lvh strebt eine noch stärkere Zusammenarbeit mit der lokalen Politik an

Südtiroler Handwerk: Ein Jahr zahlreicher Erfolge und kalter Duschen

Donnerstag, 28. Dezember 2017 | 15:20 Uhr

Bozen – Die Anzahl der Unternehmen, der Beschäftigten und der Lehrlinge ist im Jahr 2017 angestiegen. Die Erwartungen der einzelnen Berufssparten für 2018 sind gut bis sehr gut. Dennoch gibt es einige Baustellen, die dem Handwerk Kopfzerbrechen bereiten.

13.526 Unternehmen, 44.091 Beschäftigte und 3.524 Lehrlinge. Eines haben diese Zahlen gemeinsam: Im Vergleich zum Vorjahr haben sie sich erhöht. Vor allem die Bau- und Installationsbranche konnten 2017 dank des wirtschaftlichen Aufschwungs gute Auftragszahlen verbuchen. „Die günstige Konjunktur wirkt sich vor allem bei den Maurern und Baumeistern, bei den Malern und Lackierern sowie bei den Elektrotechnikern positiv auf die Unternehmens- und Beschäftigungsentwicklung aus“, berichtete lvh-Präsident heute im Rahmen einer Pressekonferenz, bei der die lvh-Spitze Bilanz über das vergangene Jahr zog.

Sorgenkinder und Baustellen: Mietwagenunternehmen, Fachkräfte

Es gibt allerdings auch einige Sorgenkinder, denen Lanz kritisch und beunruhigt entgegenblickt. „Die Mietwagenunternehmen sind im Vergleich zum Vorjahr um ganze 35 Betriebe geschrumpft. Nun ist auch noch die Problematik der SAD-Linienentzüge hinzugekommen, die die Unternehmen an das Existenzlimit treibt. Rückgänge werden auch bei den Metzgern und Bäckern verzeichnet. Eine ebenso besorgniserregende Situation, zumal sich diese Tendenz vor allem in peripheren Gebieten negativ auf den Erhalt der kleinen lokalen Kreisläufe auswirkt“, erklärt der Verbandspräsident.

Als Baustelle bezeichnet er auch den Fachkräftemangel: „Das Handwerk bildet mehr als die Hälfte der Südtiroler Lehrlinge aus. Die Unternehmen investieren viel Know-how, Zeit und Leidenschaft in die Jugendlichen, um sie zu Könnern ihres Fachs auszubilden. Erfahrung wird somit weitergegeben und die Jugendlichen bekommen eine fundierte Ausbildung für die Zukunft. Nicht mehr verständlich und nachvollziehbar ist dabei das negative Image, welches mit der Lehre verbunden wird. Wenn man bedenkt, welche Zukunftsperspektiven sich eröffnen, dann ist die berufliche Ausbildung wohl das Zukunftsmodell schlechthin. Und wer bekommt schon in der Ausbildung einen Lohn?“

2017: Fokus auf Image, Förderungen und Innovation

Die Themenschwerpunkte im Jahr 2017 lagen auf drei Bereichen: die Stärkung des Handwerkerimage, die Fördermittel zur Unterstützung der Kleinbetriebe und das innovative und technologisch zukunftsträchtige Handwerk. Die Imagekampagne Generation H – Lust auf Südtiroler Handwerk –  stellt dabei einen Höhepunkt dar. Ziel der Kampagne ist es, mit alten verstaubten Klischees aufzuräumen und das Stolzgefühl der Handwerker zu stärken. Parallel dazu zeigen zahlreiche Crowdfunding-  und Open Innovation-Projekte, wie jung, digital und innovativ das Südtiroler Handwerk ist. Für die Umsetzung gewisser Ideen oder neuer Produkte sind aber gerade Kleinbetriebe auf verschiedene Förderschienen angewiesen wie z.B. die Investitionsbeihilfen über Wettbewerbsverfahren, Förderungen im Bereich der Internationalisierung und Innovation oder Subventionen für Projekte bei Energieeffizienz und erneuerbaren Energien.

2018: Fokus auf Ausbildung, Mobilität und Raumordnung

Im nächsten Jahr soll italienweit die Beschäftigung angekurbelt und damit auch mehr Lehrlinge ausgebildet werden. Hierzu wurden im Bilanzgesetz 2018 konkrete Bestimmungen verankert: Unternehmen erhalten für drei Jahre INPS-Beitragsbegünstigungen bis zu maximal 3.000 im Jahr, wenn sie Personen unter 30 Jahren einstellen. Diese Bestimmung kann erstmals auch für Lehrlinge angewandt werden. Eine komplette Beitragsbefreiung für insgesamt drei Jahre sieht das Bilanzgesetz für die Einstellung von jungen Menschen im Rahmen der dualen Ausbildung und der Initiative Scuola-Lavoro vor. „Es ist höchste Zeit, die Rahmenbedingungen für Ausbildungsbetriebe zu verbessern. Ohne Ausbilder wird es nämlich keine Nachwuchshandwerker geben“, gibt lvh-Vizepräsident Martin Haller zu bedenken.

Neben der Ausbildung wird für das Südtirols Handwerk vor allem die Mobilität in Südtirols Zentren eine große Bedeutung spielen: Anstehende Bau- und Verkehrsprojekte werden zum einen neue Aufträge generieren, zum anderen aber auch strukturelle Veränderungen für die Betriebe mit sich bringen“ erklärte Lanz. Darauf gelte es, sich rechtzeitig vorzubereiten und zu agieren. „In Bozen sind wir bereits mit der Gemeinde in Kontakt, um die Warenzustellung im Zentrum durch Elektrofahrzeuge zu garantieren“, berichtete lvh-Vizepräsident Giorgio Bergamo.

Gespannt wartet das Handwerk auf das neue Landesgesetz für Raum und Landschaft, das im Frühjahr 2018 endgültig genehmigt werden soll. Der lvh hatte mehrmals seine Anliegen und Notwendigkeiten deponiert, allen voran die Ablehnung einer weiteren Verteuerung von Grund und Boden ebenso wie die Beibehaltung der Dienstwohnungen.

In Hinblick auf all die genannten Themen strebt der lvh eine noch stärkere Zusammenarbeit mit der lokalen Politik an.

Handwerk: Denn sie können, was sie tun!

Voraussichtlich wird auch das nächste Jahr wieder geprägt sein von zahlreichen Initiativen, Wirtschaftsschauen, Messen und Handwerkertreffen. lvh-Direktor Thomas Pardeller gab einen kurzen Ausblick auf die geplanten Veranstaltungen und bedankte sich bei den zahlreichen Verbandsfunktionären für ihren unermüdlichen Einsatz. Ihre Leistung brachte er mit dem lvh-Motto für 2018 auf den Punkt: Handwerk: Denn sie können, was sie tun!

Von: mho