Von: luk
Bozen – Im Mordfall Neumair/Perselli sind die Ermittler und die Staatsanwaltschaft davon überzeugt, dass die Tat nicht wie von Benno Neumair angegeben, im Affekt geschehen ist. Der Elternmord sei geplant gewesen, heißt es vonseiten der Anklage und offenbar sah es auch das Freiheitsgericht so, als es die vorbeugende Verwahrungshaft für den Sohn des Paares am 9. Februar bestätigt und damit den Antrag der Verteidigung zurückgewiesen hat.
Mehrere Umstände lassen für die Ermittler den Schluss einer geplanten Tat zu, wie die Tageszeitung Alto Adige berichtet. So wusste er offenbar bereits am Vormittag des 4. Jänner, dass er das Auto der Familie am Abend benutzen durfte. Dies teilte er seiner Bekannten in Auer mit, zu der er am Abend fahren wollte. Wie berichtet, durfte Benno Neumair das Auto seiner Eltern nur in Ausnahmefällen benutzen und war in der Regel mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs.
Zudem schien der 30-Jährige nach dem Elternmord kühlen Kopf bewahrt zu haben und ging planmäßig vor, um Spuren zu verwischen und für die Ermittler falsche Fährten zu legen. So deponierte er das Handy seiner Mutter kurz vor 19.00 Uhr in der Nähe der Rombrücke im Gebüsch. Dorthin war er mit dem Fahrrad gefahren. Das Mobilfunktelefon blieb dort es bis 21.26 Uhr liegen. In dieser Zeit rief Benno das Handy seiner Mutter auch an. Damit wollte er den Anschein erwecken, als würde er nach seiner Mutter suchen. Die Überwachungskameras zeigen, wie Benno am Schollplatz ausgestiegen ist, um das Handy abzuholen. Danach war es plötzlich tot.
Zuvor war er vom Haus in der Runkelsteinstraße mit dem Volvo gestartet. Im Kofferraum befanden sich die Leichen seiner Eltern, die er Minuten später bei der Brücke in der Frizzi Au in die Etsch warf. Auf dem Weg wurde das Auto von diversen Überwachungskameras aufgenommen.
Eltern hatten Angst
Dass von ihrem Sohn womöglich eine Gefahr ausgeht, darüber wussten Laura Perselli und Peter Neumair spätestens seit dem Sommer 2020 Bescheid. Anfang Juli gab es nämlich in Ulm einen Vorfall mit seiner damaligen Freundin. Diese wurde von Benno mit einem Messer in der Hand erwartet. Er hatte bekanntlich einen Überfall vorgetäuscht. In Deutschland wurde Benno eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert. Den Eltern wurde in der Folge angeraten, sich zur eigenen Sicherheit in der Nacht in ihrem Zimmer einzuschließen.
Dass die Eltern Angst vor ihrem Sohn hatten, vertraute Laura Perselli auch ihren Freundinnen an. Als Benno im Sommer wieder nach Bozen gekommen war, gab es auch hier einen Vorfall, bei dem die Polizei einschreiten musste. Wie die Tageszeitung Alto Adige berichtet, sahen die Eltern des 30-Jährigen aber davon ab, ihn in die Hände von Ärzten zu übergeben, wo er womöglich mit starken Medikamenten behandelt worden wäre. Allerdings drängten sie auf eine Therapie. Sie hofften offenbar, dass sich Benno Neumair doch noch fangen würde.