Von: luk
Bozen – Der Verwaltungsrat der Brennerautobahngesellschaft hat bei seiner Sitzung am Freitag unter dem Vorsitz von Präsident Hartmann Reichhalter die Bilanz 2019 genehmigt. Die Daten des vergangenen Jahres stellen dabei in mehrerlei Hinsicht einen historischen Rekord dar, sei es in Bezug auf den Produktionswert von 401,3 Millionen Euro und den Gewinn von 87,1 Millionen Euro (+27,7 Prozent im Vergleich zu 2018), sei es aber auch in Bezug auf die bedeutendste Kennzahl für die Rentabilität eines Unternehmens, das EBITDA. Dieses liegt mit 179,1 Millionen Euro bei 44,63 Prozent des Produktionswertes liegt, das EBIT liegt bei 24,34 Prozent (97,69 Millionen Euro).
„Die Gesellschaft hat im vergangenen Jahr 2019 so gut wie noch nie gearbeitet“, nimmt Präsident Hartmann Reichhalter zur Bilanz des vergangenen Jahres Stellung. „Dies lässt uns hoffen, dass sich die Verhandlungen um eine Konzessionsverlängerung nach den unerwarteten Problemen zu Beginn dieses Jahres positiv entwickeln.”
„Das Geschäftsjahr 2019 muss uns Ansporn sein, diese schwierige Zeit mit jener Stärke und jenem Mut zu bewältigen, die wir aus dem Bewusstsein um das Potential unserer Gesellschaft schöpfen. Wir sind dazu bereit, dieses außergewöhnliche Ergebnis unmittelbar in neue Investitionen umzulegen – sobald die Rahmenbedingungen dafür stimmen“, zeigt sich Geschäftsführer Diego Cattoni zufrieden.
Die Bilanz 2019
Das beste Betriebsergebnis in der Geschichte der Brennerautobahngesellschaft ist die Frucht mehrerer Faktoren: das leicht erhöhte Verkehrsaufkommen (+0,4 Prozent), die bedeutende Senkung der Produktionskosten, die umsichtige Finanzverwaltung. Im Detail zeigt sich, dass der Produktionswert bei 401,3 Millionen Euro (+4,2 Millionen Euro) liegt, während die Produktionskosten 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 9,6 Millionen Euro auf einen Wert von 303,6 Millionen Euro gesunken sind. Das Betriebsergebnis von 97,7 Millionen Euro weist einen Zuwachs von etwa 13,8 Millionen Euro im Vergleich zu 2018 auf. Eine positive Entwicklung zeigt auch das Finanzmanagement, das mit 17,7 Millionen Euro um 3,1 Millionen Euro im Vergleich zu 2018 gestiegen ist. Das Ergebnis vor Steuern beträgt 117,1 Millionen Euro (2018 waren es 95,2 Millionen Euro). Der Gewinn des Geschäftsjahres 2019, abzüglich der Steuern von 30 Millionen Euro, erreicht damit einen Rekordwert von 87,1 Millionen Euro – 18,9 Millionen mehr als im Vorjahr.
Investitionen und Instandhaltungsarbeiten
Trotz fehlender Sicherheiten in Bezug auf die Autobahnkonzession – Voraussetzung für die Umsetzung des Investitionsplanes – hat die Brennerautobahngesellschaft im vergangenen Jahr 20,1 Millionen Euro in Überführungen, Fluchtwege, Innovationsprojekte und andere Initiativen investiert. Wie üblich sind dabei die Instandhaltungsarbeiten von großer Bedeutung: 47,4 Millionen Euro hat die Gesellschaft für die Pflege des Fahrbahnbelags, der Anlagen, der Beschilderung, der Leitplanken, der Tunnels, der Kunstbauten, der Grünflächen und anderen Tätigkeiten ausgegeben.
Verkehr und Sicherheit
Das Verkehrsaufkommen entlang der A22 ist im vergangenen Jahr um insgesamt 0,4 Prozent gestiegen. Dabei verzeichnet der Schwerverkehr ein Plus von 1,8 Prozent, der Leichtverkehr hat im Vergleich zum Vorjahr um 0,1 Prozent abgenommen. Einen neuen Rekord gibt es auch bei den gefahrenen Kilometern: 5,079 Milliarden (5,057 Milliarden im Jahr 2018). Eine besondere Bedeutung kommt der Unfallrate (TIG – Verhältnis zwischen den Unfällen und den gefahrenen Kilometern) zu, die sich bei 16,99 einpendelt. Diese Zahl steht in Übereinstimmung mit dem Ergebnis vom Vorjahr (16,83) und liegt weit unter dem geschätzten staatsweiten Mittelwert von 28 Punkten. Seit der Einführung der ersten Lkw-Überholverbote im Jahr 1999 haben die Unfälle um insgesamt 65,1 Prozent abgenommen, jene mit verletzten Personen sind um 54,9 Prozent gesunken und jene mit tödlichem Ausgang um 77,1 Prozent.
Die Zukunftsperspektiven
„Der Gesundheitsnotstand um das Coronavirus und die damit zusammenhängenden nationalen und internationalen Maßnahmen haben zu einem drastischen Verkehrsrückgang geführt“, erklärt Geschäftsführer Cattoni, der einige konkrete Beispiele aufzeigt. „An den Wochenenden vom 11. März bis heute ist die Anzahl der gefahrenen Kilometer entlang der A22 um mehr als 80 Prozent gesunken“, so Cattoni.
„Erst seit kurzem gibt es erneut ein Anstieg, sodass das Minus an den Wochentagen nunmehr unter der Schwelle von 50 Prozent liegt. Die Autobahn ist Wirtschaftsbarometer, aber auch Wirtschaftsimpuls zumal die Gewinne in Infrastrukturen investiert werden. Der Multiplikatoreffekt der Investitionen in Infrastrukturprojekte auf das Bruttoinlandsprodukt ist bekannt. Allein der Finanzplan der Gesellschaft umfasst 4,1 Milliarden Euro – Ressourcen, die in den nächsten Jahren zwischen Brenner und Modena investiert werden können, somit Arbeitsplätze schaffen und Weiterentwicklung garantieren“, führt Cattoni aus.
„Wir erwarten eine schwierige Zeit für unser Wirtschaftssystem und für unser Land“, so der Geschäftsführer weiter, „daher hoffen wir, dass die Brennerautobahngesellschaft mit ihrem besonderen Potential für die Modernisierung und für neue Infrastrukturen bald zum Wiederaufbau beitragen kann.“
Cattoni meint damit die dritte (dynamische) Spur, neue Autobahnabschnitte, den intermodalen Verkehr, die Eisenbahn, die nachhaltige Mobilität durch Investitionen in Elektro- und Wasserstoffantrieb, die „smarte“ Autobahn. „Wir sprechen dabei vom Projekt, die A22 zum ersten grünen Korridor in Europa zu machen“, führt Cattoni aus. „Die Ressourcen dafür sind da. Die Brennerautobahngesellschaft hat eine außergewöhnliche interne Struktur, die ihre Fähigkeiten bereits mehrfach unter Beweis gestellt hat. Viele Projekte liegen bereits genehmigt auf dem Tisch. Nun brauchen wir nur mehr die Sicherheit in Bezug auf die Konzession, damit die Arbeiten ausgeführt und die Baustellen eingerichtet werden können.“