Vollversammlung der Alzheimervereinigung Südtirol

Viele Herausforderungen für Angehörige von Demenzkranken

Sonntag, 16. April 2023 | 15:50 Uhr

Bozen – Vor kurzem fand die Vollversammlung der Alzheimervereinigung Südtirol statt. In den letzten Jahren wurden von ihrer Seite an verschiedenen Fronten Initiativen ergriffen und Angebote umgesetzt, die sich als wirksam erwiesen haben und von der Zielgruppe – den Angehörigen von Demenzkranken und auch anderen Betreuungspersonen – geschätzt werden. “Deshalb soll das, was sich bewährt hat, weitergeführt bzw. adaptiert werden, sofern genügend Mittel zur Verfügung stehen”, betont Präsident Ulrich Seitz.

“Das Geschäftsjahr 2022 war noch stark von der Herausforderung der Folgen der Corona-Pandemie geprägt. Vieles musste umorganisiert und verschoben werden, manches wurde intensiviert. Zum Beispiel haben wir rund 2120 Anrufe bei der Grünen Nummer 800660561 erhalten”, sagt Seitz. Der große Bedarf an Lösungen betraf vor allem häusliche Pflegesituationen und Hilfe bei der Bewältigung organisatorischer Schwierigkeiten, die durch fehlende Plätze im Seniorenwohnheim, die Schließung von Einrichtungen und die Reduzierung von Betreuungsangeboten an Nachmittagen und in den Sommermonaten vor allem wegen Personalmangels entstanden. Seitz besteht darauf, “Bedürfnisse zu erkennen und lösungsorientierte Hilfe zu leisten”.

Die Alzheimervereinigung drängt weiterhin auf eine Neuordnung der Pflegegeldeinstufung für Demenzkranke. “Die Familien benötigen finanzielle Hilfen und Ausgleichszahlungen, um Wartezeiten, die über sechs Monate betragen, zu überbrücken. Darüber hinaus wäre es wichtig, den Zugang zu sozialmedizinischen Leistungen und effizienten Pflegediensten zu verbessern. Unverzichtbar für die 10.500 Südtiroler Familien, die in der häuslichen Pflege tätig sind, bleibt eine echte Vereinbarkeit von Beruf und Pflege und die Anerkennung der häuslichen Pflegeleistungen für die Pension.”

Eine Neuheit: Die Alzheimervereinigung Südtirol wird sich an einem internationalen europäischen Projekt mit dem Fokus: „Task Force für junge Demenzkranke“ beteiligen. “In der Tat stehen wir schon jetzt in Kontakt mit etwa 250 Südtiroler Demenzkranken im Alter zwischen 40 und 55 Jahren.”

Eine stärkere Spezialisierung der Selbsthilfe und die Anerkennung des Berufsbildes der häuslichen Pflege will der Verein mit aller notwendiger Kraft verfolgen. Weitere Initiativen konzentrieren sich auf einen Generationenpakt und ein attraktives Zeitbankmodell sowie eine Investition in Forschung . Schließlich soll mit Netzwerkpartnern eine Beobachtungsstelle mit verlässlichen Daten über die Bedürfnisse von Familienmitgliedern eingerichtet werden.

Seitz stellt folgende Ziele für die kommenden Monate vor, um die Würde der 13.000 Demenzkranken in Südtirol, darunter 1.200 Neuerkrankungen pro Jahr, besser zu gewährleisten:

  • Angehörige, die in der häuslichen Pflege tätig sind, sollten eine professionelle Anlaufstelle für Fragen rund um das Thema Demenz finden können. Neben Informationen zum Umgang mit Demenz sollten sie auch Informationen zu möglichen Hilfsangeboten erhalten.
  • Förderung der Anerkennung der von Familienmitgliedern erbrachten Leistungen als Beitrag von sozialem und wirtschaftlichem Wert für die Gemeinschaft.
  • Angemessene finanzielle Anerkennung der Pflegezeit zu Rentenzwecken.

Im Rahmen der Vollversammlung gab es einige Höhepunkte. So referierten ausgewiesene Experten wie Gert Königsrainer – Ernährungsberater und Physiotherapeut „zu Ernährungsberatung für Demenzkranke und deren Angehörige“, Francesca Zucali – Psychologin „zu Einsamkeit und Gefühle bei Menschen mit Demenz und deren Angehörigen“ sowie  Maria Teresa Nitti, geschäftsführende Primaria der Abteilung Geriatrie am Krankenhaus Bozen.

Eine spezielle, emotionale Ehrung stand dann schließlich ebenso auf dem Programm. Helga Bauer Koler wurde für ihr jahrzehntelanges Engagement gedankt. Gemeinsam mit ihrer viel zu früh verstorbenen Schwester Inge hat sie die Vereinsarbeit maßgeblich aufgebaut und unverzichtbare Weichen für die Selbsthilfe gestellt.

ASAA – Alzheimer Südtirol – Alto Adige

Im Bild von links nach rechts: Irene Untersulzner, Ulrich Seitz und Edith Moroder vom derzeitigen Vorstand von Alzheimer Südtirol. Ganz rechts: die Geehrte Helga Bauer Koler

Von: luk

Bezirk: Bozen

Kommentare

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8 Kommentare auf "Viele Herausforderungen für Angehörige von Demenzkranken"


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inni
inni
Universalgelehrter
1 Monat 17 Tage

Einrichtungen gibt es viele: für Senioren und innen, für Frauen in Not, für Suchtkranke, für Obdachlose, für Flüchtlinge usw.
Einrichtungen für Demenzkranke hingegen keine❗️

nemesis
nemesis
Tratscher
1 Monat 17 Tage

Doch, gibt es. “Haus Sofia” im Wohn- und Pflegeheim St. Pauls und die Demenzabteilung im AH Neumarkt. Sogar mit eigens dafür ausgesuchtem Personal. Was fehlt, sind Abteilungen für ältere psychiatrische Personen. Was fehlt, ist die Sensibilisierung der Bevölkerung für die Epidemie Demenz – es ist ein Tabu. Was fehlt, ist der Mut der Politik, auch diese Themen in ein Parteiprogramm aufzunehmen.

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 17 Tage

Nun, es gibt sehr gute Badante die mit dem Pflegegeld auch relativ gut bezahlt werden können und gerade Demenz Kranken ist viel geholfen wenn sie in ihrer gewohnten Umgebung bleiben dürfen.
Warum ins Heim?

Tata
Tata
Universalgelehrter
1 Monat 17 Tage

Bruneck Altersheim hat eine Dementenstation, Bezirksgemeinschaft Pustertal in Bruneck hat eine Tagestätte für Menschen mit Demenz, Altersheim Gadertal hat einen Dementenbereich….nicht schlecht würd ich sagen

nemesis
nemesis
Tratscher
1 Monat 17 Tage

N.G. weil Demenz das Familiengefüge auffressen kann. Außerdem kann man für eine adäquate Pflege (für Betreuende und Betreute) die Wohnung massiv umbauen…und anschließend wieder rückbauen. Die neutrale “Validation” kommt bei Verwandtschaftsbeziehungen rasch ins Wanken, und Kinder gehen daran kaputt. Ich erlebe dies ständig mit den Angehörigen in der ersten Zeit der Heimaufnahme. Die Ruhe, welche in deren Leben nach einiger Zeit einkehrt…ist unbezahlbar.

inni
inni
Universalgelehrter
1 Monat 17 Tage

N.G. Die Badante kriagsch ober net frei Haus zuagliefert. De muasch erst selber suachn und vor ollem zohln. Ob eppes zrugkriagsch, isch ungewiss und hängt von der Pflegeeinstufung ob, af der Monate wortn muasch.
Und an Tata und nemesis: probierts amol an Demenzkronkn aus Bozen in Bruneck .St. Pauls oder Neumarkt unterzubringen, weil‘s in Bozen koane Bleibe gibt … zem kennts long wortn❗️

Jonny Cash
Jonny Cash
Grünschnabel
1 Monat 17 Tage

@N.G. Sie haben wirklich keine Ahnung davon, was es heisst, eine demenzkranke Person zu betreuen, nicht nur für die meist mangelhaft, wenn überhaupt, ausgebildete badante, sondern auch für die Familie.

Bissgure
Bissgure
Tratscher
1 Monat 17 Tage

Dementkronke brauchn et lei a guita Bedante , sondon a familienongehörige de wossn mit viel geduld und liebe für si dou sein !!! hon 2 bis zuletscht begleitet . i kenn obo einige wosn gsog hom , i gea lame seltn huam, de tscheckt e nimma . find i gonz traurig 😥

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