Von: mk
Bozen – Am 28. Oktober 2022 fand in Bozen die achte Auflage des Equal Pension Day statt. Organisiert wird die Initiative alljährlich von der Gesellschaft Pensplan Centrum zusammen mit den politischen Verantwortlichen der Region sowie den Beiräten für Chancengleichheit und den Gleichstellungsräten der beiden Autonomen Provinzen Trient und Südtirol. Ziel der Veranstaltung ist es, auf die noch immer bestehende Ungleichbehandlung zwischen Männern und Frauen hinsichtlich der Renten hinzuweisen.
Laut der jüngsten Statistik des staatlichen Vorsorgeinstituts INPS erhalten die Frauen noch immer nur halb so hohe Altersrenten wie die Männer. Doch nicht nur diese Zahlen sind Grund zur Sorge. Um auf die ungleiche Rentenbehandlung zwischen Frau und Mann hinzuweisen, hat die Gesellschaft Pensplan Centrum in Zusammenarbeit mit den verantwortlichen Politikern unserer Region, den Beiräten für Chancengleichheit und den Gleichstellungsräten der beiden Autonomen Provinzen Trentino und Südtirol im Jahr 2015 den Equal Pension Day ins Leben gerufen.
Die Pressekonferenz anlässlich der achten Auflage des Equal Pension Day fand am Freitag, 28. Oktober im „Walther von der Vogelweide“-Haus in Bozen statt. Zusatzvorsorge und Finanzbildung wurden als grundlegende Instrumente dafür identifiziert, die finanzielle Lage der Frauen abzusichern und die Gleichbehandlung von Mann und Frau auch hinsichtlich der Rente zu fördern.
Arno Kompatscher, Landeshauptmann der Autonomen Provinz Bozen und zuständiger Landesrat für Chancengleichheit betonte in seinen Grußworten das politische Engagement für eine sichere Zukunft aller Frauen: „Die Rollenverteilung in unserer Gesellschaft führt dazu, dass die Frauen ihre Erwerbstätigkeit reduzieren oder gar unterbrechen, um sich um die Kinder oder pflegebedürftigen Angehörigen zu kümmern. Wir möchten dem entgegenwirken: Durch die Unterstützung der staatlichen Rente und der Zusatzrente und das Projekt zur Finanzbildung der Pensplan Centrum AG können wir den Frauen dabei helfen, eine sichere Zukunft aufzubauen. Wir sind auf dem richtigen Weg, aber wir wissen auch, dass es in dieser Hinsicht noch viel zu tun gibt, insbesondere, wenn es um die Chancengleichheit geht.“
Die Erwerbsbiographie der Frauen unterscheidet sich stark von denen ihrer männlichen Kollegen. Sie unterbrechen ihre Arbeitstätigkeit, um ihre Angehörigen zu pflegen, und werden in diesen Zeiten nicht entlohnt. Sie haben weniger Aufstiegschancen, arbeiten öfter in Teilzeit: Dies sind nur einige Aspekte, die zu niedrigeren Gehältern führen. Für Frauen ist es daher ein Muss, sobald wie möglich eine solide Zusatzvorsorge aufzubauen: „Frauen erhalten noch immer weniger Altersrente als die Männer – dies ist eine Tatsache“, sagte die Präsidentin der Pensplan Centrum AG, Johanna Vaja – „Im Jahr 2021 lag die durchschnittliche Rente der Männer bei 1.499 Euro, die der Frauen bei nur 775 Euro, also fast der Hälfte. Diese Situation macht sich auch bei den Beiträgen in die Zusatzrentenfonds bemerkbar. Darum sensibilisieren wir seit Jahren gezielt Frauen zu diesem Thema, und führen ihnen vor Augen wie wichtig es gerade für sie ist, sich angemessen für ihre Zukunft abzusichern.“
Als Gründe für das Ungleichgewicht im Rentenbereich werden oft Geschlechterdiskriminierung am Arbeitsplatz und die Aufgabenverteilung in der Gesellschaft angeführt. Marialuisa Gnecchi, Vizepräsidentin des staatlichen Vorsorgeinstituts INPS, analysierte die derzeitige Gehalts- und Rentensituation von Männern und Frauen und unterstrich, wie wichtig es sei, Gegenmaßnahmen zu ergreifen und den Frauen den Eintritt in die Arbeitswelt zu erleichtern, höhere Gehälter zu beziehen, Karriere zu machen und somit auch mehr Rente zu erhalten. „Leider müssen wir jedes Jahr am Equal Pay Day und am Equal Pension Day noch immer auf die Gehalts- und Rentenunterschiede zwischen Männern und Frauen hinweisen. Zumindest scheinen sich nun nicht mehr nur Experten, sondern auch die Allgemeinheit mit dem Thema auseinanderzusetzen. Auch das Gesetzesdekret 105 könnte bei der Rollenverteilung, wenn es um die Pflege Angehöriger geht, helfen – mit ihm könnte es in Zukunft auch für Mütter möglich sein, mehr Erfolg im Beruf zu haben und somit höhere Gehälter und auch Renten zu beziehen“, betonte die Vizepräsidentin der INPS.
Der Equal Pension Day ist auch ein Tag, an dem an das Recht der Frau auf finanzielle Unabhängigkeit erinnert werden soll. Claudia Gasperetti und Marina Rubatscher Crazzolara, Präsidentinnen der Beiräte für das weibliche Unternehmertum der Handelskammern Trient und Bozen, machten auf die Projekte zur Entwicklung des weiblichen Unternehmertums in den beiden Provinzen aufmerksam und zeigten dabei auf, dass Frauen in selbstständiger Arbeit besondere Unterstützung benötigen. Gerade sie seien besonders wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung, die Beschäftigung, die Erhöhung des Bruttoinlandsprodukts und die Nachhaltigkeit der Renten. „Trotz der Krise halten die weiblichen Unternehmen im Trentino durch, entwickeln sich und wachsen dank ihrer Zukunftsorientierung im Bereich der Finanzen, der Wirtschaft und der Umwelt“, so Gasperetti. „Dabei benötigen sie aber unsere Unterstützung. Die Förderung der Zusatzvorsorge, wie sie in unserer Region bereits geschieht, hilft auch den Unternehmen, die von weitsichtigen Frauen geführt werden.“
„Als Beirat für das weibliche Unternehmertum sind wir davon überzeugt, dass unsere Projekte ein Grundbaustein dafür sind, alle Generationen von der jungen Berufsstarterin bis hin zur berufserfahrenen Arbeitnehmerin zu informieren und zu sensibilisieren. Gerade auch zu diesem Zweck haben wir zusammen mit anderen Partnern das „Handbuch für eine sichere Zukunft für angehende Unternehmerinnen“ veröffentlicht: Es soll die Frauen auch auf Themen wie Finanzbildung und Altersvorsorge aufmerksam machen“, so Crazzolara.
Die Vorsitzenden der Beiräte für Chancengleichheit der Autonomen Provinzen Trient und Südtirol berichteten von ihren Initiativen zur Förderung der Gleichbehandlung und Chancengleichheit von Männern und Frauen und wiesen darauf hin, dass jede Geschlechterdiskriminierung eine Verletzung der Menschenrechte und Freiheiten in allen Gesellschaftsschichten darstellt. Frauen haben zwar Rechte, Freiräume und Möglichkeiten erhalten, wobei aber doch nicht alle Klischees überwunden werden konnten, die noch heute in der Rollenverteilung von Mann und Frau herrschen. Ulrike Oberhammer betonte: „Frauen beziehen nicht nur niedrigere Löhne, sondern müssen nach einem Leben voller Arbeit auch noch mit weniger Rente als die Männer leben. Genau deshalb sind sie dem Armutsrisiko stärker ausgesetzt und müssen sich vor einem zukünftigen finanziellen Ungleichgewicht schützen.”
Paola Maria Taufer fügte hinzu: „Das Thema der Ungleichbehandlung und insbesondere die unterschiedlichen Renten ist schwerwiegend und darf nicht verleugnet werden. Weniger Karrierechancen in der Arbeitswelt, Unterbrechungen der Erwerbstätigkeit und niedrigere Gehälter wirken sich nicht nur auf die derzeitige, sondern auch auf die zukünftige wirtschaftliche Lage der Frauen aus.“
Die Bedeutung des Equal Pension Days unterstrichen auch die Beiräte für Chancengleichheit der beiden Provinzen: „In einer Gesellschaft, die noch immer von den Stereotypen der Rollenverteilung geprägt ist, denken die Frauen, die Teilzeitarbeit sei die Lösung ihrer Probleme, mit der sie vermeintlich Familie und Beruf gut vereinbaren können. Auf den ersten Blick kann das auch so sein, aber auf lange Sicht sind die Auswirkungen auf ihre zukünftige Rente negativ. Die Inanspruchnahme der Teilzeitarbeit muss daher grundlegend überdacht werden“, sagte Matteo Borzaga. Seine Südtiroler Kollegin Michela Morandini, fügte hinzu: „Solange die nicht vergütete Pflege der Angehörigen vor allem von Frauen ausgeführt wird, wird auch die Diskriminierung im Rentensystem bestehen bleiben.”
Einige aktuelle Daten
Laut der Statistik des staatlichen Vorsorgeinstituts INPS erhalten Frauen in Italien durchschnittlich gerade einmal 775 Euro Altersrente – also halb so viel wie die Männer, die im Schnitt 1.499 Euro Rente bekommen. In unserer Region erhalten 76 Prozent der Frauen eine Rente von unter 1.000 Euro – mit einem solchen Betrag müssen „nur“ 32 Prozent der Männer auskommen. Die Superrenten von über 2.000 Euro gehen zu 25 Prozent an Männer, nur zu fünf Prozent an Frauen.
Durchschnittlich beziehen die Männer im Trentino 1.916 Euro Rente pro Monat, 1.661 Euro pro Monat in Südtirol. Frauen, die im Privatsektor arbeiteten, müssen mit 808 Euro im Trentino und mit 804 Euro in Südtirol leben. Auch im Öffentlichen Dienst sieht es nicht besser aus: Im Trentino erhalten die Frauen im Durchschnitt 33 Prozent weniger Rente als ihre männlichen Kollegen, in Südtirol 31 Prozent weniger. In den Freien Berufen ist es um die Frauen noch schlechter bestellt: Im Trentino beziehen sie 42 Prozent weniger Rente als Männer, in Südtirol 37 Prozent weniger.
Die neue Informationskampagne der Pensplan Centrum AG gezielt für Frauen
In den kommenden Wochen wird die Pensplan Centrum AG eine Informationskampagne gezielt für Frauen lancieren. Mit dem Slogan „Du bist die Chefin deiner Zukunft! Pensplan Centrum unterstützt dich dabei” möchte Pensplan Centrum den Frauen aufzeigen, dass sie die Gestaltung ihrer Zukunft und ihrer Vorsorge selbst in der Hand haben und Pensplan Centrum ihnen mit Information und Beratung dabei zur Seite steht. Unterstützen werden die Kampagne erneut die beiden Testimonials von Pensplan Centrum, die Trentiner Eischnellläuferin Gloria Ioriatti und die Südtiroler Läuferin und berufstätige Mutter Natalie Andersag.