Expertentreff von Mountain Management Consulting

Zukunft des Wintertourismus

Mittwoch, 15. Oktober 2025 | 13:41 Uhr

Von: Ivd

Bozen – Die Wintersportbranche steht an einem Wendepunkt: steigende Gästeströme, veränderte Erwartungen, digitale Disruption und der Anspruch, Qualität ohne Kompromisse zu sichern. Unter der Moderation von Kathi Hager brachten renommierte Stimmen aus dem Alpenraum konkrete Perspektiven und zukunftsweisende Lösungen auf den Punkt. Die Branche kann den Spagat zwischen Wachstum und Qualität langfristig schaffen – durch klare Positionierung, mutige Digitalisierung und eine Organisation, die Menschen, Daten und Prozesse zusammenführt. Auf dem Podium: Mike Partel (Geschäftsführer Mountain Management Consulting und Initiator des Experten-Talks), Prof. Hubert Siller (Leiter MCI Tourismus), Bruno Felicetti (CEO Madonna di Campiglio), Lukas Heymich (Obmann TVB Serfaus-Fiss-Ladis), Selina Gull (Marketingleitung Zermatt Tourismus) und Benny Pregenzer (Consultant, früher CEO Bergbahnen Fiss). Online zugeschaltet: Marius Streb (CEO Lumifai & KI-Experte), Berno Stoffel (CEO Seilbahnen Schweiz), Kurt Matzler (Strategieprofessor Universität Innsbruck) sowie Jürg Schmid (Schmid&Pelli Consultant, ehem. CEO Schweiz-Tourismus).

Qualität sichern, Gäste besser steuern, Erwartungen erfüllen

Mike Partel betonte: „Die Ergebnis unserer Befragung zeigt: Nach Jahren steigender Gesamtzufriedenheit können wir beobachten, dass diese in den letzten fünf Jahren in den Top-Skigebieten des Alpenraums rückläufig ist. Zudem stagniert die Weiterempfehlungsrate (NPS). Beides hängt unmittelbar mit dem wahrgenommenen Preis-Leistungs-Verhältnis zusammen. Umso wichtiger ist es, die Positionierung zu schärfen, die Differenzierung gegenüber anderen Skigebieten konsequent herauszuarbeiten und die Marke mit ihrem Qualitätsversprechen als Erfolgsfaktor zu stärken.“ Hubert Siller ergänzt: „Der Winterurlaub in den Bergen lebt stark von der Weiterempfehlung seiner ‚Experten‘, also jener besonders treuen Gäste. Bei Urlaubern, die regelmäßig in die Berge fahren, liegt die Weiterempfehlungsrate bei fast 70 Prozent und es gibt nur wenige Kritiker. Bei Winterurlaubs-Neulingen hingegen erreicht sie kaum mehr als 40 Prozent. Wir müssen daher dafür sorgen, dass wir auch die junge Generation für den Winterurlaub begeistern.“ Für Kurt Matzler ist klar: „Overtourism ist längst kein Randthema mehr. Es braucht digitale Systeme zur Steuerung von Besucherströmen und Anreize, um den Ansturm zeitlich und räumlich zu entzerren – bis hin zu Limitierungen an Spitzentagen, um Qualität zu sichern und Wartezeiten zu verkürzen.“

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem Thema „Künstliche Intelligenz“: KI unterstützt die Online-Vermarktung mit präzisem Targeting – also der gezielten Ansprache einer spezifischen Zielgruppe anhand relevanter Merkmale – und personalisiert die Kommunikation entlang der „Guest Journey“, also der Reise eines Gasts von der ersten Idee bis nach dem Aufenthalt. Zudem verbessert KI die digitale Gästebetreuung – in Serfaus-Fiss-Ladis ist dies bereits gelebte Praxis. Laut Lukas Heymich sei die Grundvoraussetzung für die Nutzung von KI ein klares Gästebild und ein reibungsloses Zusammenspiel aller Stakeholder. Ein Teil des Erfolgsrezepts von Zermatt Tourismus sei laut Selina Gull neben dem imposanten Matterhorn, die jahrelange enge Zusammenarbeit innerhalb der Destinationsorganisation. „Der Austausch ist über strategische Gremien organisiert – mit Vertretern aus allen Bereichen. Das hilft uns, die Region gemeinsam in die Zukunft zu lenken“, so Gull.

Familien begeistern, Teams befähigen, Zukunft gestalten

Wie bringt man Familien und vor allem Kinder frühzeitig auf die Ski, wenn die kleinen Skigebiete in der Nähe schließen? Eine Möglichkeit zeigt die groß angelegte Initiative „KIDS ON SKI“ zur Förderung des Wintersports im Alpenraum auf. Durch das von Mountain Management initiierte und von Sponsoren sowie Wintersportdestinationen geförderte Programm, bieten Skiresorts in Österreich, der Schweiz, Italien und Deutschland jährlich jeweils 200 kleinen Pistenflitzer im Alter von drei bis fünf Jahren das Erlebnis Skifahren an. Gebucht werden kann für das Kind ein kostenloses Rundum-Sorglos-Paket, bestehend aus einem fünftägigen Halbtages-Skikurs, Leihausrüstung, Liftkarte und Unterkunft (im Zimmer der Eltern).

Für Berno Stoffel und Jürg Schmid hängt der Erfolg eines Skigebiets nicht nur von den kleinen Gästen, sondern auch von den Mitarbeitern einer Region ab. Wichtig sei laut Schmid ihre Leidenschaft. Diese führe zu Freundlichkeit und die wiederum sei das wichtigste Bewertungskriterium bei Gästen: „Im Tourismus geht es seit jeher um das Erlebnis unserer Gäste und der effektivste Weg zur Kundenbindung ist es, Erlebnisse zu schaffen, die zu Erinnerungen werden.“

Bezirk: Bozen

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