Von: mk
Bozen – Die Stimmung im Südtiroler Verarbeitenden Gewerbe ist nach wie vor gut. Dies geht aus der Konjunkturumfrage des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervor. Fast neun von zehn Unternehmen bewerten die Ertragslage im laufenden Jahr als zufriedenstellend und die Erwartungen für 2020 sind auf eine weitere Steigerung ausgerichtet. Die Exporte und die Beschäftigung entwickeln sich positiv, der Umsatz auf dem italienischen Markt ist aber rückläufig.
Ertragslage im Verarbeitenden Gewerbe – Rückblick 2010 2019 und Erwartungen für 2020
Die Herbstausgabe des Wirtschaftsbarometers zeigt für das Verarbeitende Gewerbe ein gutes Geschäftsklima – trotz eines leichten Rückgangs gegenüber dem Vorjahr. Fast neun von zehn Unternehmen bewerteten die Ertragslage im laufenden Jahr als befriedigend und für 2020 erwarten sogar 95 Prozent ein zufriedenstellendes Betriebsergebnis.
Heuer stiegen die Umsätze erneut an, vor allem auf dem Südtiroler Markt, allerdings in geringerem Umfang als in den letzten Jahren. Auch die Exporte entwickelten sich positiv, insbesondere was elektronische Geräte und Maschinen betrifft. In den ersten drei Quartalen 2019 nahm der Gesamtwert der Südtiroler Exporte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 3,9 Prozent auf über 3,7 Milliarden Euro zu. Das Geschäftsvolumen auf dem italienischen Markt ging hingegen zurück. Der Anstieg der Verkaufspreise war eher schwach, so dass manche Unternehmen die zunehmenden Produktionskosten nicht ausgleichen konnten. Bei den Investitionen gab es wesentliche Unterschiede zwischen den Branchen: Dem Wachstum im Druck- und Grafikgewerbe und in der Chemie- und Kunststoffbranche steht ein Rückgang in der Metallverarbeitung und im Maschinenbau gegenüber.
Die Beschäftigung steigt weiter an: Zwischen Januar und Oktober 2019 lag die Zahl der Mitarbeiter/innen im Verarbeitenden Gewerbe durchschnittlich um 2,1 Prozent über dem Vorjahresniveau. Laut der befragten Unternehmen dürfte die Beschäftigung auch 2020 steigen, da das Umsatzwachstum im nächsten Jahr auf allen Märkten kräftiger ausfallen dürfte.
Vergleicht man die verschiedenen Sparten des Verarbeitenden Gewerbes, so ist das Geschäftsklima vor allem in der Chemie- und Kunststoffbranche, in der Lebensmittelproduktion und im Maschinenbau besonders positiv. Schwierigkeiten gibt es hingegen weiterhin im Textilgewerbe und im Druck- und Grafikbereich. Die Unternehmer/innen dieser beiden Sparten klagen über eine deutliche Verschlechterung der betrieblichen Wettbewerbsfähigkeit, die teilweise auf den starken Kostenanstieg zurückzuführen ist.
Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, freut sich über die gute Entwicklung der Südtiroler Exporte: „Trotz der mäßigen Entwicklung zu Jahresbeginn könnten die Südtiroler Exporte heuer eine neue Höchstmarke erreichen. Die Unternehmen zeigten einmal mehr ihre Anpassungsfähigkeit, indem sie den Nachfragerückgang auf den deutschsprachigen Märkten durch wachsende Ausfuhren in andere Länder, wie Frankreich und die USA, kompensiert haben.“
Anmerkung: Das verarbeitende Gewerbe umfasst alle Tätigkeiten, welche mit der Herstellung von Waren verbunden sind, wie zum Beispiel die Produktion von Nahrungsmitteln, Textilien und Bekleidung, Holzgegenständen und Möbeln, chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen, Kunststoffwaren, Metallerzeugnissen, Maschinen, Geräten, Fahrzeugen usw.
Die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände
Claudio Corrarati, Präsident CNA-SHV, erklärt: „Wir müssen das Vertrauen wiederherstellen und den KMUs eine Perspektive geben, denn die Stagnation in Italien dauert seit 20 Jahren an. Steuersenkungen haben Vorrang. Dringlich sind auch der Bürokratieabbau sowie die Aufhebung von Art. 10 des Wachstumsdekretes über den Rabatt auf die Rechnung, der die Unternehmen verpflichtet, die Steuergutschrift für Sanierungen vorzustrecken. Der Vertrauensverlust der Unternehmen ist gefährlicher als der Verlust des Konsenses.“
„Die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes haben stark in Innovation investiert. Dadurch konnten die internationale Wettbewerbsfähigkeit verbessert und neue hochqualitative Arbeitsplätze vor Ort geschaffen werden. Diesen positiven Kreislauf müssen wir aufrechterhalten, indem wir gemeinsam daran arbeiten, dass Südtirol ein konkurrenzfähiger und attraktiver Wirtschaftsstandort bleibt“, meint Federico Giudiceandrea, Präsident Unternehmerverband Südtirol.
Und lvh-Präsident Martin Haller sagt: „Die wirtschaftliche Situation ist immer noch gut, sodass wir auch dem neuen Jahr optimistisch entgegenblicken dürfen. Die gute Konjunktur ist aber kein Selbstläufer, die Betriebe haben sich diesen Erfolg hart erarbeitet. Entsprechend hoffen wir auf politisches Entgegenkommen in Bezug auf weitere steuerliche Erleichterungen, die Förderung der beruflichen Ausbildung und bürokratische Entlastungen.“