Einige Elemente wecken Zweifel

Die Ermittler fragen sich: War die Tat geplant?

Mittwoch, 10. März 2021 | 10:10 Uhr

Bozen – Benno Neumair hat ein Geständnis abgelegt. Im Rahmen zweier Verhöre im Beisein seiner Anwälte hat der 30-jährige Bozner zugegeben, seine Eltern getötet und deren Leichen in die Etsch geworfen zu haben. Trotz seines Geständnisses bleiben aber Zweifel: Sollte ihm nachgewiesen werden, dass die Tat geplant war, riskiert er eine lebenslange Haftstrafe, berichtet die Tageszeitung Alto Adige.

Madé Neumair, die Schwester des Tatverdächtigen, hat öffentlich erklärt, dass sie nicht an die Reue ihres Bruders glaube. Sie ist überzeugt, dass der 30-Jährige alles dafür getan habe, um die Ermittlungen in eine falsche Richtung zu lenken.

Benno Neumair, der sich seit 30-Jänner im Bozner Gefängnis in U-Hat befindet, hatte erklärt, seinen Vater nach dem x-ten Streit um Geld mit einem Kletterseil erwürgt zu haben. Dasselbe Schicksal sei seiner Mutter Laura Perselli ereilt, die die den Nachmittag wiederum mit ihrer Mutter und ihrer Schwester verbracht hatte. Ist die Tat tatsächlich im Affekt geschehen, würde ein bedeutender Erschwernisgrund wegfallen – und damit auch das Risiko einer lebenslangen Haftstrafe.

Dennoch gibt es einige Fragezeichen, wie der Alto Adige schreibt. Warum hat der 30-Jährige etwa seiner Freundin in Auer erklärt, er komme am Abend des 4. Jänners mit dem Auto zu ihr, obwohl er sonst immer öffentliche Verkehrsmittel benutzt hatte, weil seine Eltern nicht wollten, dass er deren Volvo fährt?

Schließlich gibt es noch den Kanister mit Wasserstoffperoxid, den er sich laut eigener Aussage nach der Tat besorgt hat, um damit Blutspuren vom Boden im Appartement zu entfernen. Dies weist darauf hin, dass der 30-Jährige zumindest nach der Tat mit Kalkül vorging.

Zudem habe er sein Handy gemeinsam mit der Tatwaffe – dem Seil – in einen Müllcontainer geworfen. Die Ermittler fragen sich nun, warum er sich ausgerechnet des Handys entledigt hat. Auf welche Geheimnisse wäre man beim Durchforsten der Daten gestoßen?

Am Abend, als er bei seiner Freundin in Auer war, soll er auf ein neues Handy die Kontakte des alten übertragen haben. Das alte soll er weggeworfen haben, als er gegen 5.00 Uhr am Morgen in Bozen war. Als Benno Neumair festgenommen wurde, kamen die Ermittler nur in den Besitz seines neuen Handys. Sollte sich herausstellen, dass das neue Handy bereits vor der Tat erworben wurde, könnte dies als Hinweis auf einen Plan gewertet werden.

Laura Perselli und Peter Neumair sind bekanntlich am 4. Jänner von der Bildfläche verschwunden. Ihre beiden Handys wurden ebenfalls um 22.00 Uhr ausgeschaltet. Der Fall des Ehepaares aus Bozen hat auch nationale Medien beschäftigt – zumal sich der Verdacht zunehmend erhärtete, dass ein Gewaltverbrechen dahintersteckt.

Während der Leichnam von Laura Perselli Anfang Februar aus der Etsch geborgen wurde, fehlt von der Leiche des 63-Jährigen noch immer jede Spur. Am Wochenende wird die Taucher-Spezialeinheit der Carabinieri aus Genua nach Südtirol zurückkehren und die Suche im Fluss wieder aufnehmen.

Das Geständnis von Benno Neumair ist bereits an dem Zeitpunkt erfolgt, als der Leichnam seiner Mutter gefunden worden war. Bis vor wenigen Tagen ist davon allerdings nichts an die Öffentlichkeit gedrungen. Am leblosen Körper der Frau sind Würgemale festgestellt worden.

Unterdessen soll ein psychiatrisches Gutachten eingeholt werden, um zu bestimmen, ob Benno Neumair zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig war.

Von: mk

Bezirk: Bozen