Staatsanwaltschaft hat Akte angelegt

Lawinentragödie: Mutter Petra hat Tochter bis zuletzt beschützt

Donnerstag, 04. Januar 2018 | 18:00 Uhr
Update

Bozen – Nach der Lawinentragödie vom Mittwoch herrscht in Südtirol sowie bei Angehörigen und Freunden der beiden Todesopfer in Ludwigsburg (Baden-Württemberg) große Trauer und Bestürzung. Nun gibt es auch neue Erkenntnisse zum Hergang der tragischen Ereignisse.

Das elfjährige Mädchen Mia und deren 45-jährige Mutter Petra Theurer sind am Mittwochnachmittag von einer Lawine beim Skigebiet Haideralm im oberen Vinschgau verschüttet worden.

Zwar konnten sie von den Rettern gefunden und geborgen werden. Doch für sie kam jede Hilfe zu spät. Mutter und Kind erlagen wenig später ihren lebensgefährlichen Verletzungen.

Mutter schützte Tochter

Medienberichten zufolge wurde die 45-Jährige unter einem Meter Schnee direkt oberhalb ihrer Tochter gefunden, so als hätte sie die Elfjährige bis zum Schluss beschützen wollen.

Die Lawine hatte sich auf 2.600 Metern Meereshöhe gelöst, rund 500 Meter über Gruppe aus Skifahrern. Allen anderen Wintersportlern ist es gelungen, sich im angrenzenden Wald in Sicherheit zu bringen, nur die Mutter und ihr Kind wurden erfasst und verschüttet.

Schneeläuferzunft Ludwigsburg trauert

Die beiden Lawinenopfer gehören zu einer Gruppe der Schneeläuferzunft Ludwigsburg, waren aber privat im Vinschgau. Auf deren Homepage ist seit der Nacht eine Trauernotiz zu lesen: „Die Schneeläuferzunft Ludwigsburg trauert. . . unsere Gedanken sind bei den Angehörigen.“

Mutter und Tochter waren – wie berichtet – in einer neunköpfigen Gruppe aus Ludwigsburg abseits der Piste unterwegs gewesen, als sich das 150 Meter breite Schneebrett im Skigebiet Schöneben-Haideralm löste. Es riss mehrere der Skifahrer mit, darunter eben die Mutter und ihr Kind, die jedoch als einzige verschüttet wurden. Auch der Vater gehörte zu der Skiläufergruppe. Er und die anderen sechs Skifahrer hätten verzweifelt versucht, das von den Schneemassen begrabene Kind und dessen Mutter zu retten.

Schlechte Sichtverhältnisse und starker Wind erschwerten die Rettungsaktion, Hubschrauber konnten im Schneegestöber zunächst nicht fliegen. Die Aktion lief auch nach Einbruch der Dunkelheit weiter.

Die Mutter konnte laut Medienberichten erst rund eine Stunde nach dem Unglück geborgen werden. Sie erlag im Krankenhaus ihren Verletzungen, ihre Tochter ist noch vor Ort gestorben.

Bergretter: Gefahren am Berg beachten

Giorgio Gajer vom Bergrettungsdienst Cnsas mahnt indes, die Lawinengefahr am Berg zu beachten und die Regeln einzuhalten. Die Rettungskräfte seien freiwillig aktiv. Auch sie hätten Familien zu Hause und begeben sich bei solchen Einsätzen in Lebensgefahr.

Der Druck, der auf die Retter gestern im Lawinengebiet gelastet habe, sei enorm gewesen. Neben der drohenden Lawinengefahr, sei die Wettersituation sehr kritisch gewesen. Starker Wind, Nebel und Schneegestöber hätten die Lage kompliziert.

Gajer erklärt weiter, dass die Lawinengefahr gerade in ganz Südtirol zwischen drei und fünf liegt.

Staatsanwaltschaft hat Akte angelegt

Wie am Donnerstagnachmittag bekannt wurde, hat die Bozner Staatsanwaltschaft eine Akte angelegt. Derzeit wird aber gegen niemand wegen der Lawine ermittelt.

Für Freitag, den 5. Jänner ist ein Lokalaugenschein angesetzt worden – sofern es die Wetterbedingungen zulassen. Der Wind und der Schneefall werden aber wohl viele Spuren, die für die Feststellung einer eventuellen Schuld wichtig sind, ausgelöscht haben. Die Schuldfrage wird damit wohl nicht mehr geklärt werden können.

 

 

Von: luk

Bezirk: Bozen, Vinschgau

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