Von: ka
Meran – Seit Mittwochabend haben wir es schwarz auf weiß. Die Passerstadt will lieber, dass eine Straße nach einem unfähigen und schonungslosen General – Luigi Cadorna –, der nicht gezögert hat, in nutzlosen Angriffen unzählige junge Männer zu opfern, benannt ist, als nach einem kleinen Mädchen – Elena Stern De Salvo –, das aufgrund ihrer jüdischen Abstammung Opfer des Holocaust geworden ist.
Die Umbenennung hätte ein Zeichen sein können, dass auch Meran imstande ist, mit seiner unguten Vergangenheit zu brechen, und sie wäre eine Chance gewesen, mit einer einem Opfer gewidmeten Straße endlich der Schoah zu gedenken, die in Südtirol nirgends so sehr gewütet hat, wie in der Passerstadt.
Aber nein. Einige Meraner Gemeinderäte scheinen nichts aus der Geschichte gelernt zu haben und haben die geheime Abstimmung dazu missbraucht, kleine, schäbige politische Spielchen zu betreiben oder alte Rechnungen zu begleichen. Während von bestimmten Gruppierungen eh nie erwartet worden ist, dass sie Merans dunkle Vergangenheit entrümpeln, schießen nun die Spekulationen ins Kraut, wer denn nun die Heckenschützen gewesen sind.
Aber das ist nach dem angerichteten Schaden eigentlich einerlei. Es bleibt die Hoffnung, dass sie im Herbst vom Wähler aus der Gemeindestube gejagt werden. Meran verdient Räte, die die Vergangenheit aufarbeiten und dabei auch den Mumm besitzen, dahinter mit ihrem Gesicht zu stehen, denn die Passerstadt ist viel weiter, als uns einige anonyme Heckenschützen glauben lassen wollen.
Nach den Wahlen gilt es, die verpasste Chance auszuwetzen und einen neuerlichen Anlauf zu nehmen. Niemand hat sich in Meran mehr eine nach ihr benannte Straße verdient als Elena Stern De Salvo. Das kleine Mädchen, das perfekt deutsch und italienisch gesprochen hat, ist bereits damals für ein anderes, besseres Südtirol gestanden.