Von: luk
Bozen – Die Daten, die die Vereinigung der Südtiroler Tierzuchtverbände bei ihrer heutigen Vollversammlung in Bozen für das Tierzuchtjahr 2018 vorgelegt hat, zeigen ein Jahr mit Höhen und Tiefen. Während die Zahl der gekennzeichneten Tiere sowie die Milchleistung leicht gestiegen sind, bereiten Rückgänge bei den tierhaltenden Betrieben und beim Jungvieh Sorgen. „Was wir feststellen können, ist, dass die Tierzucht nach wie vor die Berglandwirtschaft trägt und sie im ganzen Land eine Bewirtschaftung der Flächen garantiert“, so der Obmann der Vereinigung, Siegfried Gatterer.
2018, so Gatterer, sei ein zufriedenstellendes Jahr für die Südtiroler Tierzucht gewesen. Auf der Habenseite nennt der Obmann zuallererst ein leichtes Plus bei der Tierkennzeichnung. „Wenn man diese als Indikator für die Entwicklung Betriebe hernimmt, kann man einen positiven Trend feststellen“, so Gatterer. Mit 107.450 Rindern, Schafen und Ziegen sind 2018 knapp über ein Prozent mehr Tiere gekennzeichnet worden als noch im Jahr zuvor. Braun- und Fleckvieh sind nach wie vor die Lieblingsrassen der Südtiroler Bergbauern, einen bemerkenswerten Zuwachs verzeichnet aber das Grauvieh. „Das freut uns, weil das Grauvieh so etwas wie die Wurzel unserer Berglandwirtschaft ist“, erklärt Gatterer.
Sorgen bereitet dem Obmann dagegen die Entwicklung der Versteigerungszahlen. „Wir mussten feststellen, dass 2018 weniger Jungvieh angeboten wurde.“ Dies sei darauf zurückzuführen, dass die Bergbauern auf ihren Betrieben das Jungvieh reduzierten, damit der Viehbesatz nicht steige. „Diesem Trend müssen wir gegensteuern, wir müssen die Attraktivität der Aufzucht steigern, denn sonst fehlt uns irgendwann das Jungvieh auf den Almen – mit allen negativen Folgen, die sich daraus ergeben“, so Gatterer.
Höhere Milchleistung, weniger Betriebe
Ein positiver Trend lässt sich auch bei der – wenn auch nur mehr leicht – ansteigenden Milchleistung erkennen. „Wenn wir die Daten unserer Leistungsprüfungen anschauen, konnte die Milchleistung in den letzten 40 Jahren verdoppelt werden“, so der Obmann der Tierzucht-Vereinigung. Er schreibt dies vor allem den konstanten Bemühungen in der Zuchtarbeit und einer besseren Fütterung zu.
Trotz dieser erfreulichen Entwicklung nimmt allerdings die Zahl der Kontrollbetriebe (und damit der Milchbetriebe insgesamt) stetig ab. „Wir haben seit 2014 fast 200 Kontrollbetriebe verloren“, sagt Gatterer, sodass noch knapp über 59.000 Milchkühe in 3754 Betrieben kontrolliert werden. „Die Milchwirtschaft bildet zwar nach wie vor die wirtschaftliche Grundlage der Berglandwirtschaft, sie ist aber auch ein hartes, arbeitsintensives Geschäft“, so der Obmann.
Tierzucht als Rückgrat des Berggebietes
Dem stetigen Rückgang an Betrieben müsse entgegen gewirkt und es müsse weiter Geld und Engagement in die Tierzucht investiert werden, so der Obmann, denn sie bilde das Rückgrat des Berggebietes. „Ich sage bewusst ,des Berggebietes‘ und nicht ,der Berglandwirtschaft‘, weil die Tierzucht nicht nur von enormer wirtschaftlicher Bedeutung ist, sondern auch die Bewirtschaftung von Weiden und Almen garantiert, frische Produkte bereitstellt und für eine Wirtschaft der kurzen Wege sorgt“, so Gatterer.
Die Tierzucht zu erhalten und zu fördern, liege daher in der Verantwortung von Bauern und Gesellschaft. So müssten die Bauern eine nachhaltige Bewirtschaftung garantieren, wobei diese – wie gesunde, leistungsfähige Tiere auch – die Grundlage eines bäuerlichen Betriebes bilde. „Wenn man es pointiert sagen will, dann gehören Pflanzen und Tiere ganz einfach zur bäuerlichen Familie“, so der Obmann der Vereinigung. Die Verantwortung der Gesellschaft und speziell der Konsumenten liege darin, dass man diese Bemühungen der Bauern honoriere – „durch faire Preise für hochwertige, natürliche Produkte“.
Effiziente Dienstleistung für Berglandwirtschaft
Neben Bauern und Gesellschaft hätten auch die Tierzuchtverbände und ihre Vereinigung Verantwortung zu tragen. „Unsere Aufgabe ist, allen viehhaltenden Bauern effiziente Dienstleistungen zu bieten, unabhängig davon, welche Rassen sie züchten“, so Gatterer. Dafür müsse man die Zusammenarbeit suchen, Abläufe straffen, Synergien nutzen. „Die Gründung des Unternehmensnetzwerks im Haus der Tierzucht im Jahr 2017 war ein wichtiger, aber nur ein erster Schritt“, erklärt der Obmann. Ein weiterer Schritt sei eine potentielle Fusion des Rinder- und des Braunviehzuchtverbandes. „Wir hoffen, dass die Zeichen der Zeit erkannt werden und ein großer, starker, einflussreicher Verband entsteht“, so Gatterer.