Von: luk
Bozen – Am Tag der Frau stehen die Frauen im Mittelpunkt. Warum aber nur am Tag der Frau, fragt Priska Auer, Bundessekretärin des ASGB. Schließlich seien es die Frauen, die die Gesellschaft zusammenhalten. Großteils seien es nämlich Frauen, die in systemrelevanten Berufen an vorderster Front die Brände, die das Coronavirus gelegt hat, löschen. “Der Beifall der Gesellschaft ist ihnen sicher. Eine angemessene Entlohnung vielfach nicht. Warum erhalten Frauen für dieselbe Tätigkeit nicht denselben Lohn, wie die Männer?”
Auch die Familie halten die Frauen immer noch im besten Stile der 60-er Jahre zusammen. Das vergangene Jahr haben sie vielfach im Homeoffice gearbeitet, um die Kinder, die im Fernunterricht waren, nebenbei betreuen zu können und auch der Haushalt hat sich nicht von alleine erledigt. Für diese Doppelbelastung werden sie kurz beklatscht – viele werden am Tag der Frau sogar einen Strauß Blumen bekommen, um morgen wieder ihrem gewohnten Alltag nachzugehen. Alte Klischees lassen grüßen. Und als wäre das alles nicht genug, sind die Frauen auch diejenigen, die aufgrund der Krisensituation vermehrt Gewalttaten ausgesetzt sind. Existenzielle Sorgen und die häusliche Isolation erhöhen das innerfamiliäre Gewaltpotential – fast immer zu Lasten der Frauen”, so Auer.
Business as usual. Warum hat sich die effektive Gleichberechtigung noch nicht durchgesetzt? Die Antwort auf diese Frage könne nur lauten: “Weil die männerdominierte Szene Angst vor einem Gesellschaftswandel hat. Es kratzt vielfach am Selbstbewusstsein der Männer, wenn die Frau mehr verdient und den größeren Beitrag zum Familieneinkommen erwirtschaftet. Den Haushalt zu schmeißen ist unmännlich, geschweige dem hinter dem Herd zu stehen und die Schmutzwindeln zu wechseln. Solange diese verkrusteten Ansichten Teil der Gesellschaft sind, wird sich auch nicht viel ändern. Positiv stimmen da die jungen Leute, da wird Hausarbeit und Kinderbetreuung oft auch gemeinsam gestemmt”, erklärt Auer.
Diese ewige Lobhudelei am 8. März sei schön und gut und hat eine jahrzehntelange Tradition. Aber mindestens gleich alt sei die Forderung nach Gleichberechtigung. “Diese endlich zu erreichen, nicht nur auf dem Papier gleichberechtigt zu sein, sondern im Alltag, das muss unser Ziel sein. Die Entscheidungsträger sind aufgefordert, eine wirksame strukturelle Gleichstellungspolitik zu etablieren und die systematische Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern abzubauen. Dann könnten die Frauen den 8. März auch mal genießen und sich zurücklehnen”, so Auer abschließend.