Von: luk
Bozen – Bei der Verwendung heimischer Lebensmittel in der Gastronomie hat sich in den letzten Jahren vieles getan, wurde auf dem traditionellen Treffen des Südtiroler Landesbauernrates und der Tiroler Bundesvorstehung in Bozen hervorgehoben. Dennoch gibt es Verbesserungspotentiale. Mehr heimische Lebensmittel wünschen sich die Bauernvertreter auch in öffentlichen Einrichtungen.
Über 30 Millionen Nächtigungen gab es 2016 in Südtirol, in Tirol waren es sogar über 45 Millionen. Für heimische landwirtschaftliche Betriebe stellt der Tourismus daher einen der interessantesten Absatzkanäle dar – und das direkt vor Ort. „Dieses Potential wollen wir besser nutzen und noch mehr Gastbetriebe vom besonderen Wert heimischer Lebensmittel überzeugen“, waren sich der Obmann des Südtiroler Bauernbundes Leo Tiefenthaler und sein Tiroler Amtskollege Josef Geisler einig.
Tirol geht seit einigen Jahren einen neuen, interessanten Weg, um den Absatz von bäuerlichen Produkten zu forcieren. „Das Land, Agrarmarketing Tirol und Tirol Werbung haben das Projekt ‚Bewusst Tirol‘ gestartet. Ziel ist, den Absatz in der Gastronomie zu erhöhen und den Betrieben gleichzeitig die Möglichkeit zu bieten, sich von den Wettbewerbern abzuheben. Jene Hotels und Gasthöfe, die bei einzelnen Produktgruppen einen festgelegten Anteil an heimischen Produkten erreichen, werden mit dem Gütesiegel ‚Bewusst Tirol‘ ausgezeichnet“, berichtete Geisler. 2016 hätten 176 Betriebe und 40 Gastro-Großhändler das Gütesiegel erhalten. Derzeit stünden vor allem Milch und Milchprodukte im Mittelpunkt.
In Südtirol gibt es zwar noch kein spezielles „Siegel“, sehr wohl aber verschiedene gemeinsame Initiativen zwischen Landwirtschaft und Tourismus. Zudem setzen immer mehr Gastronomiebetriebe auf heimische Lebensmittel. „Gerade bei den vielen Spezialitätenwochen stehen heimische Produkte meist im Mittelpunkt“, berichtete Tiefenthaler. Südtirols Erzeuger würden zudem erfolgreich mit Großverteilern zusammenarbeiten.
Fokus auf öffentliche Einrichtungen
Stärker in den Mittelpunkt sollen in Zukunft öffentliche Einrichtungen rücken. Auch sie sind ein interessanter Absatzkanal in beiden Ländern. In Tirol wurde das Projekt „Bewusst Tirol“ kürzlich auch auf die öffentlichen Einrichtungen ausgedehnt. „Von 110 kontaktierten Großküchen, die etwa 14 Millionen Essen verabreichen, haben etwa 80 Prozent Interesse am Projekt bekundet“, zeigte sich Geisler zufrieden. Auch in Südtirol würden heute mehr heimische Lebensmittel verwendet als noch vor einigen Jahren.
Mehr lokale Produkte würden nicht nur die heimische Landwirtschaft stärken und die Landschaftspflege sichern, sondern auch lokale Kreisläufe unterstützen und die Wertschöpfung im Land lassen, waren sich alle einig.
Wolfsfreier Ostalpenraum
Derzeit streifen nur vereinzelt Wölfe durch Südtirol oder Tirol, aber schon bald könnten sich Rudel bilden und damit die Berglandwirtschaft vor große Herausforderungen stellen. Doch dazu wollen es die beiden Bauernbünde erst gar nicht kommen lassen und fordern einen Ostalpenraum ohne Wölfe. „Nicht jedes Gebiet in Europa muss mit Wölfen besiedelt werden. Das gilt besonders für Gebiete, die noch flächendeckend bewirtschaftet werden und wo es zum Glück noch eine lebendige Almwirtschaft gibt“, so Obmann Tiefenthaler. In Europa gebe es weitaus geeignetere Gebiete für die Wölfe.