf Aspekte der Mitarbeiterbindung, Prozessoptimierung und Rentabilität.

Die Geschäftstätigkeit von Architekturbüros sowie von Ingenieurbüros und anderen technischen Büros wird insbesondere durch die zunehmende Knappheit natürlicher Ressourcen beeinflusst, welche energie- und flächensparende Lösungen erfordern. Für die Unternehmen in der Werbung und Marktforschung ergeben sich neue Möglichkeiten durch die Nutzung sozialer Medien, mobiler Geräte oder anderer Technologien für das Marketing. Für Reisebüros und Reiseveranstalter eröffnet das Internet wichtige Verkaufsmöglichkeiten für die Zukunft.

Damit die zukünftigen Chancen tatsächlich genutzt werden können, sind mehrere Akteure gefordert: die Wirtschaftsverbände und Unternehmen, die öffentliche Verwaltung und das Bildungswesen. Michl Ebner, Präsident der Handelskammer Bozen betont: „Viele der zukünftigen Herausforderungen werden zwar wahrgenommen, fließen aber noch nicht in die tatsächliche Geschäftstätigkeit ein. Den Wirtschaftsverbänden kommt deshalb eine wesentliche Rolle bei der Aufklärung und Unterstützung der Unternehmen zu.“

Peter Gliera, Präsident der Vereinigung der Südtiroler Freiberufler fügt hinzu: „Die zunehmende Digitalisierung und Entwicklung zur Wissensgesellschaft erfordert neue Kompetenzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, z.B. in der Durchführung der Dienstleistungsaufträge von Kund/innen und im Einsatz von neuen Technologien. Das Bildungswesen ist entsprechend gefordert, neue Inhalte zu definieren und zu vermitteln.“

Schließlich fordert der Präsident der Dienstleister im hds Christoph Rainer die Politik und die öffentliche Verwaltung auf, möglichst positive Rahmenbedingungen für den Wirtschaftsstandort Südtirol zu schaffen. Dazu gehören u.a. die Themen Breitband und die Verwaltungsreform des Landes. „Beim Breitband muss die letzte Meile in Angriff genommen werden, um die privaten und betrieblichen Endkunden zu erreichen. Es gilt darauf zu achten, dass die angebotenen Verbindungen leistbar bleiben und auch den kleinen Dienstleistern im Land die Möglichkeit eröffnen, sich an das Glasfasernetz anzuschließen“, so Rainer.

Die vollständige WIFO-Studie liegt in der Handelskammer in gedruckter Form auf und steht auf der Website www.handelskammer.bz.it zum Download bereit. Ansprechpartner für diese Publikation ist Urban Perkmann, Tel. 0471 945 718, E-Mail: perkmann@handelskammer.bz.it.

Von: mk

Bezirk: Bozen