Worunter gemischte Ehen in Südtirol leiden

Bauers Liebste aus dem Ausland hat es schwer

Donnerstag, 30. März 2017 | 12:04 Uhr

Bozen – In Südtirol gibt es im Vergleich zum übrigen Staatsgebiet die meisten gemischten Eheschließungen. Doch gerade solche Ehen sind gefährdet, wie Psychotherapeutin Sonja Prinoth vom ASDI laut einem Bericht des Tagblatts Dolomiten erklärt. Kulturelle Unterschiede und oftmals eine wenig offene Umgebung würden diese Ehen zusätzlich unter Druck setzen.

Der Jungbauer, der seine Liebste aus Russland, Bulgarien, aber auch aus Kuba oder Brasilien gefunden hat, ist das klassische Beispiel. Auch wenn die Liebe anfangs noch so groß sein mag, Probleme lassen vielfach nicht lange auf sich warten.

„Gerade wenn die neue Bäuerin auf den elterlichen Hof des Mannes zieht, kann es kritisch werden. Die Ursprungsfamilie des Mannes neigt häufig dazu, sich in das Familienleben einzumischen, in die Kindererziehung, in die Hofführung oder wie die Dinge beim ,Urlaub auf dem Bauernhof‘ zu laufen haben“, erklärt Prinoth laut „Dolomiten“. Ihren Erfahrungsschatz schöpft sie aus zahlreichen Klientengesprächen.

Kulturelle Unterschiede und verschiedene Wertvorstellungen etwa bei der Erziehung der Kinder seien echte Belastungsproben für das junge Glück, und eine eventuelle Ablehnung der „Zugewanderten“ aus dem erweiterten Umfeld tue ihr Übriges.

„Immer häufiger kommen Ehemänner zu uns, deren Frauen die Situation nicht mehr aushalten und damit drohen, samt den Kindern in ihre Heimat zurück zu ziehen“, bedauert Prinoth laut „Dolomiten“. Als Mediatorin kann sie dann meist nur noch dafür sorgen, dass sich das Paar den Kindern zuliebe auf faire Weise trennt. Den Fokus auf die Kinder zu legen, helfe auch den Paaren. Dadurch wird der Blick auf das Wesentliche gerichtet und lenkt von den vorausgegangenen Verletzungen in der Beziehung ab.

Den Weg ins ASDI finden mittlerweile aber auch Paare, bei denen beide Partner aus dem Ausland stammen. Meistens suchen die Frauen Hilfe, die sich mehr emanzipieren. Mit der neuen Heimat ändert sich auch der Werte-Kontext – gerade für Frauen. „Für ihre Ehemänner nicht einfach zu verkraften, teils kommt es dann auch zu Gewaltsituationen in der Familie“, weiß ASDI-Direktor Elio Cirimbelli.

Um auf die neue Klientel mit ihren eigenen Problematiken besser eingehen zu können und um diese Ehen präventiv stärken zu können, geht es in einem dreijährigen gemeinsamen Pilotprojekt von ASDI und La Strada – Der Weg. Den Auftakt dazu bildet eine Tagung am morgigen Freitag. Unter dem Titel „Verschieden zusammen“ findet die Tagung von 8.30 bis 13.30 Uhr im Gemeindesaal Bozen statt.

Von: mk

Bezirk: Bozen