Von: mk
Bozen – Im Sinne der Südtiroler Forschungsoffensive von 2018 setzt das Land Südtirol auf Spitzenforschung und nutzt dabei unterschiedliche Schienen. Seit 2019 fördert es internationale Forschungsprojekte, die von der EU-Kommission im Rahmen der jährlichen “Marie Sklodowska Curie Actions” mit dem Qualitätssiegel “Seal of excellence” ausgezeichnet worden sind, aber keine europäischen Fördermittel erhalten haben. “Seit zwei Jahren fördert das Land Südtirol über das ‘Seal-of-Excellence-Programm’ die wissenschaftliche Forschung in Bereichen, die für Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit Südtirols im internationalen Vergleich von strategischer Bedeutung sind”, betont Landeshauptmann Arno Kompatscher, der in der Landesregierung für Innovation, Forschung und Universität zuständig ist.
Vor kurzem hat die Landesabteilung für Innovation, Forschung, Universität und Museen eine Finanzierung von 500.000 Euro für drei weitere Seal-of-Excellence-Projekte beschlossen. Alle drei Projekte sind bei der Freien Universität Bozen angesiedelt, im Rahmen des Marie-Curie-Calls 2021 von der EU begutachtet worden und sollen in den Jahren 2022 bis 2024 umgesetzt werden. Ein weiteres Forschungsvorhaben soll dann Anfang 2022 hinzukommen.
Vier neue Projekte mit unterschiedlichen Forschungsschwerpunkten
Die vier kürzlich genehmigten Projekte decken sehr unterschiedliche Forschungsbereiche ab. Das Projekt des Forschers Mohammad Silani zielt auf die Optimierung industrieller Systeme mittels einer Multiskalenmethode für die Echtzeit-Verschleißmodellierung unter Verwendung der so genannten Bridging-Domain-Methode (BDM) ab und trägt den Titel “Multiscale Wear – An adaptive concurrent multiscale method for modeling wear”.
Beim zweiten Projekt geht es um die Erforschung der byzantinischen Architektur: Die Studie “Modernes Byzanz – Rezeption und Neuerfindung von Byzanz. Rezeption und Neuerfindung der byzantinischen Architektur in Frankreich und Italien, XIX-XX Jahrhundert” leitet der Forscher Francesco Lovino. Dabei werden für die kunsthistorischen Analysen digitale Technologien hinzugezogen, zum Beispiel die Digitalisierung von Denkmälern durch die photogrammetrische Vermessung mit Drohnen und 3D-Laserscanning.
Um die Entwicklung des Sexualpopulismus in Ungarn im Kontext der Flüchtlingskrise (SEPO) geht es in dem soziologischen Forschungsprojekt von Petra Andits, das den Zusammenhang zwischen Geschlecht, Sexualität und Populismus im Kontext der aktuellen Flüchtlingskrise in Ungarn untersucht, einem Land, das als Fallstudie für seine populistischen Erscheinungsformen in der westlichen Welt gilt. Das Projekt nimmt nutzergenerierte Inhalte in den sozialen Netzwerken unter die Lupe, insbesondere auf Facebook.
Das vierte Projekt mit dem Titel “Habitat. Ein ökologischer und interdisziplinärer Ansatz für die Stadtlandschaft”, das 2022 starten wird, leitet Leonardo Zuccaro Marchi. Es wird die gebaute Umwelt aus einer neuen, ökologischen Perspektive betrachten, um die heutige Stadtlandschaft zu verstehen.
1,8 Millionen Euro für zwölf internationale Forschungsprojekte
Die Landesregierung hat 2019 die Richtlinien für die Förderung der Seal-of-Excellence-Projekte genehmigt und dann 2020 geändert, sodass das Land nun sowohl Projekte, die mit einer Südtiroler Forschungseinrichtung als Austragungsort geplant und eingereicht worden sind, als auch solche, die ursprünglich woanders hätten durchgeführt werden sollen, nun aber in Südtirol ein angemessenes wissenschaftliches Umfeld zur effektiven Umsetzung vorfinden, fördern kann. Dies macht den Forschungsstandort Südtirol noch attraktiver für internationale, mit dem Excellenz-Siegel der EU für ausgezeichnete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Bisher hat das Land über diese Förderschiene acht internationale Forschungsprojekte (Eurac 5, Unibz 3) mit insgesamt 1,3 Millionen Euro finanziert. Mit den nun zugelassenen drei steigen die Zahl der geförderten Projekte auf elf und der Gesamtbetrag auf 1,8 Millionen Euro. Ein zwölftes soll Anfang 2022 noch dazukommen.