Initiativgruppe fordert die Rücknahme des Auftrags

Brixner Hofburggarten: “Kein öffentliches Geld für Kunstfälscher Heller”

Donnerstag, 03. November 2022 | 17:11 Uhr

Brixen/Wien – Gestern hat die österreichische Öffentlichkeit aus dem Wiener Magazin „Der Falter“ über die Kunstfälschung des Multimediakünstlers Andre Heller erfahren. Es geht um eine bereits im Jahre 2016 erfolgte Aktion, bei der Heller ein selbst konstruiertes Objekt als Original des US-Künstlers Jean-Michel Basquiat zum Verkauf angeboten hatte. Falter-Journalist Matthias Dusini hat nun den Stein ins Rollen gebracht. Heller räumte die Fälschung ein, entschuldigt sie aber mit dem Hinweis auf einen „kindischen Streich“.

Die Gemeinde Brixen hat sich seit 2017 mit Heller vertraglich und finanziell verbunden und hat erst kürzlich in einer Bürgerversammlung bestätigt, dass sie ihn mit der Umgestaltung des Hofburggartens Brixen beauftragt hat. Die Initiativgruppe für einen offenen Hofburggarten vertritt in einer Aussendung die Meinung, dass es im Lichte der neuen Erkenntnisse unverantwortlich wäre, an der Beauftragung Hellers festzuhalten, “zumal es sich dabei um einen Millionenauftrag handelt, der mit öffentlichen Geldern finanziert wird.”

Es sei kaum zu glauben, so die Initiativgruppe: “André Heller imitierte vor geraumer Zeit einen Rahmen des hoch quotierten US-Künstlers Jean-Michel Basquiat (1961–1988) und gab ihn als Original aus. Für das nachgeahmte Kunstwerk hätte der Multi-Media-Künstler beinahe drei Millionen Dollar bekommen.”

Der 75-Jährige Heller hat im Wiener Magazin “Falter” eingeräumt, einen Rahmen des 1988 verstorbenen US-Künstlers Jean-Michel Basquiat gefälscht zu haben. Heller und er hatten sich um 1985 kennengelernt. “Im Anschluss zimmerte der Österreicher, angeregt durch Arbeiten Basquiats, aus Besenstielen und einer zerschnittenen Zeichnung des Amerikaners eine exzentrische Konstruktion, in die er Dutzende Nägel hämmerte. 2016 gab Heller diesen ‘Rahmen’ gegenüber einem Experten als Original aus. Der Experte erklärte das ‘Kunst- bzw. Machwerk’ zu einem echten Basquiat, sodass es bei einer Kunstmesse 2017 für drei Millionen Dollar angeboten wurde. Ein früherer Assistent des US-Malers zweifelte aber an der Herkunft des Objekts, das allerdings dann noch für 800.000 Euro den Besitzer wechselte”, so Barbara Fuchs von der Initiativgruppe.

“André Heller spielt die Affäre jetzt herunter und nennt das Ganze einen ‘kindischen Streich’, um den Experten auf die Probe zu stellen. Dennoch wurde dem Universalkünstler die ganze Aktion unheimlich: Er habe den Rahmen inzwischen zurückgekauft, teilt Heller mit. Es bleibt der Eindruck eines dreisten Übergriffs, den man Heller nicht zugetraut hätte und der seinen Ruf in der Kunstwelt arg ramponiert hat”, so die Initiativgruppe für einen offenen Hofburggarten.

Gemeinde und Land wollen sich vertraglich und finanziell an André Heller binden. Es geht um einen Millionenauftrag, der durch öffentliche Gelder finanziert werden soll. “Nach Aufdecken dieser Affäre durch Falter-Redakteur Matthias Dusini muss Hellers Glaubwürdigkeit infrage gestellt werden, die Gemeindeverwaltung täte gut daran, die laufenden Verhandlungen einzustellen und von einem Gestaltungsauftrag an Heller abzusehen”, fordern Barbara Fuchs, Paolo Cattoi, Hans Heiss und Hans Hofer von der Initiativgruppe.

Von: luk

Bezirk: Eisacktal