Von: mk
Bozen – Für die Legislaturperiode 2018-2013 hat das Wirtschaftsnetz-Rete Economia mit der Agenda Südtirol 50 Vorschläge in 16 Bereichen erarbeitet und bei der heutigen Pressekonferenz “Wirtschaft in Bewegung. Die 2018 verwirklichten Ziele. Ziele und Vorschläge für 2019” in der Handelskammer in Bozen vorgestellt.
Die Veranstaltung wurde von Michl Ebner, dem Präsidenten der Handelskammer vorgestellt, der dabei die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Kammer und Wirtschaftsverbänden unterstrichen hat. Es braucht eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit den politischen Kräften in Südtirol, damit so Ideen entwickelt werden können, die Reichtum, Beschäftigung, gesellschaftliches Wohlergehen und Zusammenhalt schaffen.
Claudio Corrarati, Koordinator des Wirtschaftsnetzes ist von der Notwendigkeit ausgegangen, für die gesellschaftlichen Organisationen und die Unternehmerverbände neuen Schwung zu schaffen. Danach hat er die 2018 realisierten Ergebnisse vorgestellt: Die Neuausrichtung der Landesbeiträge zugunsten der Unternehmen in den größeren Ortschaften, die Unterstützung für Projekte zur Revitalisierung der peripheren Stadtviertel, die abweichende Regelung für Fahrzeuge der Klasse Euro 2 und 3, für die ja demnächst Fahrverbote gelten sollen, die bürokratischen Vereinfachungen in verschiedenen Bereichen, die Miteinbeziehung in die Arbeit von IDM, NOI Techpark und Handelskammer, die Abänderungen zum Landesgesetz Raum und Landschaft.
Die Vertreter der einzelnen Verbände haben die Vorstellung der 50 Vorschläge unter sich aufgeteilt. Claudio Corrarati, Präsident der SHV-CNA hat sich insbesondere mit der Finanzierung und dem Zugang zu Krediten beschäftigt und dabei auf die Erhöhung des Plafonds für die ausgeschriebenen Beiträge für kleine Unternehmen, eine größere Unterstützung der Garantiekonsortien und einem Landesabkommen zwischen den Banken, Land und Garantiekonsortien zugunsten der KMU verwiesen. Die Vervollständigung des digitalen Netzes und die Miteinbeziehung der kleinen Unternehmen im NOI Techpark auch mittels eigener Fördermittel, dies sind die zentralen Elemente für neue Technologien und Innovation. Zum Thema der Green Economy wird ein Dreijahresplan für Maßnahmen zur Unterstützung der energetischen Sanierung und der Renovierung von Gebäuden vorgeschlagen. Außerdem sollen umweltbelastende Fahrzeuge mit Beiträgen der A22 ersetzt werden können, dabei braucht es ebenfalls einen Plan für einen integrierten, nachhaltigen Verkehr. Bei öffentlichen Ausschreibungen wird die Aufteilung in funktionale Lose gefordert, damit auch die lokalen KMU teilnehmen können. Gleichzeitig müssen für die 553 ausschreibenden Körperschaften ein gleiches Procedere und gleiche einzureichende Dokumente vorgesehen werden.
Federico Tibaldo, Präsident der Confesercenti, hat über das Steuerwesen gesprochen: Reduzierung der Steuern auf Arbeit, Anheben der Einkommensgrenze zur Befreiung von der Zusatzsteuer, Reduzierung der IRAP, Abschaffung der GIS für Betriebsgebäude. Bezüglich der bürokratischen Vereinfachung fordert das Wirtschaftsnetz eine eigenen Regie, die die verschiedenen Prozesse homogenisiert und eine Studie, die Einheitstexte für die verschiedenen Bereiche vorsieht. Verkehr und Raumordnung: Es wird ein Landesverkehrsplan gefordert, der die Umsiedlung verschiedenen Ämter und entsprechende Schalter in den Hauptorten der Bezirke vorsieht. Dieser Plan müsste auch Finanzierungen für große kurz-, mittel- und längerfristig zu realisierende Infrastrukturen in Bozen vorsehen. Raumordnerisch wird auch die Aufhebung der immerwährenden Bindung für Dienstwohnungen gefordert. Im Bereich Fremdenverkehr und Handel werden folgende Vorschläge gemacht: Unterstützung eines nachhaltigen Kulturtourismus, dem imstande ist, das ganze Land zu bespielen, die Förderung lokaler Wirtschaftskreisläufe, Netzwerke von Wirtschaftstreibenden in den Stadtvierteln, Regelung der Feiertagsöffnungen, Unterstützung von kulturellen Projekten in der Peripherie, Schaffung eines „museo diffuso“ im Stadtviertel Neugries in Bozen, Dezentralisierung der Landesämter in Bozen.
Heini Grandi, Präsident von Legacoopbund (der auch im Namen von Confcooperative Alto Adige gesprochen hat), hat das Thema Schule und Ausbildung unserer Jugend angesprochen: Sensibilisierung der italienischsprachigen Familien für das Lehrlingswesen, Berufsmatura auch in der italienischen Schule, Schaffung mehrsprachiger Abteilungen in allen Schulen mit der Möglichkeit der Eltern sich frei zu entscheiden, Unterstützung der Verwendung der Zweitsprache in außerschulischen Bereichen, Aufwertung der Zweisprachigkeit im Sinne besserer Chancen auf dem Arbeitsmarkt und raumordnerische Entwicklung. Der Arbeitsmarkt fordert dringendst Fachkräfte, es braucht auch die Möglichkeit, sich außerhalb des Landes zu qualifizieren und schließlich eine Hilfe zu erhalten, damit man sich wieder in unserem Lande niederlässt; vorzusehen sind ebenfalls unterstützende Maßnahmen für Wohnmöglichkeiten für Arbeitnehmer, die aus anderen Regionen kommen. Für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen ist die kontinuierliche Weiterbildung der Arbeitnehmer notwendig. Unser Vorschlag sieht die Schaffung eines Landesfonds für Weiterbildungsinitiativen vor, der mit Ressourcen gefüttert wird, die von den einzelnen Sektoren an das INPS bezahlt, jedoch nicht verwendet werden. Sozialleistungen und Gesundheitswesen brauchen innovative Formen eine Ko-Planung und gemeinsamen Führung zwischen privaten und öffentlichen Einrichtungen. Die öffentliche Hand legt dabei die Regeln fest und führt Kontrollen durch. Hierzu gehören auch die Aufnahme und die Integration von Migranten. Wir fordern mehr Gestaltungsraum für das private Gesundheitswesen, auch in genossenschaftlicher Form, um Angebote zu vermehren und die aktuellen Probleme zu reduzieren.
Andrea Grata, Generalsekretär von CooperDolomiti, hat das Thema des Wohnungsbaus angesprochen und ein integriertes System zwischen öffentlichen und privaten Bauherren (Wobi, Private und Genossenschaften) vorgeschlagen, um Wohnungen zu angemessenen Miet- oder Kaufpreisen zur Verfügung zu stellen und so die Kostenschere einzuschränken. Außerdem hat er gemeinschaftliche Genossenschaften angeregt, um den neuen Stadtvierteln Leben einzuhauchen und integrierte Gemeinschaften zu schaffen. Für Unternehmerinnen sieht das Wirtschaftsnetz Fördermaßnahmen vor, um Temporary Manager einstellen zu können, die den Betrieb weiterführen, wenn die Unternehmerin ein Kind erwartet oder Mutter geworden ist. Und letztendlich das Thema der Autonomie: Das Wirtschaftsnetz sieht die Autonomie als Wert und Vorteil für alle Sprachgruppen, vorausgesetzt dass Initiativen, die das gute Zusammenlegen gefährden von vorne herein unterbunden werden. In diesem Sinne fordern wir eine Sensibilisierungskampagne für die Autonomie, die alle Sprachgruppen und die bei uns ansässigen ausländischen Staatsbürger miteinbezieht. Die Veranstaltung wurde mit einem Beitrag von Regierungskommissars Vito Cusumano abgeschlossen.