Die wichtigste Sorge Südtirols – ein Kommentar

Den weißroten Brain Drain stoppen

Donnerstag, 18. Dezember 2025 | 01:05 Uhr

Von: ka

Bozen/Rom – Über wenig anderes wurde in den vergangenen Wochen und Monaten so heiß diskutiert wie über die Zukunft des muttersprachlichen Unterrichts an den deutschen Schulen. Mit dem „Maßnahmenpaket zur Stärkung des deutschen Kindergartens und der deutschen Schule” glaubt die SVP, die Schule weit bis ins 21. Jahrhundert hinein fit zu machen.

In den emotional aufgeladenen Debatten geht jedoch fast unter, dass junge Südtiroler das Land in Scharen verlassen oder nach dem Studium im Ausland nicht in ihre Heimat zurückkehren. Tatsächlich nützt die Stärkung des muttersprachlichen Unterrichts in der deutschen Schule wenig, wenn aufgrund der „Flucht“ der jungen Leute im Land keine Familien gegründet werden und infolgedessen viele Schulbänke leer bleiben.

shutterstock/Poznyakov

Die Gründe für dieses „Ausbluten“ des Landes sind vielfältig. Man liegt jedoch nicht falsch, wenn man vergleichsweise geringe Karrierechancen und Gehälter, gepaart mit hohen Wohn- und Lebenshaltungskosten, als ausschlaggebend für die Abwanderung betrachtet.

Es gilt, nicht nur die absurd hohen Wohnkosten zu senken, sondern auch gezielt bei den jungen Südtirolern für den Verbleib beziehungsweise die Rückkehr in die Heimat zu werben. Wäre es nicht eine gute Idee, eine einzige Anlaufstelle zu schaffen, die sich um die Wohnungssuche, geeignete Arbeitsangebote und alle damit zusammenhängenden Behördengänge kümmert?

Roland Peer/ Heimatpflegeverband Südtirol

Südtirol hat in seiner jüngeren Geschichte weit schwierigere Probleme bewältigt. Doch trotz des Rekordhaushalts scheint das Land wie gelähmt. Die Zahlen sind nicht nur besorgniserregend, sondern auf lange Sicht existenzbedrohend für Südtirol.

Im Ringen zwischen den verschiedenen Lobbys scheint man in Bozen jedoch fast vergessen zu haben, dass dieser „weißrote Brain Drain”, diese „Abstimmung mit den Füßen”, die wichtigste Sorge Südtirols ist.

Bezirk: Bozen

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