Von: luk
Bozen – Die Stimmung im Südtiroler verarbeitenden Gewerbe bleibt sehr positiv und mehr als neun von zehn Unternehmen gehen von zufriedenstellenden Erträgen im laufenden Jahr aus. Dies geht aus der Konjunkturerhebung des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervor. Die Unternehmer rechnen mit wachsenden Umsätzen, vor allem was die Exporte betrifft. Die Beschäftigung ist weiter im Steigen.
Die Sommerausgabe des Wirtschaftsbarometers bestätigt das ausgesprochen positive Geschäftsklima im Südtiroler verarbeitenden Gewerbe. Für das laufende Jahr erwarten 92 Prozent der Unternehmen eine zufriedenstellende Ertragslage. Diese Quote ist die höchste unter allen Sektoren der Südtiroler Wirtschaft und liegt sogar über dem Niveau vor der Wirtschaftskrise.
Trotz der schwachen Preisdynamik gehen die verarbeitenden Unternehmen weiterhin von steigenden Umsätzen aus. Die Verbesserte Konjunkturlage stärkt die Nachfrage auf dem lokalen Südtiroler Markt und auch der italienische Markt hat sich etwas erholt. Vor allem erwartet man aber einen positiven Verlauf des Auslandsgeschäftes. Im ersten Quartal 2016 beliefen sich die Exporte des Südtiroler verarbeitenden Gewerbes auf über 900 Millionen Euro, mit einem Wachstum von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.
Die steigenden Umsätze werden laut der interviewten Unternehmern auch zu einem Beschäftigungswachstum führen. Dies wird von den Arbeitsmarktdaten bestätigt: Zwischen Januar und Mai 2016 lag die Anzahl der unselbständig Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe um 1,9 Prozent über dem Niveau des Vergleichszeitraumes 2015. Bei den Investitionen wird hingegen trotz verbessertem Kreditzugang, niedrigen Zinssätzen und staatlichen Begünstigungen noch kein deutliches Wachstum erwartet.
Zwischen den Branchen des verarbeitenden Gewerbes gibt es natürlich einige Unterschiede. Optimistisch äußern sich vor allem die Sparten Nahrungsmittel, Metallverarbeitung und Maschinenbau. Auch im Bereich „Papier, Druck und Grafik“ hat sich die Lage im Vergleich zu den vergangenen Jahren deutlich gebessert, vor allem weil wieder mehr Werbeausgaben getätigt werden. Für die Hersteller von Baumaterialien sowie von Sport- und Freizeitartikeln bleibt das Geschäftsklima hingegen verhalten.
Handelskammerpräsident Michl Ebner ist über die gute Stimmung erfreut: „Unsere Unternehmen konnten dank Kundenorientierung und guter Qualität die Wirtschaftskrise der vergangenen Jahren großteils gut überstehen. In der jetzigen Aufschwungphase bestätigt sich das verbarbeitende Gewerbe als Wachstums- und Beschäftigungsmotor für die Südtiroler Wirtschaft.“
Anmerkung:
Das verarbeitende Gewerbe umfasst alle Tätigkeiten, welche mit der Herstellung von Waren verbunden sind, wie zum Beispiel die Produktion von Nahrungsmitteln, Textilien und Bekleidung, Holzgegenständen und Möbeln, chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen, Kunststoffwaren, Metallerzeugnissen, Maschinen, Geräten, Fahrzeugen usw. In Südtirol beschäftigt dieser Sektor circa 36.000 Personen.
Nachfolgend die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände
Claudio Corrarati, Präsident CNA-SHV
„Wir freuen uns über das gute Geschäftsklima. Den statistischen Daten müssen aber auch konkrete Ertragsergebnisse gegenüber stehen. Die verarbeitenden Unternehmen müssen auf dem Markt gut auffindbar sein. Aus diesem Grund schlagen wir die Bildung eines Clusters vor, insbesondere im Bereich Maschinenbau. Dadurch könnten größere Unternehmen mit kleineren Betrieben in Verbindung gebracht werden.“
Gert Lanz, Präsident lvh.apa Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister
„Nach einer konjunkturell schwierigen Zeit kann das Handwerk seinen Wachstumskurs wieder aufnehmen und seiner Rolle als Arbeitgeber, Ausbilder und Wirtschaftsmotor für das Land gerecht werden. Großes Potential bietet für das Handwerk auch der ausländische Markt. Zahlreiche Unternehmen — besonders in den Bereichen Bau, Holz, Installation und Metall — sind im Export tätig, sichern damit Arbeitsplätze und stärken die heimische Wirtschaft.“
Stefan Pan, Präsident Unternehmerverband Südtirol
„Diese Daten bestätigen, wie sehr die Beschäftigung und die wirtschaftliche Entwicklung von der internationalen Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen abhängen. Wir müssen uns alle gemeinsam dafür einsetzen, diese zu verbessern: Südtirol braucht mutige Reformen, welche die Verwaltung schlanker machen, die Steuerlast reduzieren und Investitionen in strategische Infrastrukturen ermöglichen.“