Raiffeisen-Infoabend beleuchtet Herausforderungen und Lösungen

Pflege braucht Vorsorge

Freitag, 09. Mai 2025 | 11:29 Uhr

Von: mk

Bozen – Die Pflege in Südtirol steht vor großen Herausforderungen – ein Thema, das bei einem Infoabend am 7. Mai im Raiffeisenhaus in Bozen ausführlich diskutiert wurde. Unter dem Motto „Heute Vorsorge, morgen Fürsorge“ informierten Fachleute über aktuelle Entwicklungen, Perspektiven sowie die weitreichenden Auswirkungen auf Familien und Gesellschaft.

Ulrich Seitz, Präsident der Alzheimervereinigung Südtirol und der Stiftung Pilsenhof in Terlan, eröffnete den Abend mit einem Impulsreferat. Dabei zeichnete er ein umfassendes Bild des Pflegesystems in Südtirol und benannte zentrale Schwachstellen: lange Wartezeiten und bürokratische Hürden beim Pflegegeld, veraltete Einstufungskriterien sowie ein unzureichendes Betreuungsangebot für jüngere Pflegebedürftige zwischen 45 und 60 Jahren. Auch die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Pflege wurde thematisiert. Als Lösungsansätze präsentierte Seitz Best-Practice-Modelle, darunter das Burgenländer Modell, bei dem betreuende Angehörige bei einem Landesunternehmen angestellt und somit sozial- und rentenversichert sind, sowie das luxemburgische System mit einer verpflichtenden Pflegeversicherung. Sein Fazit: „Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Es braucht dringend vorausschauende und couragierte Lösungen, um sie langfristig zu sichern.“

In der anschließenden Diskussionsrunde unterstrich Martina Ladurner, Präsidentin des Verbandes der Seniorenwohnheime Südtirols, das Recht jedes Menschen auf würdevolle Pflege. Die 79 Seniorenwohnheime in Südtirol seien nicht nur Betreuungseinrichtungen, sondern Orte der Begegnung, an denen es gelte, Berührungsängste und Hemmschwellen abzubauen. Die Kosten für einen Heimplatz müssen von den Pflegebedürftigen selbst getragen werden – und, sofern deren Einkommen oder Vermögen nicht ausreicht, auch von ihren Angehörigen. Angesichts des demografischen Wandels, des Pflegekräftemangels und veränderter familiärer Strukturen hoben die Experten die zunehmende Bedeutung von Eigenverantwortung und finanzieller Vorsorge hervor.

Versicherungsexperte Thomas Gruber vom Raiffeisen Versicherungsdienst stellte die Raiffeisen Pflegeversicherung als Vorsorgelösung vor, um die finanziellen Belastungen im Pflegefall abzufedern. Ein zentrales Anliegen der Diskussionsrunde: Pflege dürfe kein schambehaftetes Tabuthema bleiben. Offene Gespräche in der Familie, frühzeitige Information und klare Entscheidungen seien entscheidend. Ulrich Seitz: „Jeder ist auch Manager seines eigenen Schicksals.“

Im Anschluss hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, sich mit den Experten auszutauschen. Der Infoabend reiht sich in die landesweite Sensibilisierungskampagne der Südtiroler Raiffeisenkassen zum Thema Pflege ein. „Ziel ist es, die Bevölkerung frühzeitig über Entwicklungen zu informieren und Impulse für die eigene Vorsorge zu geben“, betonte Herbert Von Leon, Obmann des Raiffeisenverbandes. Durch den Abend führte Moderator Theo Hendrich.

Eine Zusatzveranstaltung ist für den 21. Mai 2025 im CulturForum in Latsch geplant.

Bezirk: Bozen

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