++ ARCHIVBILD ++ US-Elektroautohersteller Tesla in der Krise

Tesla mit größtem Umsatzminus seit zehn Jahren

Donnerstag, 24. Juli 2025 | 10:23 Uhr

Von: APA/Reuters/dpa

Der Absatzrückgang bei Elektroautos hinterlässt tiefe Spuren in der Tesla-Bilanz. Der US-Elektroautohersteller verzeichnete im zweiten Quartal den größten Umsatzrückgang seit mehr als einem Jahrzehnt. Insgesamt schrumpften die Erlöse um zwölf Prozent auf 22,5 Milliarden Dollar (19,23 Mrd. Euro) und damit stärker, als von LSEG befragte Analysten erwartet hatten. Auch die Einführung des erneuerten Model Y konnte den Rückgang nicht stoppen.

Zugleich kündigte Tesla an, noch heuer ein Einstiegsmodell auf den Markt zu bringen. Die Produktion habe bereits begonnen, die Massenfertigung solle in der zweiten Jahreshälfte starten, hieß es.

Ein zentraler Auslöser für die Entwicklung war der Rückgang der Auslieferungen um 13,5 Prozent auf 384.122 Fahrzeuge. Neben der Kontroverse um Firmenchef Elon Musk macht dem Unternehmen auch verstärkte Konkurrenz anderer Hersteller zu schaffen. In Europa, wo Tesla eine Fabrik in Grünheide bei Berlin hat, gibt es seit Monaten Absatzrückgänge.

Musk sieht Zukunft im autonomen Fahren

Musk behauptet unterdessen, die Zukunft von Tesla liege ohnehin im autonomen Fahren und humanoiden Robotern. Im Juni brachte er einen ersten Robotaxi-Dienst in der Innenstadt der US-Stadt Austin an den Start. Bisher sind allerdings nur wenige Fahrzeuge vom Typ Model Y unterwegs und nur von Tesla ausgewählte Nutzer dürfen die Fahrten buchen. Der Fahrerplatz bleibt zwar leer – aber im Beifahrersitz fährt zur Sicherheit ein Tesla-Mitarbeiter mit.

Spätestens Ende kommenden Jahres würden selbstfahrende Autos aber die Tesla-Bilanz aufbessern, kündigte der Tech-Milliardär nach Vorlage der Quartalszahlen an. Bis dahin könne es jedoch einige “harte Quartale” geben, räumte er ein.

Er denke, dass Tesla zum Jahresende voraussichtlich für die Hälfte der US-Bevölkerung autonome Fahrten anbieten könne, sagte Musk. Dann kam jedoch die Einschränkung: “Die Zustimmung der Behörden vorausgesetzt.” Damit könne man auf den Zeitplan nicht groß bauen, urteilte gleich der langjährige Branchenanalyst Gene Munster. In den USA müssen die Genehmigungen für autonomes Fahren in einzelnen Bundesstaaten beantragt werden.

Reichen Kameras als Augen der KI?

Teslas Robotaxis legten in Austin bisher über 7.000 Meilen (11.265 km) zurück. Die Google-Schwesterfirma Waymo, deren fahrerlose Wagen mehr als 250.000 Fahrten pro Woche mit zahlenden Passagieren machen, knackte jüngst die Marke von 100 Millionen Meilen. Musk behauptet dennoch, dass Tesla schnell zur Nummer eins beim autonomen Fahren aufsteigen werde.

Er setzt dafür auf einen Kostenvorteil: Während Waymo und andere Entwickler selbstfahrender Autos für die Sicherheit auf teure Laser-Radare setzen, will er nur mit Kameras auskommen. Damit haben laut Musk aktuelle Tesla-Fahrzeuge bereits alle nötige Technik an Bord, um autonom unterwegs zu sein.

Experten und Rivalen haben jedoch Bedenken zu Teslas Ansatz. Die Laser-Radare – auch unter dem Namen Lidar bekannt – tasten die Umgebung der Fahrzeuge ab und können dadurch Objekte und Personen auch bei schwierigen Lichtverhältnissen erkennen. Hingegen gibt es Zweifel, dass Kameras in allen Situationen Hindernisse korrekt identifizieren können. Die US-Verkehrsbehörde NHTSA untersucht bereits seit Jahren Unfälle mit Teslas bisherigen “Autopilot”-Versionen, die noch als Assistenzsystem mit menschlicher Aufsicht agieren.

Eventuell kurzfristiger Rückenwind durch Auslaufen von Subventionen

Teslas Erlöse aus dem Autogeschäft fielen im vergangenen Quartal um 16 Prozent auf 16,66 Milliarden Dollar. Zugleich könnte es in den kommenden Monaten kurzfristigen Rückenwind durch die Politik von US-Präsident Donald Trump geben: Ende September laufen die Elektroauto-Subventionen in den USA aus. Das könnte einige Interessenten dazu veranlassen, noch schnell zuzuschlagen.

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