Von: luk
Bozen – Gemeinden, in denen Pflanzenschutzmittel in hoher Menge ausgebracht werden, haben keine höhere Rate an Tumorerkrankungen als Gemeinden mit geringer landwirtschaftlicher Nutzung. Das ist das Ergebnis einer Studie, die die Landesregierung im Jahr 2013 in Auftrag gegeben hatte und die Gesundheitslandesrätin Martha Stocker heute gemeinsam mit Studienleiter Lino Wegher vom Zentrum für Umweltmedizin des Südtiroler Sanitätsbetriebes vorstellte. Ziel der Studie sei es gewesen, zu erheben, ob die Bevölkerung der Gemeinden, in denen viel Obst- und Weinbau betrieben und deshalb viel mit Pflanzenschutzmitteln gearbeitet wird, einer höheren Gefahr ausgesetzt sind, erklärte Stocker. Analysiert wurden die Daten, die vom Südtiroler Tumorregister für den Zeitraum 2003 bis 2010 zur Verfügung gestellt wurden.
Untersucht wurde auch eine mögliche Auswirkung der Pflanzenschutzmittel auf Parkinson (Zeitraum 2003-2015) und Demenzerkrankungen (Zeitraum 2010-2014). Auch hier konnten keine nennenswerten Unterschiede festgestellt werden. Das selbe gilt für die Hashimoto-Thyreoiditis, eine Autoimmunerkrankung, die zu einer chronischen Entzündung der Schilddrüse führt, und eine der häufigsten Ursachen der Schilddrüsenunterfunktion ist. Untersucht wurden hier die Jahre von 2010 bis 2015. Ebenfalls keine relevanten Unterschiede stellte das Team um Wegher bei der Häufigkeit von Früh- und Fehlgeburten fest.
Auswirkungen von Chlorpyrifos
In einer weiteren Studie wurden die Auswirkungen von Chlorpyrifos auf die Gesundheit der Bevölkerung untersucht. Getestet wurden Bauern aus Kastelbell, Latsch, Naturns, Marling und Tirol ebenso wie ihre Anrainer. Sowohl die Bauern selbst als auch ihre Nachbarn hätten während der Saison höhere Kreatinine-Konzentrationen aufgewiesen als außerhalb der Behandlungssaison, erklärte Wegher. Die gemessene Dosis sei aber noch weit unter der Schwelle gelegen, welche die WHO als bedenklich definiert.
“Ich bin in mehrfacher Hinsicht erleichtert”, kommentierte Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler die Ergebnisse der Studie, “als Landesrat, als Bauer, der selbst mit diesen Mitteln arbeitet, und natürlich auch darüber, dass die intensive Landwirtschaft für die gesamte Bevölkerung kein Gesundheitsrisiko darstellt.” Besonders erfreulich sei das Ergebnis, wenn man bedenke, dass es die Auswirkungen früherer Jahre beleuchtet, in denen es noch “viel stärkere chemische Keulen” gegeben habe. Das Ausbringen von Chlorpyrifos zum Beispiel ist seit 2017 verboten. Das Ergebnis bedeute aber nicht, dass man die Hände in den Schoß legen könne. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln müsse weiter reduziert werden, sagte Schuler. “Wir alle sind in der Verantwortung, mit Pflanzenschutzmitteln vorsichtig umzugehen”, stimmte Stocker ihm zu.
Die Studie wurde von der Abteilung Umweltmedizin des Südtiroler Sanitätsbetriebs in Zusammenarbeit mit dem Tumorregister Südtirol, der Eurac, der epidemiologischen Beobachtungsstelle und der Stiftung Salvatore Maugeri durchgeführt.