Von: mk
Bozen – Ein 70-jähriger Mann aus Bozen ist um rund 3.000 Euro erleichtert worden, nachdem ihm Schwierigkeiten bei der Bezahl-App der italienischen Post aufgefallen waren. Gehackt wurde sein Smartphone nicht. Vielmehr ist er Opfer eines regelrechten Betrugs geworden.
Mit der Postepay App ist es Nutzern unter anderem möglich, die Prepaidkarte der Post und PosteMobile-SIM-Karte zu verwalten. Der Bozner hatte mehrfach versucht, auf sein Konto zuzugreifen, doch es ist ihm nicht gelungen.
Passiert ist das wahrscheinlich schon mal jedem: Man vertippt sich beim Eingeben des Passworts und dann vielleicht auch noch beim Sicherheitscode. Manchmal ist eine App auch nicht auf dem neuesten Stand und man hat vergessen, das Update herunter zu laden. In der Regel ist das alles kein Grund zur Aufregung.
Auch der Bozner dachte sich vorerst nichts dabei – bis er von einer Festnetznummer mit der römischen Vorwahl „06“ angerufen wurde. Am Telefon meldete sich ein vermeintlicher Mitarbeiter der italienischen Post. Auch auf dem Display erschien die Aufschrift „Poste Italiane“.
Der Anrufer aus einem angeblichen Callcenter der Post wusste offenbar um die Schwierigkeiten des Bozners mit der App. Er bot an, aus der Entfernung das Problem zu beheben.
Wie der Bozner laut einem Bericht der Zeitung Alto Adige erklärt, habe der Fremde am Telefon keine persönlichen Daten abgefragt, da er diese scheinbar schon kannte. Stattdessen gab die Stimme dem Bozner eine Reihe von Anweisungen, um die App angeblich wieder herzustellen.
Dabei wurde der vermeintliche Mitarbeiter der Post immer wieder auch ungeduldig und aggressiv, als es bei bestimmten Schritten zu Schwierigkeiten kam. Trotz allem sei die Operation letztendlich erfolgreich gewesen, erklärt der Bozner. Zu dumm nur, dass vor allem der Unbekannte am anderen Ende der Leitung letztendlich davon profitiert hat.
Am 3. August erhielt der Bozner einen weiteren Anruf – wieder von einer Nummer mit römischer Vorwahl, diesmal allerdings wirklich von der italienischen Post. Der Angestellte erklärte, dass die Überweisung von 550 Euro an eine gewisse Catalina Placinta nicht geklappt habe, weil nicht genügend Geld vorhanden sei. Weil der Bozner keine Frau unter diesem Namen kennt, schöpfte er Verdacht und begab sich zu einer Postfiliale in Bozen.
Dort folgte dann die bittere Überraschung. Jemand hatte von seinem Konto zwischen 1. und 3. August mittels Postschecküberweisung mehrmals Geld abgehoben: Insgesamt handelt es sich um 3.210 Euro. Viermal waren es 300 Euro, zwei weitere Abhebung um je 600 und 1.410 Euro folgten.
Dem Bozner blieb nichts anderes übrig, als bei der Post-und Kommunikationspolizei Anzeige zu erstatten. Die Ermittler fanden heraus, dass die Abhebungen in Kampanien durchgeführt wurden. Der Inhaber des Kontos, auf dem die Summe gelandet ist, wird derzeit noch ausgeforscht.
Der Bozner verlangt unterdessen, dass die Post in der Zwischenzeit für den Schaden aufkommt, weil es im System offenbar Sicherheitsmängel gebe. So sei er nicht mittels SMS über die Abhebungen informiert worden. Die Post lehnt dies jedoch ab. Ihrer Argumentation zufolge sind Karteninhaber die einzigen Personen, die sämtliche Elemente zur Authentifizierung eines Kontos kennen – außer die Daten wurden unvorsichtigerweise an Dritte weitergegeben, die dann betrügerische Transaktionen durchführen. In so einem Fall übernimmt die Post keine Verantwortung.
Überhaupt ist bei sogenannten Instandsetzungen einer App von Banken oder der Post aus der Ferne immer Vorsicht angesagt. In der Regel werden Fehler in den einzelnen Filialen behoben, an die man sich im Fall eines Problems wenden kann. Auch Links, die vermeintlich von Banken oder der Post per SMS verschickt werden, sind oft Andockstellen für Betrüger. Die Alarmglocken sollten außerdem immer dann schrillen, wenn vermeintliche Bank- oder Postangestellte am Telefon aggressiv oder ungeduldig reagieren und Kunden unter Druck setzen, damit diese bestimmte Handlungen am Smartphone oder am PC im Internet ausführen.