Von: ka
Bozen – Ein Artikel, in dem sich ein süditalienischer Erfolgsunternehmer über Personalmangel beklagte, entfachte im Südtirol News-Forum eine lebhafte Debatte. Über die Frage, ob die vom Chef für einen Fahrer gebotenen monatlichen 1.600 bis 1.700 Euro, die im Außendienst auf 2.200 Euro anwachsen können, ein faires Angebot seien oder nicht, wurde intensiv diskutiert.
Wenig überraschend gingen die Meinungen weit auseinander, aber die Tatsache, dass zwischen 1.600 Euro in Südtirol und dem gleichen Gehalt in Süditalien ein großer Unterschied besteht, fand weitgehende Übereinstimmung. Es sind besonders die im Süden Italiens herrschenden geringen Wohn- und Mietkosten, die ins Auge stechen. Zum Preis einer Doppelgarage in Südtirol kann man in vielen Gegenden Süditaliens – Apulien inbegriffen – eine kleine Wohnung kaufen. Auch wenn man in Rechnung stellt, dass bei den Supermarktpreisen die Unterschiede weit geringer ausfallen, fällt trotzdem ins Auge, dass sich im Süden beim täglichen Einkauf auf dem Markt sehr viel Geld sparen lässt. Mit Blick auf diese eklatanten Unterschiede gewinnen in Rom auch jene Stimmen an Boden, die sich für höhere Kollektivlöhne im Norden aussprechen.
Das ist auch nicht verwunderlich. Sofern man die eigenen vier Wände sein Eigen nennen kann, fand ein Südtiroler, der im Monat 1.600 Euro Gehalt verdiente, noch bis vor wenigen Jahren sein bescheidenes Auskommen. Horrend gestiegene Energiepreise, die auf allen Ebenen die Inflation befeuern, ließen diesen früher noch annehmbaren Gehalt fast zu einem Hungerlohn zusammenschmelzen. Diejenigen Mitbürger hingegen, die mit einem solchen Lohn auch noch die Mietkosten bestreiten oder ein Darlehen abtragen müssen, haben schlechte Karten. Sie sind gezwungen, selbst beim täglichen Einkauf genau zu rechnen.
Letztendlich geht es um die Frage, wieviel Gehalt ein Mensch braucht.1.600 Euro mögen im Süden noch ein guter Lohn sein, aber gerade in Südtirol reichen sie im besten Fall gerade noch aus, um ans Monatsende zu kommen. Aus diesem Blickwinkel kann man der angedachten Einführung regional unterschiedlicher Kollektivlöhne und Zusatzverträge nur zustimmen. Staatsweite Abkommen verlieren ihren Sinn, wenn zwischen den einzelnen Regionen die Lebenshaltungskosten dermaßen weit auseinanderklaffen.