Studie stellt Zusammenhang her

Corona: Sinkt durch Vitamin D das Mortalitätsrisiko?

Montag, 20. Juli 2020 | 08:04 Uhr

Stuttgart – Der Ernährungsmediziner Hans-Konrad Biesalski von der Universität Hohenheim in Stuttgart ist auf ein Phänomen aufmerksam geworden, das im Kampf gegen die Corona-Pandemie wichtig sein könnte: Ob der Verlauf einer Covid-19-Erkrankung leicht oder schwer ausfällt, hängt möglicherweise vom Vitamin-D-Spiegel ab.

Bei der Auswertung von 30 Studien hat Biesalski ein Vitamin-D-Defizit als möglichen Indikator für den Schweregrad und die Mortalität bei einer Covid-19-Erkrankung identifiziert.

Mit Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, mit starkem Übergewicht und Bluthochdruck steigt das Risiko für einen schweren Verlauf, berichtet standard.at. All diese Erkrankungen weisen als Gemeinsamkeit einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel auf. Auch bei älteren Menschen, die ebenfalls zur Risikogruppe gehören, ist häufig Vitamin-D-Mangel anzutreffen.

Vitamin D reguliert das Immunsystem und Entzündungsprozesse im Körper – auch während der Krankheitsphase. “Da das Coronavirus eine wichtige Schaltstelle dieser Regelkreise befällt, halten sich proentzündliche und antientzündliche Prozesse nicht mehr die Waage”, erläutert Biesalski laut standard.at. Das System gerate durcheinander. Ganz besonders treffe dies auf Patienten zu, die unter einem Vitamin-D-Mangel leiden.

Die Balance zwischen pro- und antientzündlichen Prozessen verschiebt sich zugunsten der proentzündlichen, die dann richtig in Schwung kommen. Die Folge sind gravierende Veränderungen in den Lungenbläschen, die zu einer schweren Komplikation der Covid-19-Erkrankung führen können – dem sogenannten Akuten Atemnotsyndrom.

Biesalski empfiehlt daher, im Falle einer Covid-19-Erkrankung unbedingt den Vitamin-D-Spiegel im Auge zu behalten. Das gelte vor allem für Menschen im Alter von über 65 Jahren oder für Personen, die selten im Freien sind.

Sonnenlicht – die Quelle von Vitamin D

“Die wichtigste Vitamin-D-Quelle ist die Bildung in der Haut durch das Sonnenlicht”, erklärt der Experte. Über die Ernährung lässt sich Vitamin D am besten über fetten Fisch oder sonnengetrocknete Pilze aufnehmen.

Im Alter funktioniere die Bildung von Vitamin D durch Sonneneinstrahlung nur noch eingeschränkt. Bei Menschen in Seniorenheimen sei der Vitamin-D-Spiegel oft verheerend niedrig. In Zeiten des Homeoffice würden sich viele Leute zudem längere Zeit in geschlossenen Räumen aufhalten, was auch zu einer schlechten Vitamin-D-Versorgung beitrage, betont der Experte.

Bei jedem Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus solle daher unbedingt der Vitamin-D-Status geprüft und ein mögliches Defizit zügig behoben werden, empfiehlt der Ernährungsmediziner. Dies sei besonders für Risiko-Patienten empfehlenswert. Doch Vorsicht: Vitamin D ist kein Medikament, das Heilung garantiert. Vielmehr kann man damit positiv auf den Krankheitsverlauf einwirken.

Auf gut Glück Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, empfiehlt Biesalski trotzdem nicht. Im Zweifelsfall sei das zu wenig, um einen wirklich schlechten Vitamin-D-Status kurzfristig aufzubessern. Prophylaktisch sollte man sich stattdessen viel im Freien aufhalten und auf die Ernährung achten. Bei Verdacht auf eine Infektion sollte man den Arzt bitten, den Vitamin-D-Spiegel zu prüfen, erklärt der Experte.

Von: mk