Von: mk
Bozen – Nach zwei Corona bedingt schwierigen Jahren mit vielen Unsicherheiten blickte der Verein Freiwillige Arbeitseinsätze (VFA) auf der Vollversammlung zuversichtlich auf das Jahr 2022. Die Anmeldungen von freiwilligen Helfern und die finanzielle Situation sind vielversprechend.
Freiwillige Helfer zu vermitteln, die Bergbäuerinnen und Bergbauern bei der Arbeit im Stall, im Haus, auf den Feldern oder in der Kinder- und Altenbetreuung nur gegen Kost und Logis unterstützen, ist seit 25 Jahren die Aufgabe des Vereins Freiwillige Arbeitseinsätze. In den letzten beiden Jahren war die Arbeit des Vereins Corona bedingt besonders schwierig, erinnerte VFA-Obmann Georg Mayr auf der Vollversammlung des Vereins. „Immer neue Coronaregeln und Einreisebestimmungen machte die Organisation der Einsätze extrem schwierig. Oft wussten wir und unsere Freiwilligen einige Tage vor Einsatzbeginn nicht einmal, ob der Einsatz stattfinden kann und unter welchen Bedingungen. Vielfach mussten Einsätze verschoben und dann neu organisiert werden. Eine kurzfristige Freiwilligenvermittlung war oft nicht möglich.“
Trotz dieser schwierigen Begleitumstände zeigt sich der Verein Freiwillige Arbeitseinsätze mit dem letzten Jahr zufrieden: „1.935 Freiwillige haben im letzten Jahr auf den Höfen ausgeholfen. Erfreulich ist auch, dass mittlerweile jeder vierte Freiwillige aus Südtirol kommt und dass jeder dritte Helfer unter 30 Jahren ist“, sagte VFA-Obmann Georg Mayr. Die nach wie vor größte Helfergruppe seien die Deutschen mit knapp zwei Drittel. Corona bedingt rückläufig war die Zahl der Bergbauernfamilien, die um Freiwillige angesucht haben: Im Jahr 2021 waren es 272 Betriebe, vor Corona waren es auch schon über 300 Höfe. Besonders viele Anfragen kommen nach wie vor aus dem Vinschgau, aus dem Burggrafenamt und dem Pustertal.
Sehr zufriedenstellend ist die Entwicklung bei den geleisteten Tagschichten: „Sie stiegen von 16.000 Tagen im Jahr 2020 auf 17.120 im letzten Jahr, und das trotz weniger Freiwillige“, berichtete Monika Thaler, die Koordinatorin des Vereins Freiwillige Arbeitseinsätze. Einen großen Dank richtete Mayr an die Medien: „Dank regelmäßiger Berichterstattung wenden sich immer neue Helfer an uns. Dadurch können wir auch kurzfristige Hilfsanfragen häufig erfüllen.“
Für 2022 rechnen Georg Mayr und Monika Thaler mit einer deutlichen Zunahme an freiwilligen Helfern. „Bis Mitte März haben sich 1.032 Interessierte gemeldet, gegenüber 848 im letzten Jahr. Zudem wurden bereits 77 Arbeitseinsätze mit knapp 700 Einsatztagen absolviert. 2021 waren es im selben Zeitraum 31 Einsätze bzw. 340 Tage“, so Thaler. Diese Zahlen lassen auf ein gutes Jahr schließen.
Erfreulich ist auch der Blick in die Bilanz. „Im 25. Jahr können wir eine ausgeglichene Bilanz vorlegen“, verkündete VFA-Obmann Georg Mayr, der der Landesverwaltung, der Stiftung Südtiroler Sparkasse, den Bezirksgemeinschaften und den Trägerorganisationen – Südtiroler Bauernbund, Diözesancaritas, Lebenshilfe und Südtiroler Jugendring – für ihre Unterstützung dankte. Ein seit vielen Jahren starker und verlässlicher Partner ist auch die Firma Despar (Aspiag). Zudem würden immer mehr Menschen die fünf Promille aus der Steuererklärung dem Verein Freiwillige Arbeitseinsätze zukommen lassen oder für den VFA spenden.
Leo Tiefenthaler, Obmann des Südtiroler Bauernbundes betonte bei der Vollversammlung, dass die Unterstützung durch freiwillige Helfer „eine Hilfe für extreme Bergbauernfamilien ist, gerade jetzt, wo die Produktionskosten stark gestiegen sind und viele Betriebe in Schwierigkeiten stecken. Diese Arbeitseinsätze sind wichtiger denn je und tragen dazu bei, dass Höfe weiterbewirtschaftet werden und die Landschaft weiterhin gepflegt wird.“
Brigitte Hofmann zeigte sich in Vertretung der Caritas der Diözese Bozen-Brixen anlässlich der Vollversammlung sehr beeindruckt von der großen Anzahl an Freiwilligen und den geleisteten Einsatztagen: „Die Zahlen sind wirklich beeindruckend gerade in einer Pandemie. Das zeigt, dass der VFA auf eine gesunde Basis bauen kann. Die professionelle Begleitung der Freiwilligen durch die Mitarbeiter im Verein bringt einen enormen Mehrwert. Die Zahlen zeigen aber auch, wie wichtig das Ehrenamt ist.“ Der Direktor der Lebenshilfe Onlus, Wolfgang Obwexer, weiß, dass sich Bergbauern und Freiwillige auf die Unterstützung des Vereins Freiwillige Arbeitseinsätze verlassen können. „Gleichzeitig wird auch die Betreuung älterer Menschen und solcher mit Beeinträchtigung auf den Höfen gesichert.“
Die Vorsitzende des Südtiroler Jugendringes, Tanja Rainer freut sich, dass der Anteil der jüngeren Freiwilligen in der Pandemie gestiegen ist. „Diese Erfahrungen am Berg sind für junge Menschen wichtig. Zudem bekommen sie das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun.“ Hubert Messner, Mitglied im Verein und selbst freiwillige Helfer lobt die unbürokratische und schnelle Hilfe, die der Verein den extremen Bergbauern zuteilwerden lässt. Dass der Anteil der jungen Helfer zunimmt, ist in seinen Augen mehr als verständlich. Jeder Helfer, besonders die Jugend, gewinnt durch einen Einsatz Erfahrungen, die Sinn machen; sie erleben, dass sie für etwas gut sind und Gutes tun können!
Landesrätin Frau Waltraud Deeg dankte dem Vorstand, den Mitgliedern und Mitarbeitern und meinte in ihren Grußworten unter anderem: „Auch wenn die Zeiten schwierig sind, ist dieser Zusammenhalt und die Freiwilligkeit etwas sehr Positives. Besonders schön ist, dass mehr Südtirolerinnen und Südtiroler und mehr junge Menschen bei einem freiwilligen Arbeitseinsatz waren. Das ist auch wichtig, um die Berglandwirtschaft besser zu verstehen.“
Aufmerksam hat der Verein Freiwillige Arbeitseinsätze heuer die Verleihung der Auszeichnung „Bäuerin des Jahres“ durch die Südtiroler Bäuerinnenorganisation an Margareth Hofer Vanzetta mitverfolgt. In den Jahren 2003 bis 2011 wurden mehrmals Freiwillige auf den Gogerer Hof vermittelt. Sie waren der jungen Bauernfamilie eine große Hilfe. Mittlerweile kommt die Bauernfamilie wieder allein zurecht.