Gedenktag an die Corona-Verstorbenen

Bischof: „Pandemie hat Tod in die Mitte unseres Nachdenkens gerückt“

Freitag, 18. März 2022 | 10:41 Uhr

Bozen – Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie vor zwei Jahren haben über 1400 Menschen in Südtirol eine Infektion mit dem Coronavirus nicht überlebt. Dieser Verstorbenen – und der Opfer des Ukraine-Krieges – hat Bischof Ivo Muser heute mit einem Requiem im Bozner Dom gedacht. „Die Corona-Pandemie hat den Tod in die Mitte unseres Nachdenkens gerückt. Sonst verdrängen wir oft, wo und wie gestorben wird“, sagte der Bischof. Und weiter: „Es braucht Tage wie diesen. Es braucht Menschen, die in ihrem Gedenken, in ihrem Innehalten und in ihren Gebeten miteinander verbunden sind.“

Wie schon im vergangenen Jahr haben sich auch heuer wieder Südtiroler Organisationen und Institutionen zusammengeschlossen, um am Freitag, 18. März – dem gesamtstaatlichen Gedenktag an die Coronaverstorbenen – einen gemeinsamen Moment des Innehaltens, des Gedenkens, aber auch der Ermutigung zu schaffen. Bischof Ivo Muser hat im Gedenken an alle Coronatoten und an die Toten des Ukrainekrieges im Bozner Dom ein Requiem gefeiert, an dem u.a. auch Landeshauptmann Arno Kompatscher, dessen Stellvertreterin Waltraud Deeg und Landtagsvizepräsident Josef Noggler teilgenommen haben.

In seiner Predigt sagte der Bischof, dass die Corona-Pandemie den Tod in die Mitte unseres Nachdenkens gerückt habe: „Sonst verdrängen wir oft, wo und wie gestorben wird, wollen den Tod nicht sehen, schieben ihn an den Rand unserer Aufmerksamkeit. Eine Tendenz, die unserer Gesellschaft an der Tagesordnung ist. Seit den Fernsehbildern von Särgen, die in Militärtransportern aus den Krankenhäusern in Bergamo abgeholt werden mussten, war das nicht mehr möglich. Das war genau heute vor zwei Jahren.“

Bischof Muser: Es braucht Tage wie diesen

Vor diesem Hintergrund sei der Gedenktag wichtig, führte der Bischof aus: „Es braucht Tage wie diesen. Es braucht Menschen, die in ihrem Gedenken, in ihrem Innehalten und in ihren Gebeten miteinander verbunden sind. Es braucht Trost, den nur Gott uns geben kann. Gläubige Menschen sind Menschen der Hoffnung.“

Im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine sagte der Bischof: „Unsere Welt ist weiter aus den Fugen und oft können wir nicht verstehen, was um uns herum passiert. Viele Menschen fühlen sich seit der Coronapandemie und jetzt zusätzlich durch einen Krieg in Europa vor unserer Haustüre emotional belastet, manche sogar erschöpft und fragen sich, wie sich alles weiterentwickeln wird. In der Ukraine tobt seit dem 24. Februar ein entsetzlicher Krieg. Es fließen Ströme von Blut und Tränen. Es handelt sich nicht nur um eine Militäroperation, es handelt sich um Krieg, einen Krieg, der Tod, Zerstörung und Elend aussät und zurücklässt.“

Zwei Kerzen entzündet

Nach den Fürbitten hat der Bischof eine Kerze für die Corona-Toten und eine Kerze für die Toten des Ukrainekrieges an der Osterkerze entzündet und zwei Gebete gesprochen, eines für die Corona-Toten unseres Landes und eines für die Toten des Ukraine-Krieges. Dann hat Bischof Muser die brennenden Kerzen an das Grab des seligen Josef Mayr-Nusser gestellt.

Weitere Momente des Gedenkens und Innehaltens

Neben dem Gottesdienst stehen am heutigen 18. März weitere Momente des Gedenkens und Innehaltens auf dem Programm: Der Südtiroler Landtag entzündet am Abend am Stiegenaufgang Kerzen, am Landhaus 1 werden an diesem Tag, ebenso wie an anderen öffentlichen Gebäuden, die Fahnen auf Halbmast gesetzt. Auch in den Südtiroler Seniorenwohnheimen wird durch das Entzünden von Kerzen an die verstorbenen Heimbewohnerinnen und Heimbewohner erinnert. Darüber hinaus rufen Organisationen und Institutionen (Südtiroler Landtag, Land Südtirol, Verband der Seniorenwohnheime Südtirols, Südtiroler Seniorenbund, Caritas-Hospizbewegung und Pfarrcaritas, Südtiroler Jugendring und Diözese Bozen-Brixen) dazu auf, gemeinsam Momente des Erinnerns zu schaffen. Das Entzünden einer Kerze, ein stilles Gedenken oder auch einige in Worte gefasste Gedanken können dabei einen würdigen Moment der Erinnerung schaffen.

Von: mk

Bezirk: Bozen