Von: luk
Bozen – Die Frühjahresumfrage des Wirtschaftsbarometers vom WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen bestätigt die kritische Lage des Südtiroler Handels. Für die meisten Branchen wird keine Verbesserung im Vergleich zum letzten Jahr erwartet, angesichts der Einschränkungen zur Bekämpfung der Epidemie und der Absage der touristischen Wintersaison.
Das Geschäftslima im Südtiroler Handel ist nach wie vor sehr verhalten. Die zweite Pandemiewelle und der Ausfall der touristischen Wintersaison haben ab den letzten Monaten des vergangenen Jahres zu erneuten Umsatzrückgängen geführt. In November und Dezember ist das Geschäftsvolumen um durchschnittlich 15 Prozent im Vergleich zu den Vorjahresmonaten geschrumpft. Die größten Verluste gab es in den Branchen, die stark mit dem Tourismus verflochten sind, wie dem Lebensmittelgroßhandel und den Bekleidungsgeschäften, aber auch im Wanderhandel, aufgrund der für die Märkte geltenden Restriktionen. Ebenso leidet der Fahrzeughandel, unter anderem wegen der allgemeinen Investitionsschwäche in allen Sektoren der Wirtschaft. Insgesamt bewerten 29 Prozent der Unternehmen im Großhandel sowie ein Drittel der Unternehmen im Einzelhandel und im Kfz-Handel und -Reparaturgewerbe die Ertragslage im Jahr 2020 als schlecht.
Im Hinblick auf das Jahr 2021 verbessern sich die Rentabilitätserwartungen im Großhandel und im Kfz-Handel nicht, während die Einzelhändler sogar eine leichte Verschlechterung gegenüber dem vergangenen Jahr erwarten. In allen drei Sektoren wird eine ungünstige Entwicklung der Rahmenbedingungen befürchtet, insbesondere in Bezug auf die Betriebskosten und die Zahlungsmoral der Kunden. Zudem wird die Nachfrage schwach bleiben: Im Einzelhandel und vor allem im Bereich Fahrzeughandel und -reparatur wird heuer ein weiterer Rückgang des Geschäftsvolumens erwartet. Im Großhandel sind die Umsatzerwartungen optimistischer, allerdings nur für bestimmte Branchen: Baumaterialien, Maschinen und Geräte, Möbel und Haushaltsartikel. Die Handelsagenten und -vertreter bleiben hingegen sehr pessimistisch.
Was die Beschäftigung betrifft, so konnte das Kündigungsverbot eine Abnahme der Arbeitnehmer im Südtiroler Einzelhandel nicht verhindern. Die Zahl der unselbständig Beschäftigten lag im März bei rund 29.200 und damit um 2,0 Prozent niedriger als im Vorjahresmonat. Im Einzelhandel geht man davon aus, dass die Zahl der Beschäftigten heuer weitgehend stabil bleiben wird, während die Großhändler einen leichten Anstieg erwarten.
Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, unterstreicht die Wichtigkeit der Impfkampagne: „Es müssen alle Ressourcen genutzt werden, um die Bevölkerung bis zum Sommer gegen das Virus zu immunisieren. So können erneute Geschäftsschließungen verhindert und eine nachhaltige Erholung der Nachfrage gewährleistet werden.“
Nachfolgend die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände:
Philipp Moser, hds-Präsident
„Für den Handel ist es entscheidend, dass er weiterarbeiten darf. Dass ein Weiterarbeiten im Einzelhandel möglich ist, haben die vergangenen Monate gezeigt, in welchen dieser Bereich nie ein Hotspot gewesen ist – auch weil sich Unternehmen und Mitarbeiter immer strikt an die Regeln gehalten haben. Ein löbliches Beispiel für viele andere Bereiche.“
Federico Tibaldo, Präsident Confesercenti Südtirol
„Einzel- und Großhandel, Märkte und Handelsvertreter zahlen nach 400 Tagen Pandemie einen unhaltbaren Preis, mit Ausnahme der Branchen, die immer offengeblieben sind. Steigende Schulden und Arbeitslosigkeit zwingen den Handel in die Knie, man kann sich keinen einzigen Schließungstag mehr leisten. Impfungen, strenge Kontrollen, angemessene Entschädigungen und die Wiederaufnahme der Aktivität sind die einzige Möglichkeit, den Zusammenbruch des Sektors zu verhindern.“